Die Selbstständigkeit hat mein Leben von Grund auf verändert, das kann ich wirklich so sagen. Seit 2014 arbeite ich mit Timon überwiegend im Home Office und liebe es! Als ich frisch meinen alten Job gekündigt hatte, wurde mein neues Arbeitsumfeld so schnell zum Alltag, dass ich selbst überrascht war. Von meiner Community auf Instagram werde ich immer wieder gefragt, was aus meiner Sicht Vorteile an der Selbstständigkeit sind und warum ich mich selbstständig gemacht habe. Das sind gute Fragen, vor allem weil ich früher eigentlich recht schüchtern und ängstlich war.
Ich habe viel darüber nachgedacht, wie mich die Selbstständigkeit verändert hat. Für mich waren drei Themenfelder die wichtigsten Säulen für diese Lebensentscheidung:
- Zeit für das echte Leben: Freunde, Familie, Gesundheit
- Freiheit und selbstbestimmt arbeiten
- Leben im Einklang mit den eigenen Werten und Bedürfnissen
Wie haben diese Vorteile der Selbstständigkeit mich in den letzten Jahren geprägt? Das erzähle ich dir der Reihe nach in diesem Artikel.
📖 Unten habe ich dir außerdem ein paar tolle Buchtipps zusammengestellt, die Gründerinnen Mut machen.
9 Vorteile meiner Selbständigkeit
In meinem Fall war eigenständiges Arbeiten von zuhause aus ein Befreiungsschlag, das wusste ich schon einen Monat nach meiner Kündigung. Ich wusste sofort: „Das isses!“ Das Gefühl von Freiheit und Eigenverantwortung tausche ich nicht mehr ein. Aber auf welche Bereiche meines Lebens hat sich diese Entscheidung alles ausgewirkt? Hier meine Liebeserklärung an die Freiberuflichkeit:
1. Bessere Gesundheit
Früher nahm ich jede Erkältung mit und litt im Speziellen oft unter Nebenhöhlenentzündungen und Kopfschmerzen. Ich war selten richtig fit und hatte dementsprechend kein starkes Immunsystem. Mir kam dieser Zustand normal vor, weil es vielen Menschen so geht, die wenig Bewegung haben, den ganzen Tag im Büro verbringen und sich “normal” (sprich: ungesund, weil dauernd Fertiggerichte und Snacks in den Mittagspausen) ernähren.
Ich durfte an mir selbst erfahren, wie gesund und ausgeglichen man sich fühlen kann, wenn man sich viel bewegt und ausgewogen isst.
Den Unterschied spüre ich jetzt jeden Tag. Ich bin nur noch selten krank und wenn dann nur für kurze Zeit.
Noch ein Plus: Ich kann mir für mein Training Tageszeiten aussuchen, in denen meine Lieblingsstrecken nicht überfüllt sind.
2. Flexible Arbeitszeiten: Endlich wieder gut schlafen!
Nicht immer, aber meistens zumindest. Ich habe auch früher immer darauf geachtet, ausreichend Schlaf – mindestens 7-8 Stunden – zu bekommen, daran lag es nicht. Erholsam war der Schlaf aber selten. Aufstehen um 6:30 Uhr war nicht das Problem, das wird zur Routine irgendwann. Aber die Leistungsfähigkeit war trotzdem nicht da, egal was ich probiert habe. Die kam immer erst nach dem Mittagessen so langsam aus ihrem Loch hervor.
Seit ich meinem natürlichen Biorhythmus folgen darf, geht es mir viel besser.
Ich muss morgens nicht leistungsfähig sein. Ich stehe später auf und arbeite dafür dann eben auch später (es ist gerade 01:07 Uhr nachts, während ich diesen Artikel schreibe). Und vormittags erledige ich nur Dinge, für die ich meinen Kopf nicht brauche, z. B. Sport machen oder Wäsche waschen.
Übrigens: Ich stelle mir abends so gut wie nie einen Wecker. LUXUS PUR!
