Was ist Erfolg? Wie bekomme ich, was ich will und was bin ich bereit, dafür zu geben? Wir reden tagtäglich über Erfolg. Auch hier auf Vanilla Mind. Jeder folgt da so seiner eigenen Logik, denn der Begriff Erfolg wird ja bekanntermaßen weit ausgelegt und unterschiedlich empfunden.
Wir möchten heute über unsere persönliche Definition von Zufriedenheit und Erfolg sprechen. Es gibt nämlich eine ganze Menge Dinge, die wir nicht tun, um „erfolgreicher“ zu werden. Zumindest nicht so, wie die meisten diesen Begriff interpretieren würden. Und wir teilen es mit dir, weil du als Vanilla Mind Leserin wissen sollst, dass wir für das achtsame Umgehen mit den eigenen Ressourcen stehen und nicht für den „Karriere um jeden Preis“-Gedanken.
Von unseren Persönlichkeiten sind Timon und ich eigentlich prädestiniert für einen schnellen Lebensstil: Wir lernen schnell, sind motiviert, ehrgeizig und vielseitig interessiert. Wir knien uns zu 100% in eine Sache rein, wenn wir davon überzeugt sind.
Und dennoch haben wir in den letzten Jahren gelernt, uns klare Grenzen zu setzen. Ehrlich gesagt, Grenzen setzen uns vor allem unsere Körper, denn unsere Physis hat schon immer schneller schlapp gemacht als unser Denkmuskel. Wir sind zwar selten krank, aber dafür schnell erschöpft und überreizt.
Leben, um zu arbeiten? Oder arbeiten, um zu leben?
So sehr wir unsere Arbeit mögen und sie sogar als Hobby bezeichnen – genauso sehr ist uns auch bewusst, dass sie nicht alles im Leben ist. Aufmerksamkeit für Freunde und die Familie ist uns wichtiger, als uns für etwas aufzureiben, das schnell zu einem selbstgebauten Hamsterrad werden kann, wenn man den Erfolg zu sehr will.
Wir haben also klar entschieden, was Erfolg für uns ist: Es ist die Gewissheit, für unsere Angehörigen und Freunde da sein zu können und ein ruhiges, bewusstes Leben zu führen. Mit anderen Worten: Erfolg kommt von innen und nicht von außen. Erfolg ist für uns das, was dieser Satz ausdrückt, den ich bei Pinterest gefunden habe (Verfasser leider unbekannt):
Mal ein paar Beispiele, was ich in den letzten Jahren alles N-I-C-H-T für den Erfolg von Vanilla Mind getan habe:
Ich lehne die meisten Speaker-Jobs ab. Nicht unbedingt, weil es eine große Herausforderung für mich ist, vor Menschen zu reden sondern vor allem, weil es mich sehr viele Ressourcen kostet. Viel Lebenszeit, die man in Zügen oder im Auto verbringt, Vorbereitungszeit und innerer Stress, weil mich Vorträge immer etwas nervös machen. Ergo, eine schlechte Energiebilanz.
Was noch? Ich habe vor kurzem gleich zwei TV-Beiträge für einen öffentlich-rechtlichen Sender abgelehnt, weil ich es mich zeitlich überfordert hätte. Bis zur letzten Minute habe ich probiert, es möglich zu machen: für den Blog, für mehr Reichweite, sprich: für mein Ego. Aber es war nicht richtig. (2015 habe ich schonmal einen TV-Dreh gehabt, hier kannst du mehr erfahren.)
Ein weiteres Beispiel: 2016 haben Timon und ich wenig gearbeitet, weil es in unserer Familie schwere Krankheitsfälle gab. Wir haben nicht versucht, den Arbeitsausfall zu kompensieren, um unseren Lebensstil zu erhalten. Auch wenn es nicht leicht war, sich damit abzufinden. (Hier erhältst du 4 wertvolle Strategien gegen Stress.) Wir haben uns eingeschränkt und bewusst langsamer gemacht. Hätte ich versucht so weiterzuarbeiten wie bisher, hätte ich möglicherweise ein Burn-Out erlitten. Und wer hätte sich dann um die Menschen gekümmert, die mir am nächsten stehen? Wie hätte ich anderen eine Hilfe sein können, wenn ich selbst ein Wrack bin? Selbst verschuldet durch die falschen Prioritäten?
