Ärgerst du dich manchmal über deine eigenen Ängste? Du kommst dir lächerlich vor, weil du es doch eigentlich besser wissen müsstest? Und dann verurteilst du dich, weil du dich dieses Mal nicht überwinden konntest?
Ich kenne diese Gefühle nur zu gut! Viele Menschen glauben, sie müssten ihre eigenen Ängste bis aufs Blut bekämpfen. Immer und jederzeit! Und wenn’s mal nicht klappt – dann gibt es eine Runde Selbsthass. Sie glauben, sie könnten erst mit sich selbst im Reinen sein, wenn sie gar keine Angst im Leben mehr hätten.
Das ist ein großer Irrtum! Und er führt dazu, dass wir völlig überzogene Erwartungen an uns selbst stellen und dadurch in eine Spirale permanenter Unzufriedenheit rutschen. Ich habe lange gebraucht, bis ich verstand: Ängste sind okay, sie gehören zu uns – sie gehören zu mir. Und vor allem: Wir werden immer welche haben.
[Disclaimer: Was ich über Ängste schreibe, gebe ich immer aus meiner persönlichen Erfahrung heraus weiter. Dieser Artikel richtet sich an Menschen, die einfach mal einen Schubs brauchen, damit sie sich nicht selbst ihre Chancen nehmen. Falls du an einer Angststörung leidest, sind die Tipps in diesem Artikel möglicherweise nicht hilfreich für dich.]
Du darfst Angst haben. Und du bist in bester Gesellschaft damit.
Es geht gar nicht darum, angstfrei durchs Leben zu gehen. Ängste gehören zum Leben dazu und sie sind wichtig! Wenn wir uns wirklich mal hinsetzen und der Angst genau zuhören, erfahren wir möglicherweise sehr interessante Dinge über uns selbst. Könnte es zum Beispiel sein, dass du Angst hast vor Menschen zu reden, weil du merkst, dass genau das wichtig wäre, um deinem großen Ziel einen Schritt näher zu sein? Dann ist deine Angst in diesem Fall möglicherweise ein Wegweiser, genau dort hinzugehen.
Du kannst lernen, deine Angst anzunehmen. Denn dann geht das Wachstum erst so richtig los: Seine eigenen Ängste nicht als Fremdkörper wahrzunehmen, ist der erste Schritt, mit sich selbst Frieden zu schließen. Wir wehren uns oft zu stark gegen uns selbst, indem wir glauben wollen, dass Eigenschaft A oder B nicht zu uns gehören und weg müssen.
Merke: Angst ist normal und lebenswichtig! Sie kann uns beschützen und auf wichtige Dinge hinweisen, die im Argen sind. Und wir sollten sie nicht wegzaubern wollen, sondern kontrollieren und verstehen lernen. Nichts ist für uns Menschen natürlicher, als hin und wieder Angst zu haben. Angst ist ein Schutzreflex, der uns einfach innewohnt.
Du kannst Angst haben und gleichzeitig mutig sein!
Mutige Menschen haben auch Angst – sie entscheiden sich aber dafür, ihr nicht das Feld zu überlassen. Gehen wir sogar noch einen Schritt weiter: Furcht und Angst sind die Voraussetzung für mutiges Handeln.
„Mut, auch Wagemut oder Beherztheit, bedeutet, dass man sich traut und fähig ist, etwas zu wagen, d.h., sich beispielsweise in eine mit Unsicherheiten verbundene Situation zu begeben.“
[Gerhard Wahrig: Deutsches Wörterbuch. Gütersloh 1970, Spalte 2500.]
Was meinst du, wer ist mutiger? Jemand, der völlig angstfrei ist und eine Sache tut? Oder jemand, der sich unsicher fühlt und es trotzdem versucht, selbst wenn es nicht gelingt?
Mutig zu sein bedeutet also nicht, seine Schüchternheit gänzlich abzulegen. Mutig zu sein bedeutet, der Angst nicht das Feld zu überlassen. Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst!
