Wir ruhigeren Menschen haben es im Beruf manchmal nicht so einfach: Wir mögen es leise und schätzen unsere Ruhe. Aber für alle, die anders ticken, ist das manchmal nicht nachvollziehbar. Besprechungen, Telefonkonferenzen, After-Work-Aktivitäten, Präsentationen und – neuerdings – jede Menge Zoom-Meetings.
All das kann für zurückhaltende Personen ein großer Energieräuber sein. Während andere sich dabei wie ein Fisch im Wasser fühlen, fragst du dich vielleicht die ganze Zeit: „Wann kann ich endlich nach Hause auf meine Couch?“ – Unsere laute Arbeitswelt ist definitiv Grund genug, nach Feierabend gleich nach Hause zu rennen – statt den eigenen Akku mit weiteren Gruppenaktivitäten nach getaner Arbeit noch weiter zu strapazieren. Zu einem Glas Rotwein sage ich gerne ja. Aber im kleinen Kreis (oder allein) auf meiner Couch.
In diesem Artikel schreibe ich darüber, wie ich mein introvertiertes Wesen mit der extravertierten Arbeitswelt besser in Einklang bringe.
Abgrenzung: Wie ich meine gesunde Balance finde
Manchmal stecke ich in einem regelrechten Zwiespalt, der dir vielleicht auch bekannt vorkommt: Ich brauche Zeit für mich, dringend. Gleichzeitig meldet sich aber auch meine innere Kritikerin zu Wort, die sagt: „Jetzt bist du aber unsozial, Melina!“ – Natürlich möchte ich nicht immer und ständig allein sein, aber eben doch häufiger als andere in meinem Umfeld. Mittlerweile weiß ich ganz gut, wie ich ein Nein zu Energieräubern freundlich und verständlich verpacken kann. Das war aber nicht immer so!
„Sorry, ich kann heute nicht reden. Ich habe gestern schon mit zwei Personen gesprochen.“
Also: Wie findet man eine gesunde Balance zwischen den zwei Extremen „hallo Welt, hier bin ich“ und „lasst mich alle in Ruhe, ich ziehe auf den Mond“? Und wie managed man die Erwartungen anderer? Ich habe diese Fragen für mich beantwortet und möchte drei Lektionen mit dir teilen, die mir geholfen haben, bewusster durch den (Berufs-) Alltag zu gehen, ohne ständig meine eigenen Grenzen zu ignorieren.
1. Lerne dich besser kennen
Ganz logisch, oder? Dennoch: Man ahmt fast automatisch nach, was andere einem vorleben und hinterfragt gar nicht, ob dieser Weg auch der eigene ist. Zwei Beispiele: „Gehe ich gerne feiern oder mache ich das nur, um keine Außenseiterin zu sein?“ Oder: „Ist das wirklich mein Geschmack oder denke ich, dass es sich so gehört?“
Falls du dich mit den Persönlichkeitsmerkmalen Introversion und Extraversion noch nicht so intensiv auseinandergesetzt hast, empfehle ich dir dringend, das zu tun. Ein ganz wunderbare Buch, um dich und deine Eigenschaften besser zu verstehen und schätzen zu lernen, ist „Still“ von Susan Cain. In diesem Artikel findest du eine Beschreibung zu dem Buch und noch vier weitere Buchtipps, die deinem Selbstvertrauen guttun werden.
Sich und seine Bedürfnisse kennenzulernen ist ein Prozess und geht nicht von einem Tag auf den anderen. Was mir neben langen Gesprächen mit Timon außerdem geholfen hat, mich besser kennenzulernen, ist ein Journal. Ich mache mir Notizen, was mir besonders gut getan hat, wobei ich gut entspanne und ich reflektiere über das, was ich erlebt habe.
2. Entschuldige dich nicht für deine Bedürfnisse
Wenn du weißt, wer du bist und deine eigenen Bedürfnisse kennst, möchtest du sie bestimmt auch ernst nehmen. Und das geht meistens auch ohne, dass du dabei anderen vor den Kopf stößt! Und dann wirst du – vielleicht sogar überrascht – feststellen: Niemand mag dich lieber, wenn du krampfhaft versuchst jemand anderes zu sein. Das nimmt dir so viel Druck! Einfach du zu sein ist nämlich eigentlich das Entspannteste, was du überhaupt tun kannst. Es ist deine Natur. Nur manchmal übersehen wir das und lassen uns von der Lebensweise anderer ablenken.
Wenn Menschen dich für das kritisieren, was dich tief im Innern ausmacht, zum Beispiel dein Bedürfnis nach Ruhe, dann halte sie auf Abstand. Sie kennen dich nicht gut genug und sind gar nicht in der Position, solche Aussagen über dich zu treffen.