Wollen und Können sind zwei paar Schuhe
Wenn man als Podcasterin, Autorin und Bloggerin unterwegs ist, hat man garantiert nie Langeweile. Da “sollte” man ständig Redaktionen anschreiben, Gastartikel verfassen, Interviews führen, mit anderen kooperieren, den Instagram Algorithmus bei Laune halten und am besten auch noch Videos produzieren. – Kann man, wenn man die Energie dafür hat. Die habe ich aber nicht. Timon auch nicht. Und wir sind fein damit.
Früher hatte ich häufig Angst, etwas zu verpassen. Oder mich selbst ins Abseits zu schießen, wenn ich nicht dasselbe Tempo vorlege wie andere in meiner Branche. Aber ganz ehrlich: Was nützt es, wenn man zu allem ja sagt und sich hinterher völlig leer und ausgepumpt fühlt? Es kommt immer mal wieder vor, dass ich mich selbst überfordere und zu viel von mir verlange. Aber ich habe in den letzten Jahren oft festgestellt:
Kennst du deinen inneren Antrieb?
Manchmal ist der nicht so einfach zu finden. Wenn du bewusst immer wieder über deine Wünsche und Ziele nachdenkst, kommst du aber dahinter. Du solltest dich bei allem, was du im Leben so anfasst, fragen:
#1 Passt das zu meinen Werten und Zielen?
#2 Was ist es mir wert? Bis zu welchem Punkt will ich gehen?
#3 Konsequenzen voraussehen: Wohin führt mich diese Entscheidung?
Diese Fragen stelle ich mir vor Entscheidungen und gleiche sie mit meinen Zielen ab. Nimm dir vor, dich öfter zu fragen: Will ich das wirklich? Wenn du Ja sagst – prima. Und wenn du Nein sagst: Dann ändere etwas und justiere nach, damit du wieder in die richtige (= deine) Richtung gehst.
Würden wir anders denken, wenn…
…wir Kinder und mehr Verantwortung hätten? – Nicht wirklich.
Gelegentlich höre ich den Satz: „Du verstehst das nicht, weil du keine Kinder hast. Du hast mehr Möglichkeiten. Ich will meiner Familie aber etwas bieten können und kann es mir nicht leisten, nein zu sagen.“ – Dass ich mehr Möglichkeiten habe, stimmt. Ich bin sehr dankbar dafür, mir meine Aufträge aussuchen zu können und danach zu entscheiden, was mein Energielevel sagt und nicht mein Kontostand.
Dennoch würde ich meine Umstände immer kritisch hinterfragen: Mit der Aussage „ich will meiner Familie etwas bieten können“, ist ja bereits eine Entscheidung gefallen und die Priorität gesetzt. Mehr Arbeit = mehr Lebensqualität, lautet hier die Annahme. Trotzdem stellt sich in vielen Situationen dieselbe Frage: Um welchen Preis treffe ich meine Entscheidungen?
In meinem persönlichen Umfeld gibt es einige Elternteile, die weniger arbeiten. Sie verzichten auf einen Teil ihres Einkommens, um mehr Zeit für ihre Kinder zu haben. Vielleicht ändert das bei manchen nichts an ihrem Lebensstandard, weil sie gut verdienen. Für einige andere bedeutet das aber: Sie fahren kleinere Autos (oder gar keins), wohnen auf weniger Quadratmetern und machen einen Urlaub im Jahr weniger.
Schränken sie ihre Lebensqualität so stark ein, dass sie leiden? Haben sie das Gefühl, etwas zu verpassen?
Nein, sie sind zufrieden, weil ihnen Zeit und Aufmerksamkeit für ihre Kinder wichtiger sind als andere Dinge. Aufmerksamkeit ist ihre Währung – nicht Geld. Ich bewundere das sehr! Sie haben sich darüber Gedanken gemacht, auf was sie bewusst verzichten können und wo sie ihre persönlichen Prioritäten sehen. Viele Menschen sagen von sich, dass sie Familienmenschen sind und Nestwärme und Gesundheit bei ihnen zu allererst kommen. Aber was zeigen ihre Entscheidungen? Es sind diese vielen, kleinen Entscheidungen, die wir jeden Tag treffen: Überstunden oder Besuch bei den Schwiegereltern? Sport oder Netflix? Noch diesen einen Auftrag oder ein Spieleabend mit den Kindern?