Wie du dich mit deiner Angst anfreundest: 3 Hilfen gegen Selbstzweifel
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Strategie #1
Achtung Mindset-Shift: Fang an, deine Angst in Ordnung zu finden.
Je stärker du deine Angst innerlich von dir weist und sie hasst, desto schlechter geht es dir. Du tust dir selbst weh und verlierst immer mehr das Vertrauen in deine Fähigkeiten. Ich finde, dass man durchaus auch seiner Angst und Nervosität eine positive Seite abgewinnen kann. Sie sorgt zum Beispiel dafür, dass ich immer gut organisiert und top vorbereitet an die Herausforderung herangehe. Durch das Adrenalin bin ich voll da und zu 100% konzentriert. Das ist vor allem auch etwas, das Geschäftspartner und Kunden schätzen.
Mir ist bewusst, dass es paradox klingt, sich über Herzrasen, Schweißausbrüche und Gefühlsachterbahnen zu freuen, wenn man zu einem Kunden fährt. Soweit musst du auch gar nicht gehen. Aber seine Angst achtsam wahrzunehmen und anzuerkennen, dass sie jetzt nunmal da ist, ist ein erster wichtiger Schritt.
Dieser Tipp von Psychologen wirkt übrigens super: Gib deiner Angst einen kitschigen Namen. Dadurch bekommt sie einen anderen Stellenwert und wird zur Komplizin statt zur ständigen Feindin. Kein Witz, meine heißt Uschi.
Strategie #2
Hör genau zu und denk deine Horror-Szenarien zuende. Klar wird meine innere Uschi oft laut und ich kann sie auch nicht komplett abschalten. Aber das muss ich auch nicht. Wichtig ist, ihr zuzuhören und sie zu beruhigen. Denn wenn ich meine Angst ignoriere und sie verdränge, dann wird sie nur noch lauter.
Frage dich: „Wovor habe ich wirklich Angst? Wovor will mich meine Angst beschützen? Was kann schlimmstenfalls passieren, wenn ich diese Sache mache? Wie kann ich dann vorgehen und eine Lösung finden?“
Wenn du ehrlich bist, wirst du häufig feststellen, dass deine Befürchtungen übertrieben waren. Sprich auch mit einem Vertrauten über deine Sorgen. Raus aus dem eigenen Kopf!
Strategie #3
Du bist nicht deine Gedanken! Dieser konstante Strom an Gedanken, den wir leider nicht ausschalten können, der manchmal wirklich negativ sein kann, der bist nicht du. Das ist nur eine Stimme in deinem Kopf. Vielleicht sagt sie dir, dass du nicht gut genug bist. Dass du zu ruhig bist. Dass du mutiger sein solltest. Und, und, und.
Aber das Gute ist: Wir können über unsere Gedanken nachdenken. Und wir können sie auch stoppen! Nimm dir vor, das nächste Mal gegenan zu denken. Rede beruhigend mit dir selbst und sag: „Lieber Kopf [oder Uschi], du denkst gerade echt Unsinn! Ich bin prima!“ Sprich es sogar laut aus! Du kommst dir eventuell am Anfang dabei ganz schön komisch und albern vor, aber es hilft. Sprich mit dir selbst, wie du mit einer Freundin sprechen würdest. Und vor allem: Hab Geduld mit dir! Veränderung passiert nicht von heute auf morgen.
Was übrigens auch sehr hilft, ist ein Tagebuch. Es hilft dir beim Reflektieren deiner Gedanken und du lernst dich dadurch besser kennen. Falls du jetzt einen Schreck bekommst und denkst „boah, woher soll ich denn die Zeit für das alles nehmen?“, dann sei beruhigt. Mein Journal nennt sich das 6-Minuten-Tagebuch, denn es kostet mich jeweils nur morgens und abends 3 Minuten Zeit. Es lohnt sich wirklich! Hier kannst du es dir genauer ansehen.
