Mein Ziel? Sieben Tage lang kein Social Media. Ich muss hin und wieder mal ein Social Media Detox machen, um halbwegs bei Verstand zu bleiben. Da ich Soziale Netzwerke vor allem beruflich nutze, um mich mit Gleichgesinnten zu vernetzen und meinen Leserinnen immer wieder lesenswerten Content zu bieten, verbringe ich viel Zeit im Internet. Das führt nicht selten dazu, dass ich komplett überreizt bin und dann überreagiere. Wie sich das äußert, kannst du hier nachlesen. Ein Rant über miesen Content und das Gefühl, nur noch Müll im Web zu finden. Have Fun!

Aber nun zu meinem Selbstversuch: 7 Tage ohne Soziale Netzwerke. Was wird passieren? FOMO oder doch eher mentaler Reset?

Meine Rahmenbedingungen:

Verboten: Facebook, Instagram, Twitter, News-Portale (kein soziales Netzwerk, aber trotzdem eine Stressquelle)

Erlaubt: E-Mails, iMessage, Kommentare auf dem Blog freischalten

Ziel: Den Beweis erbringen, dass Social Media mich unproduktiv, träge und abhängig macht. Oder ebendiese These widerlegen.

Ich habe meine Erfahrung während des Experiments notiert und euch eine Art Logbuch zusammengestellt. Kleine Randnotiz: Pinterest habe ich aus dieser Challenge ausgeklammert, denn: 1. ist Pinterest eine Suchmaschine und kein Social Network. Und 2. brauche ich Pinterest als Inspirationsquelle für meine Arbeit.

So ging es mir während der Challenge:

Sonntag, 23 Uhr: Vorbereitungen
Ich logge mich konsequent auf all meinen Geräten aus den Apps aus: Twitter, Periscope, Facebook, Instagram, Snapchat. Da merke ich schon: Huch, das sind ja 5 Apps! Und die meisten nutze ich jeden Tag so oft, dass ich nicht einmal mitzählen kann.

Tag 1

Montag, 11 Uhr:
Ich habe heute schon fünfmal versucht Instagram zu öffnen und festgestellt, dass ich ja ausgeloggt bin. Soll heißen: Ich merke gar nicht mehr, wann ich welche App öffne, das ist schon ein Automatismus. Der Log-in Screen erinnert mich also höflich an mein Gelübde. Ok, iPhone wieder weglegen.

17 Uhr
Ich öffne in gewohnt gelangweilter Nachmittags-Manier einen neuen Browsertab und lande auf Facebook. Verdammt, da wollte ich gar nicht hin. Und ich habe vergessen, mich auszuloggen. Also gut, ohne einen weiteren Blick zu riskieren das Fenster schließen.

An dieser Stelle als Zwischenbemerkung: Ja, ich weiß, dass es sogenannte Extensions für den Browser gibt, die einen zu bestimmten Uhrzeiten daran hindern, überhaupt auf bestimmte Seiten zuzugreifen. Ich bin aber kein Kind, das eine Sperre nötig hat. Ich möchte ganz bewusst erleben, welche Prozesse in mir ablaufen und auch bewusst die Entscheidung treffen, mich nicht ablenken zu lassen. Das ist mir wirklich wichtig. Man kann natürlich überall Knöpfe drücken und einen Riegel vorschieben, aber letzten Endes wollen wir doch alle lernen und verstehen, wie wir funktionieren.

Tag 2

Dienstag, 10 Uhr
Kaum dass ich aufgewacht bin und halbwegs geradeaus gucken kann, geht der erste Griff zum iPhone. Immer derselbe Ablauf: Augen auf, Instagram checken. Was gibt es Neues da draußen? Das ist definitiv eine Routine. Und zwar eine, die ich so nicht will. Wenn es zum Automatismus wird, dass ich nicht einmal mehr darüber nachdenke, dann ist das nicht das, was ich erreichen will: Nämlich in Gedanken ganz im Hier und Jetzt zu sein, mich auf die nächste Aufgabe zu konzentrieren und den Tag zu planen (Sport, To-Do-Liste schreiben, etc.).

Das war meine erste wichtige Erkenntnis heute morgen. Es lenkt mich von meiner Tagesplanung ab. “Guck mal hier, das ist ja cool!” “Oh, die ist gerade nach XYZ geflogen…” Wirklich nicht wichtig, um in den Tag zu starten, oder? Ich habe eigentlich sogar die Regel, nicht vorm Mittag meine Apps zu checken und missachte das trotzdem unbewusst.

18 Uhr
Ich habe heute schon wieder mindestens fünf- bis sechsmal versucht Instagram und Facebook zu öffnen, wenn ich gerade mal 10 Sekunden nichts zu tun hatte. Lückenfüllerprogramm. Jedesmal lächelt mich natürlich der Log-in Screen an und sagt “Ätsch” zu mir. Ich bin gespannt, wann dieser Automatismus nachlässt und ich nicht mehr aus Langeweile irgendwo draufklicke.

Tag 3

Mittwoch, 23 Uhr
Ok, cool. Ich habe heute fast 7h ohne Ablenkungen (!) gearbeitet. Das schaffe ich eher selten nur im Traum.

Außerdem habe ich bemerkt: Ich schaue immer dann in allen möglichen Apps nach, was es Neues gibt, wenn ich gerade Leerlauf habe. Sprich, wenn gerade am Rechner ein Dokument lange zum Speichern braucht oder ähnliches.

Ich kann keine drei Sekunden warten – zack ist das Handy in der Hand. Und das liegt nicht daran, dass es immer neben mir liegt. Ich stehe extra dafür auf und hole es. Das ist doch bescheuert! Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Leerlauf meist nur ein, zwei Minuten beträgt und ich am Ende 20 Minuten totgeschlagen habe, nur weil ich irgendwo hängengeblieben bin.