Natürlich geht es hier nicht um Schwarz-Weiß-Malerei. Aber wie oft sagst du zu dem einen Ja und zum anderen Nein? Die Summe aller dieser kleinen Entscheidungen bilden am Ende ab, wo dein Herz ist.
Folge nicht einem fremden Ideal, sondern frage dich immer: „Schadet es mir oder fördert es meine Ziele? Schadet es denen, die mir am wichtigsten sind? Was muss ich opfern?“
Jetzt du: Kommentiere gern: Was ist für dich Erfolg?
Schlagwörter: Arbeit / Balance / Erfolg / Job / Motivation / Persönlichkeit / Selbstbewusstsein / Selbstständigkeit / Zufriedenheit
Ich glaube, du weißt, wie gerne ich deine Artikel lese, weil sie immer zum nach- und auch umdenken anregen. Ich kenne das Problem. Viel zu oft kommt eine Frage, ob ich noch schnell, das und das machen kann und dann quetsche ich es rein, obwohl ich eigentlich was freizeitmäßiges machen wollte. Letztendlich investiert man ja immer seine (Lebens-)Zeit und da sollte man sich wirklich öfter fragen, ob es das Geld Wert ist, das man durch die Überstunden bekommt oder ob die schönen Erlebnisse/Gespräche mit Freunden etc. nicht vielleicht viel mehr Wert sind.
Liebe Grüße und hab ein schönes Wochenende ♥
Julia
Hi Julia,
es ist bis zu einem gewissen Grad auch einfach unsere Natur, dass wir immer möglichst effizient sein wollen und viel in unsere Lebenszeit reinquetschen wollen. Sie ist halt auch einfach echt zu kurz. ;) Aber gerade deshalb nehme ich mir immer vor möglichst oft anzuhalten und mich zu fragen, ob mein Kompass noch die richtige Richtung anzeigt.
Liebe Grüße und einen schönen Wochenstart!
Melina
Erfolg ist für mich genau das was du beschreibst!!!
Danke für diesen Post, denn es zeigt mir, dass ich nicht alleine bin und das es vor allem nicht “falsch” ist Erfolg so für sich zu definieren.
Vor ein paar Jahren wäre ich wohl eher noch die Karriereschiene gefahren, auch das wäre für mich voll ok gewesen. Ein Schicksalsschlag zeigte mir, dass es aber wichtigeres gibt als Geld, Karriere und lange Abende im Büro. In Abhängigkeit.
Seit einigen Monaten gehe ich mit meiner Selbstständigkeit im Slalom, immer mal wieder in die eine Richtung, dann kommt die Angst, dann gehts wieder einen Schritt zurück. Mein Angestelltenverhältnis kündige ich in Kürze denn ich merke so sehr, dass ich diese Karriereleiter gar nicht anfassen mag, die mir da hingehalten wird.
Dankeschön, für deine tollen Posts und Mutmacher. :)
Liebe Grüße,
Julia
Das mit dem Slalom kenne ich nur zu gut. ;)
Alles Liebe für dich und weiterhin viel Erfolg bei deinen Zielen!
Liebe Grüße,
Melina
Gerade jetzt, wo ich noch am Anfang von allem stehe, finde ich es super wichtig mir Prioritäten für später zu setzen. In zwei Jahren mache ich Abitur und möchte dann studieren gehen.
Doch was ist mein Ziel?
Ich möchte auch lieber den Fokus auf das erfüllte Leben legen anstatt mich nur auf dem Erfolg im Job zu konzentrieren.
Hi Celine,
es geht darum, was du dir selbst vom Leben erhoffst und was dir am wichtigsten ist. Du kannst dich ja zum Beispiel fragen: „Wie bringt mich ein Studium einem Ziel näher? Welcher Studiengang eignet sich am besten, um meine privaten Ziele in den Vordergrund zu stellen?“
Alles Liebe für dich,
Melina
Ein toller Artikel und eine spannende Frage. Hm… ich weiß mit Sicherheit das ich Erfolg nicht so definiere wie es bei meinem aktuellen Arbeitgeber der Fall ist. Da heißt es man solle sich Überstunden doch einfach ausbezahlen lassen, damit das Überstundenkonto kleiner wird, damit dann wieder mehr Zeit für mehr Überstunden hat, um an seinem Erfolg zu arbeiten ;)
Das für mich ein freier Tag nun aber sehr viel mehr bringt als ausbezahlte Überstunden – eine wahnwitzige Einstellung!