Your Life, your Choice
Weil es so wichtig ist, betone ich es zum Schluss noch einmal: Du hast die Wahl. In deiner negativen Gedankenwelt zu verweilen ist eine Entscheidung und die triffst du selbst!
Diese Aussage von Tony Robbins ist mir sehr in Erinnerung geblieben: Veränderung passiert nur, wenn wir eine Entscheidung treffen. Wenn du deinen eigenen Zustand für untragbar hältst, dann findest du die Energie etwas zu ändern. Denn das würde bedeuten, dass es große Nachteile für die Zukunft mit sich brächte (zum Beispiel für deinen Job!), wenn du einfach dort bleibst, wo du jetzt stehst. Also: Hab Angst und mach es trotzdem!
Erzähl mal:
Wovor hast du oft Angst und was machst du dann?
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Schlagwörter: Achtsamkeit / Alltag / Angst / Balance / Gefühle / Mindset / Motivation / Mut / Perfektionismus / Persönlichkeit / Psychologie / Schüchternheit / Selbstbewusstsein / Selbstsabotage / Selbstvertrauen / Stress
Danke für diesen tollen Artikel und das TED-Talk Video, ich fand beides sehr hilfreich und informativ. Gerne mehr davon :-)
Vielen Dank, Sarah!
Hallo Melina, dieser Artikel ist AWESOME!!!! Nicht nur wegen des Jars. :-) Er sagt ALLES, was man im Umgang mit Angst wissen muss. Und hilft mir sehr. Für einen neuen Auftraggeber soll ich Artikel in einem Printmagazin schreiben. Das habe ich noch nie gemacht und tue im Moment alles dafür, mich mal wieder selbst zu sabotieren. Daher sind solche Texte wie deiner sehr hilfreich, sich wieder mit sich selbst und vor allem auch mit der Aufgabe anzufreunden. Mir fallen auch noch zwei schöne Sätze über den Zusammenhang von Angst und Mut ein. “Nur der ist wirklich mutig, der seine Angst zu bezähmen weiß.” Der ist aus einem Asterixheft. :-) Und auch der Buchtitel “Geh an die Orte, die du fürchtest, gefällt mir sehr. Danke, Melina.
Liebe Christiane, viel Erfolg für deinen Auftrag! Printmagazine sind eine richtig tolle Sache. Das Gefühl, wenn du das erste Mal das Magazin in den Händen hälst – und dein Werk auf der Seite… unbeschreiblich. ?
Das Zitat aus Asterix ist auch klasse, danke dafür!
Das stimmt, so hatte ich das noch gar nich gesehen. Vielen Dank für diesen tollen Gedanken.
Oh gerne. Printmagazine haben eine besondere “Magie”, zumindest war das für mich immer so. Ich habe mit 19 angefangen sie zu layouten und mittlerweile war ich selbst in einigen. Das ist schon immer wieder ein Kribbeln. Freu’ dich auf jeden Fall drauf! ?
toller und interessanter Beitrag! Ich finde es wichtig, dass man die Angst nicht als etwas Negatives betrachtet. Es soll einem nicht daran hindern, etwas zu tun. Ich versuche oft, Angst durch Neugier zu ersetzen. Einfach mal etwas auszuprobieren und neugierig zu sein, was auf mich zukommt.
Schöne Woche und Liebe Grüsse
Carla
https://carlakatharina.com/
Dankeschön für deine Meinung, Carla! Ich sehe es ganz genauso. Guter Tipp von dir, sich mehr auf die Neugier und die Entdeckungslust zu konzentrieren.
Hallo Melina, vielen Dank für deinen Mutmacher-Artikel. Besonders im beruflichen Alltag, lösen “Termine mit Menschen” Herzklopfen bei mir aus. Bisher habe ich noch keine erfolgreiche Strategie dagegen für mich entdeckt … aber dein Buch liegt schon auf meiner Couch und ich bin gespannt, welche Ansichten du zu dem Thema hast. Eins bleibt aber sicher. Nach jeder Begegnung merke ich das es gar nicht so schlimm war und selbst wenn ich einen Fehler gemacht habe, die Welt nicht unter geht :) Grüße an dich und deine Leser!