3. Selbstbestimmt arbeiten + meine eigene Chefin zu sein
Ich liebe es, Eigenverantwortung zu tragen und mein Business so gestalten zu können, wie ich es selbst möchte und niemandem dafür Rechenschaft schuldig zu sein.
Endlich kann ich mich kreativ ausleben und Projekte umsetzen, mit denen ich wirklich einen Wert für andere stiften kann.
Das hat mir früher oft gefehlt. Ich hatte häufig das Gefühl, meine Fähigkeiten zu verschwenden, weil es nur darum ging, Kund:innen die billigste Lösung zu verkaufen, statt wirklich ihr Leben zu verbessern. Ich höre Menschen zu und möchte herausfinden, was sie sich wirklich wünschen.
Außerdem ist es natürlich genial, flexibel zu sein und Business Entscheidungen jederzeit hinterfragen und ändern zu können. Heute können Timon und ich uns viel schneller und effizienter weiterentwickeln.
4. Bessere Ernährungsgewohnheiten
Manchmal koche ich sogar zweimal am Tag, wenn ich Lust habe. Die Zeiten, in denen ich mein Mittagessen innerhalb von 30 Minuten kaufen, warm machen und dann noch schnell runterschlingen musste, sind definitiv vorbei. Das Tolle am Home Office ist nämlich: Die Küche liegt immer ziemlich nah am Arbeitszimmer.
Statt Fertigprodukten gibt es jetzt täglich viel Obst und Gemüse und ich mag mittlerweile Lebensmittel, die ich früher nie entdeckt hätte.
Effizienz beim Arbeiten ist prima, aber beim Essen absolut fehl am Platz. Das muss man einfach auskosten und genießen! Dass ich mir diese Zeit jeden Tag nehme, sorgt für weniger Stress und nebenbei habe ich ein deutlich besseres Körpergefühl. Gerade im Home Office neigt man dazu, noch länger am Rechner zu sitzen, weil ja Arbeit und Freizeit “so schön” in einander übergehen. Ich achte seitdem vermehrt auf meinen Flüssigkeitshaushalt und die Snacks, die ich zwischendurch brauche. Hier habe ich schon einmal über meine Essgewohnheiten und bessere Konzentration geschrieben: „Besseres Essen = bessere Leistung?“
5. Mehr Freizeit
Mehr Freizeit mag für viele paradox klingen… hört man doch so oft den Satz: „selbst und ständig“. Ich hasse diesen Satz. Er suggeriert, dass wir alle nur Opfer unserer Umstände sind und allem und jedem hinterherrennen müssen. Leider kenne ich viele Selbstständige, die wirklich nach diesem Grundsatz arbeiten. Ihr Business ist so aufgebaut, dass sie jedem Auftrag hinterherrennen und trotz voller Auftragsbücher trotzdem auf keinen grünen Zweig kommen. An Freizeit ist da gar nicht so denken.
Ich habe viel über Zeitmanagement und Selbstorganisation lernen dürfen und arbeite weniger Stunden als je zuvor.
Die Eigenverantwortung, achtsame Regeln für uns aufzustellen, dank derer wir leistungsfähig und leidenschaftlich bleiben können, tragen wir aber selbst. Niemand sonst. Das gilt während der Arbeit und auch danach. Natürlich sind auch dieser Freiheit gewisse Grenzen gesteckt. Aber zu einem ferngesteuerten Workaholic mutieren muss niemand. Aber auch den Wert der eigenen Arbeit zu kennen und vernünftige Preise zu nehmen ist elementar wichtig, um sich aus dem Hamsterrad zu befreien.
6. Mein Job macht mir wieder Freude
Für mich einer der wichtigsten Vorteile meiner Selbstständikeit! Ich lebe nicht (mehr) für den nächsten Urlaub.
Die nächste anstehende Reise war für mich früher der einzige Motor, durchzuhalten und mich auf irgendetwas zu freuen.