Intuitiv Netzwerken

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Tag 4

Donnerstag, 16 Uhr
Es klappt erstaunlich gut bisher. Ich bin überrascht, wie wenig ich Social Media vermisse. Ich tippe manchmal noch intuitiv auf meine Lieblingsapp Instagram, aber dann merke ich schnell, dass ich Wichtigeres zu tun habe.

Und wenn ich wirklich gerade nicht arbeiten will, dann habe ich mehr Zeit wirklich relevante Dinge zu lesen. Oder mal wieder ein neues DIY auszuprobieren. Erst abends, wenn ich endlich mal auf dem Sofa sitze, merke ich, dass ich super gern die neuesten Insta Stories durchstöbern würde.

Tag 5

Freitag, 14 Uhr
Ich habe heute geschummelt. Ich wollte bei Edition F auf der Facebookseite “nur schnell mal” gucken, ob mein Artikel gefeatured wurde und habe dabei festgestellt, dass ich im Browser immer noch eingeloggt war. Na toll.

Aber halb so schlimm. Schließlich mache ich diesen Spaß ja nicht, um mich selbst möglichst hart ranzunehmen, sondern um mein eigenes Verhalten zu analysieren. Also schnell gecheckt, was ich eigentlich wollte und dann schnell wieder Facebook dichtmachen. Normalerweise hieß “schnell mal gucken” immer: “Huch, schon wieder 20 Minuten vorbei…jetzt reiß dich mal zusammen und get some serious work done.”

Tag 6

Samstag, 11 Uhr
Der Selbstversuch neigt sich dem Ende zu und ich bin wirklich etwas entspannter. Ich kannte meine Schwachstelle vorher bereits, war aber zu faul etwas zu ändern. Mir war wirklich nicht bewusst, wie sehr mich die Social Apps wirklich an meiner Arbeit hindern. Ich glaube, das verdrängen die meisten ganz gern. “Ach komm, die paar Minuten!”…ja, wenn es denn tatsächlich so wäre. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich dadurch täglich ca. 1,5-2 Stunden wertvolle Arbeitszeit verliere. Natürlich nicht am Stück. Aber immer wieder in den Flow zu finden ist das wahre Problem.

Tag 7

Sonntag
FINALE! Heute ist der letzte Tag und morgen logge ich mich wieder in die Apps ein. Zeit für ein Fazit!

Was habe ich vermisst?

Nicht viel. Zu Beginn der Woche war es mir ein Bedürfnis, dauernd intuitiv nach Neuigkeiten zu schauen. Das hat aber schnell nachgelassen. Wer glaubt, er verpasse etwas, täuscht sich wirklich nur selbst. Im Gegenteil, es ist eigentlich heilsam, nicht von allen Seiten mit News, Tipps und Trends konfrontiert zu werden. Ich muss nicht alles wissen und das Nötigste erfahre ich ohnehin. Ziel der Challenge war ja nicht, hinterm Mond zu leben und sich wie ein Einsiedler zu verhalten, sondern das eigene Verhalten zu analysieren.

Den Austausch mit anderen habe ich aber ein wenig vermisst, weil ich viele nette Personen ausschließlich über diese Kanäle kennengelernt habe. Und ich muss einfach zugeben: Ich bin ein visueller Mensch und befasse mich zu gern mit Inspiration auf Instagram.

Verbesserungen, die ich bemerkt habe:

#1 Ohne die ständige Berieselung (insbesondere durch Facebook und Instagram) bin ich deutlich konzentrierter! Ich komme in einen richtigen, tiefen Arbeitsflow. Ich vergesse nicht so oft, was ich eigentlich gerade wollte und bin nicht mehr so hibbelig wie ein Wiesel auf Drogen.

#2 Das hat mich überrascht: Selbst wenn ich gerade eine bewusste Pause einlege, bringen mich Facebook und Co. leider sehr schnell sehr weit weg von meinen Plänen. Danach wieder in den Arbeitsflow zu finden, dauert bei mir relativ lang (15 Minuten aufwärts). Ist sogar wissenschaftlich bewiesen, guck: Microsoft Studie: A Diary of Task Switching and Interruptions (PDF)

#3 Mir schmeckt mein Essen besser, wenn ich dabei nicht auch noch im Internet surfe. Ist ja klar: Mit Smartphone verkommt Essen zur bloßen Nahrungsaufnahme. Ohne fängt man an bewusst zu genießen.

#4 Mein Tag beginnt ohne Smartphone viel schöner! Morgens Berieselung in den Tag zu starten, erspart mir jede Menge Stress durch Nachrichten, Anfragen, Bitten oder negative Schlagzeilen.

Lass dich nicht von den sieben Tagen abschrecken! Wer so ein Experiment selbst wagen möchte, kann das natürlich auch einen Tag lang probieren. Ich finde für mich persönlich, dass es eine bereichernde und interessante Erfahrung war. Denn wir haben einfach nicht zu jeder Zeit sämtliche Abläufe unter bewusster Kontrolle. Ich fand es spannend zu sehen, wie viel von meinem täglichen Verhalten unterbewusste Routine ist. Ich werde mich nicht zurückziehen, aber in Zukunft bewusster darauf achten, womit ich meine wertvolle Zeit verbringe und vor allem – wann ich das tue.

Sag mir deine Meinung:

Denkst du, dass wir zu viel vor unseren Smartphones hocken und sich das negativ auf unsere Leistung auswirkt? Wie regelst du deinen Sozial Media Konsum und auf welchen Plattformen bist du gerne?

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