Haha, M-E-N-S-C-H-E-N! ?
Mir geht es manchmal auch so. Jedes Mal, wenn ich eine Situation erfolgreich durchgestanden habe, war’s entweder nicht schlimm oder sogar: richtig gut!
Liebe Grüße,
Melina
Liebe Melina,
Ein toller Beitrg zur rechten Zeit, Danke Dir!
Du kannst wirklich stolz auf Dich sein ?
Ich wünsche Dir eine schöne Woche!
Liebe Grüsse
Vera
Danke ?
Hallo meine Liebe,
ich habe deinen Blog aus Zufall über Instagram entdeckt.
Ich folge dir scheins schon eine ganze Weile ohne, dass es mir richtig bewusst war.
Zuerst möchte ich mal sagen, dass dein Blog wirklich sehr schön aussieht und die Themen die du hier behandelst, mich inspirieren und sehr interessieren.
Solche Blogs brauch man einfach. :-)
Nun zu deinem Post.
Es ist einfach ehrlich wie viel Mut du einem schenkst.
Meine größte Angst ist die Reaktion vor Menschen, die Tatsache das ich mich blamieren könnte oder das Schüchterne Mädchen einfach mal wieder den Mund nicht auf bekommt und falls doch, dann kommt da nur Blödsinn raus (vermutlich fällt es nur mir auf).
Momentan arbeite ich sehr dagegen an und auch gegen die Gedanken “Du bist nichts oder aus dir wird nichts!”
Zu meiner Überraschung nehmen die Menschen um einen, einen ganz anders wahr als man selbst.
Erst letzte Woche war ich bei einem Woman´s Circle wo es um das Thema Bodylove ging. Wir haben geredet, getanzt, meditiert und Yoga gemacht.
Für mich ist die “Vorstellungsrunde” immer das aller schlimmste. Was sag ich? Kling ich dumm? Bin ich zu leise? Was denken wohl alle von mir?
Ich habe richtige Schweiß Ausbrüche gehabt.
Nachdem ich dann dran war und wir untereinander über unsere Geschichte mit unserem Körper gesprochen habe, verflog das ganze.
Ich konnte offen über meinen Körper, den Selbsthass und Zweifel sprechen.
Bei der Vorstellungsrunde sollte man einfach ein paar Eckdaten nennen und jeder hat über einen etwas aufgeschrieben.
Am ende des Abends, durfte sich jeder die Briefe die jeder jedem geschrieben hat durchlesen. Ich saß da und war kurz vor dem weinen.
So liebe Worte. So tolle Menschen. Und sie hatten so viel Vertrauen in mich.
Dieser Nachmittag war ich glaube der schlimmste (zu beginn) und gleichzeitig der schönste Tag seit langem. Ich hatte mich und meine Angst angenommen und war mit mir völlig im reinen.
Einer der Gründe, warum ich nun den Mut dazu habe, einen eigenen Blog auszumachen. Obwohl ich gestehen muss, dass ich das ganze einrichten des Blogs nicht gerade einfach finde. Totales Neuland für mich. Ich bin gespannt ob ich mich da durchgeboxt bekomme, den das hier ist jetzt der dritte Versuch. :D Die anderen Mal war ich so unglaublich am Zweifeln, dass ich es nicht durchgezogen habe, aber dieses Mal vertraue ich mir und es wird gelingen.
Ich wünsche dir alles liebe
Liebe Sibel,
Dankeschön und Hut ab!, dass du dich hier so ehrlich und frei äußerst. ?
“Zu meiner Überraschung nehmen die Menschen um einen, einen ganz anders wahr als man selbst.”
– Ganz genauso war es bei mir auch. Für mich war das eine ganz neue Perspektive: Raus aus dem eigenen Kopf und rein in das Leben, das viel positiver und freundlicher ist als die eigenen fiesen Gedanken. Wie schön, dass du diese Erfahrung auch so intensiv bei deinem Workshop gemacht hast. Das macht wirklich Mut!