Am Wochenende großartige Unternehmungen zu planen, war nicht möglich, dafür war ich oft zu platt. Das Wochenende war meist vorbei, bevor ich überhaupt runterfahren konnte. Um ehrlich zu sein, wusste ich damals gar nicht, wie man sich wirklich entspannt. In meiner Welt ergab die magische Formel: Entspannung = Urlaubsreise total Sinn.
Ich liebe es natürlich nach wie vor, Reisen zu planen. Ich würde sogar sagen, dass ich mehr reise als früher. Aber das ist nicht der Dreh- und Angelpunkt meines Lebens. Ich bin ausgeglichener und habe in meinem neuen Alltag genügend Kleinigkeiten gefunden, über die ich mich täglich freuen kann. Und ich weiß, wie wichtig es ist, sich jeden Tag kleine Inseln zu schaffen, die Energie und Ausgleich für den stressigen Alltag bieten. Keine Reise kann Stress aus mehreren Monaten Anspannung ausgleichen.
7. Mehr Zeit für Freunde & Familie
Früher war ich nach der Arbeit und an den Wochenende so platt und ausgelaugt, dass ich kaum noch Energie dafür hatte, um mich um meine sozialen Kontakte zu kümmern. Viele Introvertierte werden die Problematik nachvollziehen können: Ein einer Bürowoche voller Kundenkontakte, Telefonate und Meetings ist der soziale Akku einfach mal leer. So leer, dass man selbst für die schönen Begegnungen manchmal keine Energie mehr hat.
Heute genieße ich die Vorteile meiner Selbstständigkeit in vollen Zügen, zum Beispiel, indem ich mich mit den Menschen, die mir am Herzen liegen, tagsüber in Cafés verabrede, wenn gerade weniger los ist oder mit ihnen zu entspannten Uhrzeiten spazierengehe.
Ich pflege außerdem viele spannende Kontakte zu Kolleginnen, die ich in ihrer Stadt besuche oder mich einfach zum Zoomen verabrede. Siehe nächster Punkt!
8. Viele neue Kontakte
Hätte ich nicht angefangen im Home Office zu arbeiten, hätte ich es vermutlich nicht gewagt, über den Tellerrand zu schauen und meine Fühler nach anderen Menschen auszustrecken, denen es ähnlich geht. Auch, wenn ich schüchtern und introvertiert bin – klar brauche ich Kolleg:innen, mit denen ich mich austauschen kann. (Wenn dich interessiert, wie ich es als Schüchterne schaffe, mit neuen Menschen in Kontakt zu kommen, dann empfehle ich dir unseren Podcast Still & Stark und den Online-Kurs Intuitiv Netzwerken.)
Gerade wenn du viel Zuhause bist, ist es wichtig, dich mit Menschen zu umgeben, die deine Werte teilen und dich ermutigen.
Denn natürlich kann einem im Home Office auch mal die Decke auf den Kopf fallen und man fühlt sich abgeschnitten vom Rest der Welt. Ich habe immerhin das große Glück, dass ich bei meinem Mann mitarbeite und wir motivieren uns gegenseitig. Ansonsten facetime oder skype ich auch gerne mit anderen Selbstständigen von überall her oder versuche mich auf einen Tee zu verabreden, wenn sich die Gelegenheit bietet.
9. Die eigene Chefin zu sein ist ein Wachstumsschub für die eigene Persönlichkeit
Die Selbstständigkeit hat mich vieles gelehrt:
- wie ich als Introvertierte meine Stärken voll ausleben kann,
- meine eigene Persönlichkeit besser kennenzulernen,
- Grenzen zu erkennen und diese zu kommunizieren,
- Mut zu entwickeln und immer wieder die eigene Komfortzone zu erweitern,
- mit Misserfolgen schneller fertig zu werden,
- Perfektionismus in den Griff zu bekommen,
- und vieles, vieles mehr…
Vorteile und Nachteile der Selbstständigkeit: Was ist mit der Angst vor der Zukunft?