Erfolg bedeutet für mich vielleicht am ehesten meine Zeit sinnvoll zu nutzen. In einem angemessenen Tempo an der Verwirklichung meiner Träume zu arbeiten und mich dabei stetig weiterzuentwickeln und ich selbst zu sein. Wenn ich auf diesem Weg auch noch Menschen helfen kann, dann würde ich wohl von einem vollen Erfolg sprechen.
Liebe Grüße
Toni
Deine Erfolgsdefinition mag ich. Klingt auch ganz nach mir (typisch INTJ), möglichst viel wachsen und dazulernen. ;)
Liebe Grüße,
Melina
Erfolg ist für mich innere Zufriedenheit.
Wenn ich abends im Bett liege und zufrieden mit mir, meinen Entscheidungen und meinem Tag bin, dann war ich erfolgreich.
Schöner Artikel!
Alles Liebe
Maxi
Ja, das ist ein schönes Gefühl, wenn man im Jetzt lebt und das Gute am Tag sieht. :)
Liebe Grüße,
Melina
Liebe Melina,
Zwischendurch innehalten und sich selbst fragen, wo man eigentlich hin will ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen/erfüllten Leben. Ich bin da ganz deiner Meinung. Ich hab vor 2 Jahren neben Job und Familie noch eine Ausbildung begonnen. Das hat die Prioritäten natürlich deutlich verschoben – auf Kosten von Familie und Freizeit. Ich hab lange überlegt, ob ich diesem Schritt machen soll. Wenn ich im Februar fertig bin, hab ich sehr gute Aussichten auf einen sicheren Arbeitsplatz mit interessantem, abwechslungsreichem Arbeitsalltag bei besserer Bezahlung. Das heißt: Ich hab danach mehr Zeit für meine Familie und private Projekte, weil ich auch mit Teilzeitanstellung genug verdiene UND hab einen Beruf, der mich erfüllt und meinen Interessen und Kompetenzen entspricht.
Dass Beruf und Privates so zusammenpassen, dass man in beiden Bereichen erfolgreich- sprich zufrieden ist! -Das wär meine Vorstellung von einem erfüllten Leben.
Klingt nach einem klaren Ziel und guter Planung. :)
Viel Erfolg und alle Liebe!
Melina
Liebe Melina,
du hast wieder einmal einen Nerv bei mir getroffen. Danke dafür!
Die Fragen, die dein Artikel thematisiert (Was sind meine Ziele? Wie priorisiere ich? Stehe ich hinter dem, was ich tue?), treiben mich um. Ich bin noch auf der Suche nach Antworten, aber manchmal reicht es ja auch fürs Erste, überhaupt damit zu beginnen, zu hinterfragen und zu zweifeln.
Hab einen guten Start in die Woche!
Hallo Jule,
ich habe neulich gelesen: Fragen führen zu neuen Fragen. Und genau so soll es sein. Fragen bringen uns auf die richtige Spur und Antworten (und damit Klarheit) kommen dann mit der Zeit von alleine.
Dir auch einen schönen Wochenstart!
Melina
Erfolg ist für mich das Erreichen meiner persönlichen Ziele. Ich mache hier jedoch keine Trennung zwischen Arbeit und Freizeit – das ist auch der Grund, weshalb ich den Begriff Work-Life-Balance so schwierig finde. Er suggeriert, dass eine Trennung dazwischen sein müsste. Wenn ich jedoch arbeite, mache ich das aus Freude an der Sache, nicht weil ich dafür etwas bekomme. Wenn ich nach dieser Expertise lebe muss ich mich nicht entscheiden, denn die Priorität hat dann immer das, was ich gerade tue.
Der Kommentar von Celine ist hier interessant: “…anstatt mich nur auf dem Erfolg im Job zu konzentrieren”. Das Leben und die Arbeit sind keine voneinander getrennt zu bewertende “Leben”, die man hat, sondern es ist die Symbiose aus beiden, die es zum Leben macht.
Grüße in die Runde!
Dominik
Hallo Dominik,
da bin ich ganz bei dir. Für mich ist meine Arbeit auch sehr erfüllend. Ich habe auch nicht besonders viele Hobbys, denn ich arbeite einfach gern. Leben ist für mich ebenfalls “Arbeit = Spaß” und nicht “Arbeit oder Spaß”, das definiert aber jeder anders. Ich führe für mich allerdings trotzdem eine klare Trennung, weil ich weiß, dass ich mich auch mal ganz gerne verliere und dann die Menschen, die mir am wichtigsten sind, auf der Strecke bleiben. Deswegen stecke ich bei manchen Zielen lieber zurück statt noch weiter zu pushen.