Vorstellungsrunden sind für mich auch immer gruselig. Feuchte Hände, Magenkrämpfe… oh ja. Aber seit ich zuhause exakt einstudiert habe, was ich sagen will, geht es besser. Ich kann meinen Text mittlerweile im Schlaf, das hat mir Sicherheit gegeben.
Liebe Grüße,
Melina
P.S.: Viel Erfolg für deinen Blog! Und wenn du mal nicht weiterweißt, kann ich dir diese Websites als Hilfe empfehlen: https://www.bloggerabc.de/ und https://www.blogyourthing.com/
Hallo Melina,
Ein wirklich toller Artikel mit sehr guten Tipps.
Da ich schon länger gegen meine Ängste kämpfe, konnte ich beim lesen nur immer wieder zustimmend nicken. Ich hoffe, dass die Tipps Anderen, die noch am Anfang stehen oder nicht wissen, wo sie anfangen sollen, weiterhelfen können.
Ich selber habe leider recht starke Ängste, die mich eine Zeit lang so sehr eingeschränkt haben, dass ich mich kaum getraut habe rauszugehen oder mit anderen zu reden.
Als ich dann anfing daran zu arbeiten, war es etwas ernüchternd festzustellen, dass diese Ängste nie vollständig verschwinden werden. Aber mittlerweile bin ich sehr stolz darauf, was ich alles erreicht habe.
Mir hat auch besonders die Vorfreude und der Wunsch nach Fortschritt geholfen. Ich will gerne in Ruhe in einem Café sitzen oder auf eine große Messe mit vielen Menschen gehen, also mache ich das auch. Wenn ich etwas wirklich tun will, dann ist es auch einfacher die Angst in ihre Schranken zu weisen.
Für den absoluten Notfall habe ich aber immer noch ein paar Tricks auf Lager. Kaugummi kauen lenkt die Aufmerksamkeit des Gehirns auf eine andere Tätigkeit. Wenn es nicht zu unauffällig ist, kann man auch versuchen alles mit links zu machen (als Rechtshänder) oder auf einem Bein zu balancieren.
Auf jeden Fall danke für diesen tollen Artikel!
Liebe Grüße
Lea
Hallo Lea,
wie schön, dass du mir deine Meinung schreibst und danke für die beiden tollen Tipps! Das sind echt tolle Strategien, um das Gehirn abzulenken. Das Kaugummi wird mir in so mancher Situation (Vorstellungsrunden, Messen, Feiern und co.) bestimmt den Popo retten.
Liebe Grüße und: chacka! ??
Hallo Melina,
interessanter Ansatz und ebenso interessante Möglichkeiten, Ängsten entgegenzuwirken.
Ich finde Angst ist ein recht weitgehender Begriff bzw. ein weitgehendes Gefühl. Hab ich Angst vor einer Spinne? Hab ich Angst im Park vor dem Typ mit dem Klappmesser? Hab ich Angst mich zu blamieren? Also Todesangst (wozu ich ersteres auch zähle!!! hihi..) oder ist es die sogenannte unbegründete Angst, wo mir der Körper und mein Hirn alle Symptome der Todesangst zeigen und ich aber nur in einem Meeting mit 3 fremden Leuten sitze. Also eine Angststörung. Oder handelt es sich um absolutes Unbehagen, weil ich meine Komfortzone verlasse und nicht weiß, was auf mich zukommt.
Ich hab ein wenig Bauchschmerzen bei Formulierungen wie „Du hast die Wahl. In Deiner negativen Gedankenwelt zu verweilen, entscheidest Du ganz allein“ ..“Wenn du gern in deiner Abwärtsspirale bleiben willst – okay, dann ist dein Leidensdruck noch nicht hoch genug.“ Das finde ich schon eine gewagte und auch leicht anmaßende Aussage.