Was die Vorteile und Nachteile der Selbstständigkeit angeht, machen sich viele Menschen Gedanken um ihre finanzielle Sicherheit. Viele Dinge kann man nicht beeinflussen. Aber wie man selbst eingestellt ist schon. Die Wahrheit ist: schlechte Erfahrungen macht man immer wieder – aber die guten verpasst man noch obendrein, wenn man in permanenter Angst lebt. Klar weiß ich nicht, wann der nächste große Auftrag kommt. Oder ob unsere Arbeit mit Vanilla Mind überhaupt dauerhaft gefragt sein wird. Aber dafür planen wir langfristiger, legen Reserven zurück und genießen im Gegenzug unsere Unabhängigkeit.
Selbstständig machen: 3 Bücher, die ermutigen
1. Female Founders Book
von Val Racheeva und Maxi Knust
Die beiden Unternehmerinnen Val und Maxi haben dieses Buch komplett in Eigenregie herausgebracht. Das Besondere: Sie haben 30 Unternehmerinnen interviewt und sie gefragt, welche Hürden sie in ihrer Selbstständigkeit überwinden mussten, wie sie daran gewachsen sind und was sie anderen raten würden. Fängt man erst einmal an, die ganzen tollen Geschichten dieser mutigen Frauen zu lesen, kann man gar nicht mehr damit aufhören! Dieses Buch ist alles andere als ein Buch voller “typischer Businessfrauen”, sondern eine spannende Sammlung sehr unterschiedlicher Charaktere und Geschichten. → Hier mehr über das Buch erfahren*
2. Einfach machen! Der Guide für Gründerinnen
von Katharina Marisa Katz
Träumst du davon, dein eigener Chef zu sein? Auch in diesem Buch findest du ermutigende Interviews von Frauen, die diesen Weg bereits erfolgreich gegangen sind. Auch große Fragezeichen, die einen oft vom Machen abhalten, werden angeschnitten: „Wie erstelle ich einen Businessplan? Welche Zuschüsse, Kredite und Förderungen gibt es für Gründerinnen? Wie sieht es mit meiner Verfügbarkeit aus, muss ich immer online oder ansprechbar sein?“ → Hier mehr über das Buch erfahren*
3. Roots: Wie ich meine Wurzeln fand und der Kaffee mein Leben veränderte
von Sara Nuru
Roots ist vielleicht eine etwas unerwartete Empfehlung, denn es handelt sich hier nicht um einen Ratgeber für die Selbstständigkeit, sondern um Saras persönliche Biografie. Was du vor allem aus dem Buch dieser faszinierenden und starken Frau mitnehmen kannst: Du kannst deine eigene Chefin werden und den Mut finden, deinen eigenen Weg zu gehen! → Hier mehr über das Buch erfahren*
Fallen dir noch mehr Vorteile zur Selbstständigkeit ein? Was liebst du besonders? Schreib es mir gerne in die Kommentare, ich freu mich!
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Schlagwörter: Achtsamkeit / Alltag / Arbeit / Balance / Gesundheit / Home Office / Persönlichkeit / Selbstbewusstsein / Selbstmanagement / Selbstständigkeit / Selbstvertrauen
Hi Melina,
toller Artikel – kann ich 1 zu 1 so unterschreiben. Bei mir geht es zwar gerade erst so richtig los mit der Selbstständigkeit, aber ich hatte 6 Monate lang quasi “Probezeit” mit nebenberuflicher Selbstständigkeit neben meinem Arbeitslosengeld. Ich habe alles exakt so erlebt und empfunden wie Du es beschreibst und freue mich jetzt mega, in die hauptberufliche Selbstständigkeit durchzustarten.
Alles Liebe
Suzanne
6 Monate Probezeit sind auch eine gute Idee! :)
Ich wünsche dir viel Erfolg!