Eine introvertierte Teilnehmerin, die unseren Kurs „Intuitiv Netzwerken“ gemacht hat, sagte Timon und mir hinterher in einer E-Mail ganz überrascht: „Mir ist es jetzt richtig klar geworden, dass ich ruhige Menschen sehr mag.“
Wenn ich so etwas lese, bekomme ich einen Kloß im Hals. Einerseits, weil es so schade ist, dass viele sich und ihr eigenes Wesen so wenig wertschätzen. Aber andererseits natürlich aus Freude, weil unser Kurs dabei helfen kann, dass man seine eigene Art endlich wertschätzt und anfängt, selbstbewusster durch den (Berufs-) Alltag zu gehen.
3. Teste deine Grenzen
Trotz meiner ausgeprägten Liebe zu Rotwein-Abenden auf der Couch, ist mir bewusst: Nur weil ich introvertiert bin, heißt das noch lange nicht, dass ich auch einsam sein muss. Ganz im Gegenteil: Seit ich endlich weiß, wie ich die lang vermisste Verbundenheit mit anderen herstellen kann, achte ich darauf, mich regelmäßig mit Kolleg*innen auszutauschen. Nur eben nicht in einer großen Gruppe, sondern am liebsten nur mit 1-2 Personen.
Behalte deine Komfortzone im Auge! Sie ist nicht immer dein Freund, auch wenn es für den Moment so aussehen mag. Ab und zu ist es ganz gut, mal neues Terrain zu testen und sich für neue Erfahrungen zu öffnen. Hier findest du ein paar schöne Anregungen dafür.
Nicht immer ist der richtige Moment, sich in seine Festung zurückzuziehen. Ich muss sogar zugeben: Manchmal wenn ich mit anderen unterwegs war, obwohl ich vorher keine Lust hatte, habe ich es am Ende sogar genossen – sofern die Unternehmung nicht darin besteht, laute und überfüllte Orte zu besuchen, versteht sich!
Es ist von Situation zu Situation manchmal nicht einfach, den richtigen Mittelweg zu finden, um eine gute Balance zu halten. Und das ist okay, das Leben ist ein Lernprozess.
Sei dir immer der Tatsache bewusst, dass du es nicht jedem recht machen kannst und dass die eigenen Bedürfnisse absolut nichts sind, wofür du dich entschuldigen oder gar schämen musst!
Jetzt du:
Wo hast du dich wieder erkannt?
Lass es mich unbedingt wissen, ich freue mich auf deine Erfahrung! Und wenn dir dieser Artikel gefallen hat: Teil ihn doch gern in deiner Instagram-Story oder auf Pinterest. #sharingiscaring
Die Begriffe „Introversion“ und „Extraversion“ gehen zurück auf den Psychiater C. G. Jung, der in den 1920er Jahren anfing sie zu verwenden. Ihm zufolge gibt es zwei Welten, in denen jeder von uns lebt: Die innere Welt und die äußere. Jeder von uns bewegt sich in beiden Welten, aber In welcher Welt leben wir häufiger? Welche Welt gibt uns unsere Energie? Introvertierte Personen beziehen ihre Energie eher aus ihrem Innenleben, während extravertierte Personen eher nach äußerer Stimulation, zum Beispiel im Austausch in der Gruppe, streben.
Schlagwörter: Achtsamkeit / Alltag / Arbeit / Balance / Introversion / introvertiert / Komfortzone / Persönlichkeit / Psychologie / schüchtern / Schüchternheit / Selbstbewusstsein / Selbstvertrauen / Stress / Work-Life-Balance
Hach du bist so herrlich “normal” und das macht dich so sympathisch.
Ich fühl mich so wohl in deinen Artikeln.
Hab eine tolle Woche!
Hahahaaa :P
Dankeschön, dir auch! ❤️
Hey Melina,
ich finde, Du hast Deine Frage schon ideal selbst beantwortet:
-wieso sich für jemanden verbiegen, der nicht mein Freund ist? (und den ich wahrscheinlich nicht mal leiden kann!)
-Freunden kurz erklären, dass man selbst Robbie Williams heute nicht treffen wollen und lieber allein sein würde
Schwieriger finde ich es bei Familie. Wenn Tante Gerda doch “gar nichts Großes machen will und Du sollst doch nur mal wieder vorbeikommen”; wenn die Familie Verständnis hat, dass Du geschlaucht bist, “aber wir sind doch Familie, da hast Du doch keinen Stress” (…kicher), oder die Familie Null Verständnis hat “wovon hast Du denn Stress?!” und manchmal waren diese Diskussionen dann energieraubender als wäre ich den Abend doch vorbeigegangen. Schwiegerfamilie finde ich noch schwieriger, denn die kennen meine Macken noch nicht und mal nicht mit zu ihnen zu fahren, könnte als “die mag uns wohl nicht” ausgelegt werden (was überhaupt nicht der Fall ist!)