Ich kenne einige Leute mit Ängsten unterschiedlichster Art und keiner von denen denkt sich „heute entscheide ich mich mal für die Angst und steiger mich da richtig rein!“. Im Gegenteil, da wird alles versucht, die Angst leiser zu stellen, was sich als sehr schwierig herausstellt, wenn Dir Dein Herzschlag in den Ohren dröhnt.
Oder „man kann lernen sie zu umarmen“. Ich bin kein Fan des Wortes „man“. Wer ist denn „man“? Also der durchschnittliche Mensch. Wenn ich das also nicht kann, bin ich nicht mal mehr Durchschnitt. Na super!
Leider sind Ängste sehr unterschiedlich, sowohl in der Ausprägung als auch die Ursachen und Auslöser.
Ich stimme Dir absolut zu, dass es sich lohnt, die Komfortzone immer wieder Stück für Stück zu verlassen, um unser Gehirn lernen zu lassen, dass entsprechende Situationen gefahrlos sind. Auch halte ich Ausdauersport für einen sehr wichtigen Faktor, was ich auch durch die Traditionell Chinesische Medizin verständlich finde. Ich vermute auch Ernährung spielt eine große Rolle, was ich hin und wieder beobachten konnte, aber natürlich nicht belegen kann. Nur leider reicht das eben nicht bei allen, und sie sind deswegen nicht Schuld an ihren Ängsten oder geben sich einfach nicht genug Mühe.
Erschreckend ist ja, dass die Anzahl an Menschen mit Ängsten zunimmt. Irgendwas scheint ja schief zu laufen in der Welt.
Großes Thema, womit „man“ Abende füllen könnte :-)
Auf ein gesundes Angst-empfinden
Hey Mo,
du hast etwas zu viel in meine Worte hineingelesen. ?
Bedenke bitte: Ich kann nicht auf jeden Einzelfall eingehen. Na klar gibt es auch einzelne Personen, auf die so eine Grundaussage nicht zutrifft, aber um die geht es hier nicht.
Mein Artikel richtet sich an den psychisch gesunden Durchschnittsmenschen, der einfach mal die liebevolle Keule braucht. Und da beziehe ich mich selbst auch gern mit ein.
Liebe Grüße,
Melina
Liebe Melina,
davon bin ich ausgegangen, das Du diejenigen ansprechen möchtest, die ähnliches durchmachen wie Du und Du Ihnen Mut machen möchtest (und auch tust!). Dafür lese ich Deinen Blog lange genug :-)
Vielleicht tat ich mich gestern damit etwas schwer, weil ich über facebook auf den Bericht kam und ich ihn sonst teile, wodurch meine “Freunde”, die Deinen Blog noch nicht kennen, ihn lesen. Und hier ist der eine oder andere dabei, der seine Angst anders definiert. Bzw. ich definiere seine Angst anders und daher sprangen mich diese Sätze so unbehaglich an. Ist nur meine Meinung, mein Empfinden.
Sollte auch keine Kritik sein, im Gegenteil: ich finde Deinen Ansatz extrem gut, und Respekt, wie Du Deinen Ängsten entgegentrittst. Von “ich mach kein Abi” zum “ich geb ein Interview im Fernsehen” (übrigens kannst Du 3 Sat schon als international bezeichnen – wegen Österreich und Schweiz :-) ).
Liebe Grüße zurück
Mo :-)
Hallo Melina,
ich kann deine Worte nur unterstreichen. Ich bin kein Mensch mit einer Angststörung (was es ja leider immer häufiger gibt), sondern genau deine Zielgruppe und genau dafür finde ich diesen Artikel super. Für mich persönlich war es ein entscheidender Moment als ich an den Punkt kam, wo ich gemerkt habe, dass ich mein Denken tatsächlich auch umlenken kann. Wenn ich mit einer neuen Aufgabe oder Situation konfrontiert werde, kann ich mich dafür entscheiden, mir alle möglichen Horrorszenarien bis ins kleinste Detail vorzustellen oder ich setze gedanklich bewusst das Stoppschild. Das sieht bei mir so aus, dass ich mir einfach mal innerlich auf die ganzen “was ist wenn”-Szenarien ein ganz lautes “Na und?” zurufe. Weil meist ist eben alles (bei mir) auch nur “Na und”, nämlich total banal… Wie gesagt, das gelingt mir für meine persönliche Situation mittlerweile ganz gut, und je mehr man trainiert, desto besser wird man darin.