Liebe Grüße,
Melina
Word word word. Ich kann mir gar nichts anderes vorstellen, als selbstständig zu sein. Für ein festes Agenturleben bin ich einfach nicht der Typ, brauche zu sehr meine Freiheit und Ruhe um mich selbst und ständig weiterzuentwickeln.
Oh und ich fühle mich sehr geehrt, dass ich dir mit meinem Blog ebenso etwas Gutes tun kann. Danke! Freue mich auf unser Treffen in Hamburg :)
Jaaaaa, darauf freue ich mich auch sehr! :)
Liebe Melina,
ich lese hier schon eine Weile mit und muss mich jetzt endlich mal zu Wort melden! :)
Danke für diesen fantastischen Beitrag! Habe ihn gestern schon gelesen und eben auch nochmal.
Jedes Mal habe ich ein richtiges Vorfreude-Kribbeln gespürt. Zwar bin ich erst am Anfang meiner geplanten Selbstständigkeit (nebenberuflich erstmal), aber allein der Gedanke fühlt sich schon so gut an, dass es gar nicht falsch sein kann.
Dein Blogpost kommt also genau zum richtigen Zeitpunkt – falls der innere Kritiker sich mal wieder zu Wort meldet… ;)
Danke und liebe Grüße,
Chrissi
Ein sehr schöner Artikel. Ich finde es wunderbar, wenn sich jemand so für etwas begeistern kann und es dann ganz schlicht und weg einfach macht. Chrissi hat es in dem Kommentar vor mir ganz genau richtig gesagt. Wie kann etwas falsch sein, das sich so gut anfühlt?
Ganz liebe Grüße,
Anna
Von “einfach machen” bin ich meilenweit entfernt, aber zumindest weiß ich inzwischen, dass die meisten Ängste relativ unbegründet sind. Und ja, du hast Recht – es fühlt sich super an!
Viele liebe Grüße an dich und Julia! :)
Du sprichst auch mir aus der Seele, auch wenn ich noch lange nicht soweit bin, wie Du. Ich bereite mir aktuell den Weg in die Selbständigkeit und habe um meine Gedanken zu sortieren kürzlich den folgenden Text geschrieben. Eigentlich nur für mich und er sprengt hier wahrscheinlich auch den Rahmen, aber passt irgendwie zum Thema und da das Internet ja so schön anonym ist, poste ich ihn mal hier als Kommentar:
Sieben… eine verhexte Zahl. Sieben Jahre hat es gedauert, bis ich erkannt habe, dass ich auf dem falschen Weg bin und das angestrebte Veränderungen einfach nicht funktionieren konnten. Du kannst alles schaffen, wenn Du nur willst. Daran habe ich irgendwann nicht mehr geglaubt. Doch mit etwas Abstand verstehe ich, dass ich selbst das Problem war. Ich wollte es einfach nicht genug, um alles zu schaffen, was ich mir einbildete zu wollen. Oder vielmehr, was die Gesellschaft mir unterschwellig versuchte einzureden, was vernünftig und der richtige Weg sei.
Sieben…sieben Jahre lang arbeite ich nun schon, bin angestellt, anderen unterstellt, muss schlucken, muss mich anpassen und bin unzufrieden. Schon immer. Es gab eine Zeit, in der es erträglich war, einfach weil die Arbeitszeit halbwegs lebensfreundlich war und mein Privatleben für die fehlende Erfüllung auf der Arbeit entschädigt hat. Damals kam ich zu der Erkenntnis, dass ich gar nicht für große Karrieren gemacht bin, der steile Weg nach oben mir egal ist. Ich war überzeugt davon, dass mir ein kollegiales Arbeitsumfeld ausreichte, die Aufgaben müssten nicht sonderlich fordernd sein, ich hatte ja meinen Ausgleich im Privaten. Und Urlaube auf die ich mich freuen konnte und auf die ich pausenlos hinarbeitete.