Meine Lösung:
komm damit klar oder nicht! Guten Freunden, die dann “ach männo, komm doch mal mit!” quengeln, und die schon n Rappel kriegen, wenn sie einen Abend pro Woche alleine sind, die frage ich dann, ob sie es gut fänden, wenn ich jedes mal wenn sie sich mit Leuten treffen, “empfehle” doch mal mehr allein zu sein – eben weil ich das ganz gerne mag.
Ist jemand sauer, dann tut mir das zwar leid, aber derjenige ist dann sauer- sein Pech. Besser er sauer, als ich genervt, gestresst, weil ich mitmusste.
Da müssen Leute mit mehr Ruhe-Bedürfnis durch, nicht everybodies darling zu sein.
Hallo Moni,
den Satz mit Robbie Williams werde ich mir merken! Der bringt es perfekt auf den Punkt!
Die Lösung ist, wie du schon sagst, eigentlich immer dieselbe: Mehr Mut und Selbstvertrauen! Nur bis dahin ist es ein weiter Weg…
Mittlerweile habe ich das schon besser drauf und es juckt mich nicht so sehr, dass mich nicht jeder liebhaben kann. Aber manchmal da kommen dann eben doch wieder leise Zweifel: “Hat er/sie es nicht verdient, dass ich mich etwas mehr kümmere?” Oder: “Was wäre denn jetzt so schlimm daran gewesen, mal ja zu sagen, wenn man das ganze Wochenende danach für sich hat?” Dieses “ich hab keine Lust” hinterfrage ich schon öfter, um meine eigenen Motive zu ergründen. ;)
Liebe Grüße! :)
Hallo Melina,
was für ein schöner Beitrag, so alltäglich und trotzdem so ehrlich und schön geschrieben.
Ich habe mich beim Lesen gefragt was ich für ein Typ bin, ich glaube ich bin eine Mischung aus Intro- und Extrovertiert. Ein Mensch der immer auf Achse ist und immer nette Menschen um sich herum haben will, eigentlich noch viel mehr Zeit mit seinen Freunden und der Familie verbringen will und deshalb oft in Freizeitstress gerät. Einerseits. Andererseits bräuchte ich eigentlich mehr Zeit für mich weil ich auch unglaublich kreativ werde wenn ich alleine bin, nur dass küsst mich die Muse :) Leider klappt das nicht besonders gut mit der Zeit für mich (damit meine ich mich alleine mit mir), aber ich taste mich in kleinen Schritten heran. Heute ist der Anfang: Ich sitze 2 Stunden in der Sonne auf dem Balkon, lese meine liebsten Blogs und trinke Kaffe. Grüße aus Dachau <3
Hey Jana,
erstmal viele liebe Grüße nach Dachau, da wohnt auch eine Freundin von mir!
Ich stelle mir Intro- und Extroversion immer wie zwei Enden einer Skala vor – dazwischen gibt es sooo viel Spielraum und na klar, auch Mischtypen. Wobei ich mich schon echt am unteren Ende bei den ganzen “dollen” Intros befinde. Es ist genauso wie du sagst: Schwer eine Balance zu finden. Du hast Schwierigkeiten die Zeit für dich zu nehmen, bei mir ist es oft ein Kampf in genau der entgegengesetzten Richtung. Hast du es schonmal mit festen Kalendereinträgen probiert? So mache ich es manchmal. :)
Liebe Melina,
ich habe mich sehr in diesem Beitrag wiedergefunden. Mit am Besten hat mir der Satz gefallen, wo es um den Überraschungsbesuch geht. Ich hasse es wie die Pest, wenn Menschen unangemeldet vor meiner Tür stehen und mir ihre Anwesenheit aufdrängen. Genau in solchen Momenten komme ich mir dann allerdings auch asozial / unsozial, wie auch immer, vor – auf jeden Fall irgendwie unnormal, anders als die meisten anderen. Ich brauche sehr viel Zeit für mich und habe lange gebraucht, um dieses Bedürfnis als Teil meiner Persönlichkeit wahrzunehmen und anzuerkennen.