Alles Liebe,
Melina
Hallo Melina. Das ist wirklich ein guter Artikel. Zu fokussieren, was einem wirklich wichtig ist, ist eine der schwersten Aufgaben, bei all der Ablenkung die überall lauert.
Wirklich essentiell ist aus meiner Sicht die Frage, ob es denn wirklich immer „MEHR“ sein muss. Wenn ich ein gutes Auskommen habe und davon gut leben kann, dann sollte das doch ausreichend sein. Warum sollte ich dann einem „mehr“ hinterherhecheln, dass mir zwar mehr Geld bringt, mich aber nicht glücklicher macht.
Und gerade auf Unternehmens Ebene hat sich schon all zu oft gezeigt, dass ein zu schnelles Wachstum um jeden Preis irgendwann in den Konkurs führt.
Deine Einstellung zeugt von echtem Weitblick. Weiter so,
Hallo Guido,
Dankeschön, das freut mich sehr! Diesen Fokus zu finden ist tatsächlich eine große Herausforderung – und auch nichts, das man aus der Hand geben kann, sonst wird man ganz schnell unglücklich. Wir lassen uns so leicht fremd bestimmen, geht mir selbst auch so.
Ich glaube dieses MEHR, das wollen wir alle irgendwie. Auf unterschiedliche Weise: Mehr Geld, mehr Spaß, mehr Komfort, mehr Zeit. Ich halte das für normal. Die Frage ist allerdings – und genau das hast du ja auch gesagt – wie viel MEHR ist denn eigentlich gesund? Diese Frage stelle ich mir möglichst nicht nur einmal im Jahr, sondern alle paar Tage. ;)
Viele Grüße und alles Liebe,
Melina
Hallo Melina,
ein ganz toller Artikel, dessen Aussagen ich so nur unterschreiben kann, allerdings bei vielen Menschen auf Unverständnis stößt. Ich habe z.B. beschlossen meine Stunden in meinem Arbeitsverhältnis noch ein wenig weiter zu reduzieren und so viele haben mich gefragt, ob es mir nichts ausmachen würde dann weniger Geld zu verdienen oder sie meinten sie wüssten gar nicht, was sie mit so viel Freizeit anfangen sollten (wohlgemerkt, ich habe von 41 auf aktuell 39 Stunden die Woche reduziert und möchte jetzt auf 35 Stunden). Ich habe auch oft das Gefühl, dass da eine leichte Unterstellung mitschwingt, dass ich faul wäre. Die Wahrheit ist aber, dass ich mehr Zeit haben möchte für mich und meine Hobbys, Projekte, ich möchte nebenberuflich Yoga unterrichten und all so schöne Dinge, von Faulheit kann also keine Rede sein.
Was die Aussagen hier teilweise zur Work-Life-Balance angeht muss ich sagen, in einer idealen Welt würde dieser Begriff nicht relevant sein, das stimmt. Optimal ist es natürlich, wenn man sein Hobby zum Beruf macht und Spaß an Arbeit und Freizeit gar nicht mehr trennen muss. Seien wir aber mal ehrlich, für eine Minderheit der Leute ist dies die Realität. Ich habe beispielsweise so vielseitige Interessen, dass ich gar nicht wüsste worin ich mich selbstständig machen sollte und ich weiß auch gar nicht, ob ich komplett selbstständig arbeiten möchte. Ich finde eine Mischung für mich durchaus in Ordnung zum aktuellen Zeitpunkt. Und sind wir mal ehrlich, wenn wir ein funktionierendes gesellschaftliches Leben haben wollen gibt es nun einmal Arbeitsplätze wie z.B. in der Reinigung, an der Supermarktkasse usw. Ob das jetzt Arbeitsplätze sind wo sich Personen selbst verwirklichen? Ich weiß es nicht, trotzdem ist die Arbeit wichtig und muss gemacht werden, also nicht jeder hat das Privileg nicht zwischen Arbeit und Freizeit unterscheiden zu müssen. Trotzdem ist auch für solche Menschen ein glückliches Leben möglich.