Sieben…sieben Jahre und drei Arbeitgeber, vier Arbeitgeberwechsel und immer das wiederkehrende Problem. Ich fühlte mich nicht wertgeschätzt, nicht beachtet, unfair behandelt, bevormundet, schlichtweg nicht ernst genommen. Was ist falsch an mir? So schlecht bin ich doch nicht in dem, was ich tue?! Wieso denkt jeder nur an sich? Was motiviert die Menschen um mich herum dazu, weiter im Hamsterrad um ihr Leben zu rennen. Immer höher gesteckten Zielen hinterher, die aus Geldgier und dem Streben nach immer mehr Wachstum geboren sind.
Sieben…sieben Jahre habe ich gebraucht, um zu verstehen, was hier falsch läuft. Es sind nicht die anderen. Ich bin es. Ich bin hier der Fremdkörper. Mein Inneres rebelliert gegen das, was ich hier tue. Und manche Außenstehende scheinen es dann und wann schreien zu hören. Es flackert auf, durch einen skeptischen Blick, der einen Moment zu lange währt und meine Gedanken verrät. Träumer sind leidenschaftliche Menschen, ich jedoch vergaß und verdrängte diese Leidenschaft und versteckte die Kreativität in der hintersten Ecke. Der Ernst des Lebens hat keinen Platz dafür, die Zeit des Träumens ist vorbei. Büro tagein tagaus, so ist das Leben als Erwachsener halt. STOP!
Sieben…nach sieben Jahren und vielen Selbstgesprächen und einem wichtigen Gespräch mit einer Person, der ich so viel Tiefe und Umsicht nicht zugetraut hatte, weiß ich es besser. Etwas im Leben erreichen zu wollen ist nichts schlechtes, wie ich zwischenzeitlich tatsächlich dachte und Karrieristen für ihren Lebensentwurf verachtete. Aber uns alle treiben andere Dinge an, um morgens mit einem Lächeln in den Tag zu starten. Ich bin auf einem guten Weg, meine eingestampfte und zurückgehaltene Leidenschaft langsam wieder aufzuwecken. Sie ist noch zaghaft, vorsichtig, skeptisch. Ihre größten Feinde sind die Angst und die Unsicherheit, aber sie kämpft sich langsam an die Oberfläche und übernimmt die Herrschaft. Sie schaut sich um und ihr gefällt, was sie sieht. Sie ist bereit!
Warum verschlinge ich seit Jahren jeden Artikel zum Thema Selbständigkeit? Bin Mitglied in diversen Gruppen und bewundere mit Ehrfurcht, was meine Kollegen erschaffen? Weil genau das mein Weg ist. In einem Angestelltenverhältnis habe ich selten richtig funktioniert, immer bin ich angeeckt, auch wenn es nicht jedes Mal jemand gemerkt habe, so viel Selbstbeherrschung hatte ich. Aber einmal gesät kann der Samen der Unzufriedenheit sich ausbreiten und überwuchert zusammen mit seinem Freund dem Selbstzweifel alle Hoffnung, die geblieben ist. Lange war ich mir nicht sicher, ob es mir „das wert“ ist, denn Selbständigkeit bringt eine Last mit sich, die Unsicherheit und bedeutet den Abschied von geregelten Arbeitszeiten. Im Gegenzug erhält man aber so viel mehr Lebenszeit und Freiheit, indem man plötzlich das tut, was einem Spaß macht, statt einfach dafür zu sorgen, dass Geld in die Kasse kommt. Was wird aus den Plänen… Eigenheim, Hochzeit, Kinder?! Das regelt sich alles, davon bin ich mittlerweile überzeugt. Und was würde mir das alles bringen, wenn ich dafür mein eigenes Glück permanent hinten anstelle? Eben!
Ich bin bereit!