Liebe Grüße und Danke für deinen Blog, den ich immer wieder gerne lese!
Julia
Hallo Melina,
danke für den tollen Artikel. Früher galt für mich immer “Da, wo die Angst sitzt, da geht der Weg lang”, nur leider hat mich das in vielen Situationen viel Kraft gekostet, und manchmal war das auch gar nicht so richtig mein Weg. Andere Situationen habe ich jetzt so oft durchgemacht oder geübt, dass ich einfach dabei keine Angst mehr habe (z.B. auf der Arbeit telefonieren, da bin ich mit 16 Jahren bei gefühlt gestorben, das verschwende ich heute keinen Gedanken mehr dran). Die Angst ist für mich ein Begleiter, wobei sie mit den Jahren viel, viel leiser geworden ist. Heute kann ich für mich sagen, dass ich einen “erwachsenen” Umgang damit gefunden habe – ich weiß mittlerweile, wann es sinnvoll ist, durch die Angst durch zu gehen und etwas trotzdem zu machen, weil ich es will, und wann es auch okay ist zu sagen, dass ich mich dieser oder jener Situationen nicht mehr aussetzen will, und akzeptiere, dass die für mich Angst besetzt sind.
Danke für den Anstoß darüber nochmal nachzudenken,
lg Nadine
Ich habe eine Angsterkrankung, die ich mittlerweile super im Griff habe – Voraussetzung dafür war: Akzeptanz. Mich nicht gegen die Angst stellen, mich nicht fertig machen, weil ich so “schwach” und “feige” war, sondern zu verstehen, dass mein Körper und meine Psyche nun mal gerade nicht so gut drauf sind und dass ich anstatt mich zu peinigen, lieber dabei helfen sollte, mir etwas Gutes zu tun und dadurch gegen die Angst anzugehen. Geholfen hat mir am meisten ein liebevollerer Blick auf mich selbst. Weniger Perfektionismus. Anerkennen, wie viel ich bereits geleistet habe. Und natürlich die Basics: Sport, frische Luft, gesunde Ernährung, Schlaf, Ehrlichkeit :)
Hallo Melina,
danke für den tollen Beitrag, mal wieder ins Schwarze getroffen! Die Angst und ich – das ist bei mir auch das ewige Thema. Ich hatte vor Jahren mal eine Angsterkrankung (soziale Phobie, die beste von allen :D), hatte sie aber erfolgreich überwunden. Seit ein paar Tagen sucht sie mich jedoch wieder heim und wie damals schon, versuche ich mich mit Händen und Füßen dagegen zu wehren. Dass sie das aber nur größer werden lässt, sollte ich eigentlich wissen. Dein Artikel hat mir das noch einmal vor Augen gehalten. Zu warten, bis “es irgendwie weggeht”, kommt für mich nicht infrage. Dann nehm’ ich die Angst eben mit! Ich frage mich auch zunehmend, ob die Angst nicht manchmal auch eine andere Funktion haben kann. Ich überlege beispielsweise seit einiger Zeit, ob und wie ich mich beruflich verändern kann. Vielleicht ist die Angst nur der Indikator dafür, dass ich nicht mehr länger warten mit einer Entscheidung sollte. Ich glaube, sie will mich gar nicht verschrecken, sondern sie will mir etwas sagen…
Vielen Dank für deinen tollen Blog! :)
Liebe Grüße
Juliane
Ich danke Ihnen für den tollen Artikel. Ich finde auch, dass es wichtig ist, sich seinen Ängsten zu stellen. Nur so kann man Ängste erfolgreich bekämpfen.