Hallo Anna-Lena,
ich musste gerade innerlich so grinsen – genau das habe ich auch erlebt. Damals von 39 Stunden auf 33 Stunden. Selbe Wortwahl seitens meiner damaligen Kollegen. Vor allem: Wie Bitteschön kommt eine 24-jährige, die gerade richtig durchstarten könnte, auf die Idee, ihre Stelle zu reduzieren?! Mit 26 habe ich dann gekündigt.
Natürlich gibt es auch keine ideale Welt. Und dass mir mein Beruf so viel Spaß bringt wie ein Hobby, ist absolut nicht die Regel. Ich betrachte es aber auch nicht als unverdientes Privileg, das mir zufällig in den Schoß gefallen ist. Denn meine Form der Arbeit ist definitiv nicht das, was alle wollen, wage ich mal zu behaupten. Das ist Typsache. Ich kenne eine Menge Menschen, denen es egal ist, was sie tun – solange sie in ihrer Freizeit ihre eigenen Ziele haben können. Zudem schätzen die meisten Menschen die Sicherheit einer geregelten Festanstellung sehr. Und das ist doch prima. Ich finde es schön, dass wir alle so unterschiedlich sind. Selbstverständlich kann und soll jeder auf seine eigene Weise glücklich und zufrieden werden. :)
Liebe Grüße,
Melina
Haha ja, mein Chef meinte zu mir auch vor ein paar Jahren hätte man mich sicherlich für verrückt erklärt. Naja, viele machen das ja tatsächlich auch heute noch. Zum Glück habe ich das Gefühl, dass sich inzwischen ein Trend zur Aktzeptanz von Teilzeit entwickelt :-)
Wegen der Work-Life-Balance das war auch überhaupt nicht angreifend oder speziell auf dich bezogen. Und ich bin absolut deiner Meinung, dass du dir das erarbeitet hast. Ich meine damit nur, dass man sich immer bewusst machen muss, dass diese Art der Arbeit ein gewisses Privileg ist und nicht jeder so arbeiten kann (und möchte natürlich), weil in einer Gesellschaft eben viele verschiedene Berufe zu besetzen sind. Dort macht dann das achten auf eine Work-Life-Balance durchaus Sinn. Ich wollte damit nur sagen, dass es durchaus Berechtigung hat, dass es diesen Begriff noch gibt :-)
Das habe ich auch nicht so verstanden, im Gegenteil. Ich genieße den Austausch und die verschiedenen Perspektiven sehr. Vielen Dank für deinen wertvollen Input! :)
Hallo Anna-Lena, ich kann Dir in allen Punkten nur zustimmen. Als ich auf Teilzeit ging, fragte mein komplettes Umfeld, ob ich denn krank wäre und das deshalb tun müsse. „Nö, ich hätte nur auch gerne was von meinem Leben.“ Auf diese Antwort kam entweder Unverständnis (bist Du faul), Neid oder leichte Bewunderung den Mut zu haben, nur noch 31 Std zu arbeiten und finazielle Einbußen hinzunehmen (ich gehörte noch nie zu den Großverdienern). Und ich sehe es ähnlich, was du zu work-life Balance sagtest. Wäre super, wenn alle morgens singend und hüpfend zur Arbeit gingen, aber ist nun mal nicht so. Ich mag meinen Job und dennoch möchte ich die Trennung zu meiner Freizeit und halte sie für sinnvoll. Einerseits ist die Achtsamkeit DER Trend schlechthin, hier soll aber am besten Job und privat vermischt werden. Nein, wenn ich mit Freunden ein Picknick mache, möchte ich tatsächlich nicht den Anruf aus dem Büro bekommen, oder einen Schüler oder Patienten telefonisch Ratschläge geben. Also lange Rede, wenig Sinn: ich fand Deine Antwort prima! :-)
Liebe Melina,
ein toller und treffender Artikel – wieder mal :-).
Ich denke Erfolg wird noch immer sehr oft berufsbezogen gesehen und mit “schnell nach oben” definiert. Ist es auch, aber nicht nur. Neben dem Erreichen von Zielen kann Erfolg auch bedeuten, eine gute Balance im Leben zu finden und sie zu halten. Wenn ich zufrieden bin, nicht ganz oben zu sein und noch ausreichend Zeit für family & friends, diverse private Aktivitäten und auch mal Ich-Zeit zu haben, mir meine Gesundheit und Lebensfreue zu erhalten, dann kann das auch was.