Wow, danke fürs Teilen! Ich finde es total motivierend zu sehen, wie du an deinen Zielen arbeitest. :)
Toller Artikel, vielen Dank! Gerade das Angst-Thema ist interessant, dass es bei dir weniger geworden ist und nicht mehr. Oder gibt es noch einen Artikel: Was hat sich mit der Selbständigkeit verschlechtert? :)
Nein, den Artikel gibt es nicht. Das hat auch einen Grund: es hat sich für mich nichts verschlechtert. Man muss für alles Opfer bringen, aber das sehe ich nicht als Nachteil. :)
Wie alles anfing, kannst du aber z.B. hier lesen: https://vanilla-mind.de/der-anfang-von-allem/
Hallo Melina,
sehr schöne Zusammenfasung, kann ich im Grunde aus eigener Erfahrung so unterschreiben :)
Danke und Gruss
Martin
Danke, Martin!
Einen schönen Sonntag noch!
Liebe Melina,
ich hab mich in so vielen Punkten wiedererkannt!
Von der Gesundheit, über das Kochen, bis hin zur German Angst :-D
(Dabei hilft es auch sehr, nicht mehr so oft in Deutschland zu sein.)
Vielen Dank für die Erwähnung!!
Freut mich riesig, dass ich da in Deinen Kreis von Gleichgesinnten gewandert bin. Kann ich nur zurückgeben :-)
Viele liebe Grüße aus Mexiko,
Carina
Oh, Mexiko… Habe schon deine tollen Bilder auf Instagram gesehen!
Ich war nur eine Woche in Spanien und hatte schon das Gefühl, dass es irre erholsam ist mal nicht in Deutschland zu sein. Und das lag nicht an der Sonne, sondern am Lebensgefühl. Das Gen für den Selbstzerstörungsmodus haben wohl einige Deutsche (mich eingeschlossen). ;)
Ganz liebe Grüße zurück! :)
Liebe Melina,
toll geschrieben, ich erkenne mich auch in vielen Punkten wieder. Bei mir sind es bald fünf Jahre und es macht wirklich viel Spaß mit so viel Freiheiten zu arbeiten oder besser gesagt zu leben.
Mach weiter so! :-)
Alles Liebe,
Vera
Hallo Melina,
ich finde mich in deinem Post ebenfalls wieder. Die Selbstständigkeit ist so viel gesünder als das Angestelltenleben, obwohl es von den meisten Menschen als purer Stress dargestellt wird. Ich hoffe, dass auch ich dich demnächst etwas inspirieren kann.
LG
Tanja
Liebe Melina, genau aus diesen Gründen habe ich mich selbstständig gemacht. Auch, wenn das zu Anfang fuer mich bedeutet, dass ich weitaus mehr arbeiten muss, lohnt sich die Selbstständigkeit auf Dauer einfach mehr und hilft uns, glücklich zu sein. Ich kann und möchte nicht angestellt arbeiten und lieber an meinen eigenen Träumen feilen… Danke für diesen Artikel, der meine Gedanken widerspiegelt! Liebe Grüsse, Jacqui
Liebe Melina,
Du hast es wirklich so gut zusammengefasst! Mir ging es auch genau so!
Im Büroleben zählt man viel zu oft die Tage bis zum nächsten Urlaub und das ist dann wirklich sehr schade! Das Leben ist zu kurz!
Danke für die Motivation! :)
Hallo Céline,
ja du hast Recht, wenn man das Leben dann auf wenige Urlaubstage dezimieren muss, ist wirklich etwas schief gelaufen.? Liebe Grüße, Melina
Liebe Melina. Das ist hier der erste Artikel den ich von dir lese…und ich finde ihn unglaublich gut! Ich bin definitiv kein Fan von Arbeitsalltag, hatte aber doch immer etwas Zweifel ob so was mit Home-Office etc funktionieren kann. Dein Artikel hat mich neu inspiriert! Vielen Dank dafür. Echt. Und jetzt werde ich mich Mal auf deinem Blog umschauen ;-)
Herzliche Grüße aus Albanien,
Sarah
moi
das mit dem homeoffice mache ich jetzt seit über 20 jahren.
und ich will nicht weg davon. klar habe ich auch, wie du, deadlines von kunden. aber es gibt mir trotzdem ein inneres gefühl der freiheit, das ich nicht missen möchte.
es war auch mega praktisch, als mein sohn noch in die schule ging. ich konnte für ihn da sein und trotzdem arbeiten.
die entscheidung selbständig im homeoffice habe ich nie bereut.