Viele Grüße,
Julia
Liebe Melina,
cool – wir haben ein gemeinsames Thema! Ich hab dich eben über Instagram gefunden und bin total begeistert von dem Artikel hier. Während ich nämlich meistens eher “Tagebuch” schreibe, hast du direkt Lösungsansätze dabei und die treffen auch total ins Schwarze! Außerdem schreibst du so ungezwungen, das mag ich. Und schaue mich jetzt weiter um!
xx Sabine
Hmmm das ist echt eigenartig, ich würde mich als introvertiert bezeichnen, aber Überraschungsbesuch finde ich eigentlich trotzdem klasse. Zumindest von meinen engsten Freunden. Ich glaube das liegt daran, dass sobald mein Akku aufgeladen ist, ich den eigentlich wieder gerne Entladen möchte, also mich der Welt mitteilen möchte.
Das Aufhalten in beiden Welten macht die Mischung finde ich.
Hey Carsten,
Überraschungsbesuch von meinen engsten Freunden finde ich auch super. Allerdings ist dieser Personenkreis äußerst klein und meistens kommen genau die Personen unangemeldet, wo man es nicht ok findet… :P
Und du hast natürlich recht, die Mischung oder Balance ist sehr wichtig!
Liebe Grüße
Hi Melina,
WOW- ich bin mega begeistert von deiner Seite! und du sprichst mir wirklich total aus der Seele. Ich habe einen Job in dem ich sehr viel mit Menschen zu tun habe,was mir auch wirklich spass macht-jedoch brauche ich einfach dann in meiner Freizeit als Ausgleich viel Ruhe und Zeit für mich allein um meine Energie wieder aufzutanken. das allerdings anderen-im speziellen einer guten Freundin- verständlich zu machen fällt mir echt schwer.Ich habe immer das Gefühl dieser Person vor den Kopf zu stoßen, wenn ich nicht auf Ihren Anruf reagiere oder drei Abende in der Woche eben nicht ständig mit ihr verplanen möchte. ich sage auch des öfteren ab und erkläre, dass ich einfach mal nichts machen will. Dann ist es für sie okay-jedoch geht das am nächsten Tag direkt wieder so weiter.Ich meine, wir sind beide Ü30, stehen beruflich und privat fest im Leben üssen nicht jeden Schritt zusammen gehen.Ich habe das Thema auch schon angesprochen und klar gesagt, dass ich manchmal Zeit für mich brauche, dass ich sie wirklich sehr lieb habe und auch mal gerne was unternehme-aber eben nicht ständig. Ich hatte das Gefühl nach dem Gespräch hat sie es verstanden… jedoch fängt es nun wieder an und ich fühle mich in die Ecke gedrängt und schnell genervt, was ich überhaupt nicht will.Wenn ich sehe, dass sie mich anruft, bin ich genervt, dann gehe ich doch ans Telefon weil ich ein schlechtes Gewissen habe.Sie sucht täglich den Kontakt und mir ist das definitiv zu viel. Für mich würde ein Abend die Woche vollkommen reichen :D hast du einen Tipp für mich wie ich es ihr noch klarer zum Ausdruck bringen kann? ich denke sie kann nicht gut alleine sein und ich habe das Gefühl, je mehr ich mich distanziere, desto stärker versucht sie sich an mich zu klammern und das raubt mir die Luft zum atmen.
liebe Grüße
Franzi
Hi Franzi,
Dankeschön für die lieben Zeilen!
Fühlst du dich allein durch ihre Fragen schon in die Ecke gedrängt? Eigentlich klingt es ja, als wenn sie dich versteht. Kann es vielleicht auch sein, dass sie gar kein Ja von dir erwartet, aber vielleicht trotzdem fragt, um dich nicht auszuschließen? :)
Liebe Grüße,
Melina
Hallo Melina,
vielen Dank für den Artikel und besonders für den Satz “Wenn Menschen dich für das kritisieren, was dich tief im Innern ausmacht, zum Beispiel dein Bedürfnis nach Ruhe, dann halte sie auf Abstand.”
Ich komme immer wieder in Situationen, in denen ich Feiern oder sonstige Aktivitäten mit vielen Menschen absage, weil ich das als sehr unangenehm empfinde. Ich bin danach innerlich immer total leer und gereizt.
Ich war in dieser Woche z.B: so unsozial, in meinem Sportverein nicht zu einem “geselligen Abend” mit ca. 25 Personen zu gehen. Ich hatte Klavierunterricht, was mir sehr wichtig ist. Auch wenn ich Zeit gehabt hätte, wäre ich sicher nicht hingegangen.
Ich weiß nicht, ob Du das nachvollziehen kannst, aber 24 gesellige Menschen um mich herum finde ich schrecklich!