Mit besten Grüßen,
Ina
Ein sehr toller Beitrag! Ich hatte bis letztes Jahr Angst, mir einen neuen Job zu suchen. Es war einfacher, sich weiterhin Tag für Tag aus dem Haus zu quälen. Bis dann der Moment kam, bei dem es Klick gemacht hat – mein Chef schrie mich an, als ich ihn wegen etwas ansprach und ich im Recht war. 2 Wochen später unterschrieb ich den Vertrag für meinen jetzigen Job und legte die Kündigung auf den Tisch. Das war so befreiend und heute weiss ich, dass es das Richtige war.
Aktuell ist es die Angst davor, abgelehnt zu werden. Ich kämpfe immer damit, wenn ich jemanden kennen lerne (was nicht so oft passiert) und dann Gefühle auftauchen. Oh ja, diese Angst sitzt sehr tief – die Angst vor Ablehnung, wenn man sich zu jemandem hingezogen fühlt. Gestern habe ich dennoch den Schritt gemacht, ihm zu sagen, dass ich mich von ihm angezogen fühle und ihn noch näher kennen lernen möchte. Nach einem wundervollen Freitag letzte Woche, hoffe ich, dass er es auch so sieht. Aber eben… die Angst vor Ablehung ist da.*seufzt* Dennoch bin ich stolz auf mich, den ersten Schritt getan zu haben. Denn wenn ich dieses Jahr etwas gelernt habe: Das Leben ist zu kurz, um zu schweigen.
Liebe Grüsse
Sabs
Wow, das klingt nach vielen Mutausbrüchen, sehr stark! Alles Liebe und viel Erfolg weiterhin. :)
Toll geschrieben und auf den Punkt gebracht. Ich bin ebenfalls der Überzeugung, dass meine seine Angst “facen” muss. Immer direkt ins Gesicht schauen, anstatt davor wegzurennen. Irgendwann bin ich stärker als sie und dann hat sich auch nichts mehr zu lachen. Mach weiter so! LG Markus https://panikattackenwastun.de
“mutausbruch” ist so ein zauberhaftes Wort.
?
Liebe Melina,
vielen Dank für diesen tollen Artikel. Ich habe ihn jetzt schon ein paar Mal gelesen, und es ist wirklich angenehm, zu hören, dass auch andere Selbstzweifel und eine “Uschi” haben. Zugegeben, habe ich meiner Angst und Zweifel noch keinen Namen gegeben. Aber zumindest kann ich immer mehr lernen, sie anzunehmen und für mich zu nutzen. Ich glaube, Selbstzweifel sind etwas wertvolles, das uns hilft, über uns selbst hinauszuwachsen. Und wenn der innere Widerstand zu überwinden ist … Was soll uns denn dann noch im Außen aufhalten? ;)
Mir hilft es auch, Ängste als wertvolle Erfahrungen anzusehen. Ich hatte z.B. immer große Angst davor, Fehler zu machen, und wenn ich einen gemacht habe, uijuijuij … Da konnte ich mir mindestens eine Woche später noch Vorwürfe machen! Jetzt halte ich mir vor Augen: Aus jedem Fehler kann ich lernen.
Ich lasse meine Selbstzweifel gelegentlich auch zu. Wie du ja auch empfiehlst: Je mehr wir versuchen, sie wegzudrängen, desto schlechter fühlen wir uns. Aber eigentlich total blöd, ständig an sich zu zweifeln, um irgendwelchen Menschen zu gefallen, die sich in der Regel kaum um uns Gedanken machen. Gerade bei solchen Ängsten hilft es mir, mir zu sagen: Ich halte mich NUR an meinen eigenen Anspruch. Ich brauche nicht jedem zu gefallen. Wenn ich jemandem nicht gefalle, dann ist es jetzt sein Problem – und nicht mehr meins.
Liebe Grüße,
Sabrina
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