Liebe Melina, danke für das sehr positive Plädoyer zum Homeoffice. Ich arbeite seit vielen Jahren im Homeoffice und kann die meisten Eindrücke bestätigen. Wenngleich es auch Nachteile gibt. Für mich fehlen z.B. die kleinen Ablenkungen wie der Gang zur Küche, das Gespräch mit dem Kollegen auf dem Flur oder auch das gemeinsame Mittagessen. Diese Pausen vergesse ich im Homeoffice oft, weil ich so in meine Arbeit vertieft bin. Für mich als Bewegungsmensch ist Bewegen extrem wichtig bei der Gestaltung meiner Pausen. Daher habe ich eine kleine Serie mit kleinen Bewegungsübungen, die direkt am Schreibtisch umsetzbar sind, erstellt. Vielleicht sind die auch für Deine LeserInnen interessant: https://youtu.be/UEamr51uSTE
Liebe Grüße David
Danke für deinen Mut, Melina!
Deine Artikel und auch die Podcast Folge zur Selbstständigkeit bestärken mich darin, diesen Weg zu gehen. Gerade bei der Freiheit, den Tag nach den eigenen Bedürfnissen zu gestalten, finde ich mich wieder.
Für mich spielt auch eine Rolle, viele verschiedene Dinge ausprobieren zu können, ohne irgendwen fragen zu müssen.
Viele Grüße und ich freue mich auf die nächsten Blogartikel von dir :)
Oh ja, ein sehr wichtiger Punkt! Sich selbst ausprobieren und austoben zu können ist herrlich!
Liebe Grüße und eine schöne Woche, Melina
Deine Begeisterung für das Homeoffice schwingt hier wirklich in jedem Wort mit. Ich genieße gerade auch viele Vorteile, vor allem, dass die Wegzeit zur Arbeitsstelle jetzt wegfällt ist großartig. Trotzdem…Homeoffice kann auch zur Last werden, wenn man sich nicht eine klare Struktur setzt und auch zu Hause die richtige Infrastruktur (z. B. höhenverstellbarer Schreibtisch) hat.
Sehr inspirierender Artikel! Ich habe vor einem Jahr mein Studium abgebrochen und mich für ein Fernstudium entschieden und bin so dankbar, von zu Hause aus arbeiten zu können und mir meine Zeit selbst einteilen zu können. Vor einem halben Jahr habe ich mich selbstständig gemacht und glaube auch hier, dass es eine gute Entscheidung war. Allerdings merke ich, dass es mir momentan noch schwer fällt, an Aufträge zu kommen bzw. zu akquirieren (habe darüber auch einen Blogbeitrag geschrieben ;) ). Habt ihr hierzu auch einen Artikel, wie man das als introvertierte, sensible Person leichter schafft? Oder behandelt ihr das Thema auch in eurem Kurs?
Oh Sofie, mit der Frage rennst du offene Türen bei uns ein! ;)
Dieses Thema kehrt in unseren Artikeln, aber auch im Still & Stark Podcast immer wieder. Ich empfehle dir vor allem die folgenden Episoden: 10 (Small Talk), 15 (Selbstständigkeit aufbauen), 21 (Mutiger werden), 24 (Sichtbarkeit und Branding), 47 (nochmal Sichtbarkeit). :)
Alles Liebe,
Melina
Liebe Melina!
Das hast du wunderbar geschrieben! Ich habe mich besonders darin erkannt, dass mich der Gedanke an den nächsten Urlaub immer wieder hat durchhalten lassen. Heute genieße ich meine Selbständigkeit :-)