Mir fehlt allerdings wegen dem beruflichen Hamsterrad gerade diese Balance, somit bin ich trotz vieler Arbeit wohl nur mäßig erfolgreich ;-). Mein Ziel ist es nun rasch dieses Ungleichgewicht ins Lot zu bringen.
Ich finde auch die weiteren Kommentare sehr interessant – auch ich hab die Auszahlung von einer großen Anzahl an Überstunden abgelehnt, weil es für mich Lebenszeit war, die ich investiert habe und die ich zurückhaben will.
Toll von dir, dass du hier so konsequent bist, die Prios so setzt und auch gut auf deine innere Stimme und den Körper hörst.
Das hat wohl auch der Fischer gemacht, als er den Ratschlag eines Geschäftsmannes erhalten hat – du kennst bestimmt diese Geschichte?
Lieben Gruß
Alexandra
Haha ja, die Geschichte kenne ich! Die wird immer wieder gern erzählt. Und so abgedroschen sie auch sein mag, ich finde sie gut. Denn sie zeigt einfach, wie unterschiedlich jeder Erfolg definiert. Wobei ich am Ende trotzdem glaube, dass der Fischer der glücklichere von beiden ist. Und auf mich übertragen: Meine Arbeit liebt mich nicht zurück, meine Familie hingegen schon. ;)
Viele liebe Grüße,
Melina
So wie ich die Story kenne, denke ich auch, dass der Fischer der Glücklichere oder Zufriedene ist.
Ein toller Ausspruch von dir- dem ist nichts hinzuzufügen??!
Liebe Grüße und danke für das tolle Sehnsuchtsfoto- ich mag diese Landschafen, sie strahlt so viel Ruhe aus.
Hi Melina.
Sehr schöne Worte, auch zum Nachdenken für unsere Optimierung- und Leistungsgesellschaft. Und Respekt, dass du dies so durchziehst, auch wenn es oftmals ggf. nicht leicht fällt.
Mir gefällt folgendes Zitat von R.W.Emerson sehr gut:
“Erfolg im Leben zu haben bedeutet: Oft und viel zu lachen; die Achtung intelligenter Menschen und die Zuneigung von Kindern zu gewinnen; die Anerkennung aufrichtiger Kritiker zu verdienen und den Verrat falscher Freunde zu ertragen; Schönheit zu bewundern, in anderen das Beste zu finden; die Welt ein wenig besser zu verlassen, ob durch ein gesundes Kind, einen bestellten Garten oder einen kleinen Beitrag zur Verbesserung der Gesellschaft; zu wissen, daß wenigstens das Leben eines Menschen leichter war, weil Du gelebt hast – das bedeutet, nicht umsonst gelebt zu haben.”
Ein wunderbares Wochenende und liebe Grüße aus Namibia
Benjamin
Ein toller Artikel dem ich mich nur aus tiefsten Herzen und mit ganzer Seele anschließen kann. Die Leute vergessen oft dass mehr arbeiten zwar mehr Geld und Wohlstand bedeutet aber eben in der Regel auch mehr Verantwortung, längere Arbeitszeiten und damit mehr Stress und auf längere Sicht gesundheitliche Probleme. Ich finde das ist es einfach nicht wert. Dieses Leben ist so kurz und Kinder werden so schnell groß.
Die 3 Punkte zum inneren Antrieb werde ich mir in mein Tagebuch übertragen damit ich sie öfter zu Rate ziehen kann. Vielen, lieben Dank dafür.
Hallo Melina,
da sprichst du mir aus dem Herzen… Schön zu lesen!
Erfolg ist für mich, mit Leidenschaft an einem Konzept gearbeitet zu haben, die Aufregung im Hintergrund zwar leise zu spüren, aber das genießen zu können. Und am Ende glückliche Kunden zu haben und gemeinsam durchzuatmen.
Liebe Grüße
Anna-Lena
Hallo Melina und Timo,
als introvertierte Frau finde ich Euren Blog so hilfreich.💕
Mit 70ig Jahren hatte ich ein Ehrenamt übernommen damit die Gruppe weiterhin bestehen bleiben kann und
habe mein Amt ein Jahr lang mit Schwierigkeiten durchgezogen.
Irgendwann wurde mir klar das ich mich kaputt mache wenn ich keinen Schlussstrich ziehe.
Das war keine leichte Entscheidung.
Jetzt sind ca.4 Monate vorbei und ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen das ich die Gruppe alleine gelassen habe.