Auswirkung ist nun, dass ich dumme Kommentare und abwertende Blicke ernte, nur weil ich so bin, wie ich bin. Das ist schon hart, aber ein Artikel wie dieser hilft sehr, darüber zu stehen!
Dankeschön! :)
Viele Grüße
Christoph
Hi Christoph,
kann ich sehr gut nachvollziehen! Solche Events besuche ich sehr selten. Und wenn, dann nicht für mich, sondern als Kompromiss, um meinen Freunden einen Gefallen zu tun. Dann halte ich das auch gut für einen Abend aus. Aber für den umgekehrten Fall sollen die anderen mir dann bitte auch mal Rücksicht entgegenbringen. ;)
Guten Morgen Melina,
Mit dem Artikel hast du genau ins Schwarze bei mir getroffen. Gerade jetzt mit dem Herbst habe ich wirklich kaum noch Lust auf andere und möchte mich am liebsten zum Winterschlaf in meine Höhle zurückziehen. Ich habe zum Glück viele Freunde, die ähnlich ticken oder einfach so viel um die Ohren haben, dass sie nicht ständig mit mir was machen wollen. Lustigerweise trifft mich das an empfindlichen Tagen, wenn ich mich verkehrt und einsam fühle, dann wünsche ich mir jemanden, der bei mir ist. Ich merke zum Beispiel momentan, dass der Herbst dazu führt, dass mein Inneres Kind sehr stark wird, das traurige, das sich verkehrt fühlt. Alleine für es zu sorgen wird wesentlich schwieriger. Und dann bin ich gerade wieder arbeitslos, auch weil ich total verunsichert bin, was ich überhaupt arbeiten kann mit meinem großen Bedürfnis nach Ruhe. Ob Schule, Studium oder Jobs, meine Erfahrung war immer, dass ich komplett ausgelaugt bin und kaum für Balance sorgen kann. Das hat sogar große Ängste ausgelöst bei mir. Aber ich lerne mich besser kennen und spreche mir gut zu. Und jetzt überlege ich, wie ich meine Ruhe auch beruflich einsetzen kann. Von Freunden weiß ich, dass sie mich dafür schätzen, dass sie zur Ruhe kommen in meiner Gesellschaft. Ein schönes Kompliment :)
Halber Roman zu Ende.. liebe Grüße und Danke für deine und eure Arbeit. Vanilla mind ist schon lange Teil meiner Inspiration und Selbstliebe <3
Lele
Ich habe eine handvoll enge Freunde, da ist es vollkommen egal, wer sich wann wie oder wie oft bei wem meldet.
Das kommt mir sehr entgegen.
Gleichzeitig hatte ich mal eine Beziehung, wo ein kausalzusammenhang zwischen Tiefe der Zuneigung und der anruffrequenz herbeikonstruiert wurde. Das war schräg und kräftezehrend.
Und dann habe ich da noch eine enge Freundin, die genauso tickt wie ich. Sie benutzt ein Telefon nur im absoluten Notfall und messenger ausschließlich zur Verabredung. Wenn wir uns treffen, ist es nie oberflächlich, dafür aber so eine Art sozialer Wellness-Oase. Interessanterweise kriegen wir das gelegentlich auch hin, obwohl um uns herum eine Geburtstagsfeier tobt… Das finde ich schon sehr speziell.
Liebe Melina,
wieder ein super und treffender Artikel! Ich denke, der Grund, warum manche Menschen ihr eigenes Wesen so wenig wertschätzen,liegt in unserer Gesellschaft. Etwa 80% sind laut, 20% leise (überspitzt formuliert, es gibt ja nicht nur schwarz und weiß´;-)) und schon schlimm genug, dass manche überhört werden, sie werden dann leider auch noch als “komisch”, “anders”, “arrogant”, etc. bezeichnet.
Ich bin ein Fan davon, hinter die Kulissen zu schauen und in kleinen Gruppen oder bei max. 2, 3, 4 Personen geht das echt gut und ich bekomm ein gutes Bild bzw. geb ich (wenn ich mich richtig wohl fühle) wohl auch ein authentisches Bild ab. Fühl ich mich nicht wohl, hab ich nur Fluchtgedanken und brauch dann auch ein wenig, mich wieder so einzupendeln, dass ich mich gut fühle.
Hast du dir auch schon mal die Frage gestellt, wie die Welt aussehen würde, wenn die 20% leisen Menschen mal richtig gehört werden, weil die lauten 80% mal absolut ruhig sind? Mir gefällt das Bild und manchmal würde es ja schon reichen, wenn div. Menschen nicht gleich alles rausknallen, sondern mal kurz innehalten … :-)
Wünsch dir einen feinen Tag – ganz liebe Grüße!