Endlich geht es in die erste Ask me anything–Runde! Im Vanilla Mind Montagsletter (wer noch nicht dabei ist: unten kannst du dich eintragen und bekommst von mir die geballte Ladung Montagsmotivation in deine Inbox ?) habe ich vor einigen Wochen darum gebeten, Timon und mich mit Fragen zu löchern. Es kamen einige und darüber freue ich mich sehr! Es hat einiges an Zeit gekostet, die Fragen zu bündeln, ähnliche Themen zusammenzufassen und übergeordneten Themen zuzuordnen.
Die Runde gehört dem Themenkomplex Arbeit: Wie trennen wir Beruf und Freizeit, wie kommunizieren wir und wie verkauft man sich “richtig” im Job?
„Wie geht Ihr damit um, wenn jemand von euch Zeit für sich braucht?“ – Mareike
Melina: Während der Arbeitszeit können wir an unserer Kommunikation wir noch arbeiten. Manchmal platze ich einfach ins Zimmer und fange an zu reden, ohne dass Timon gerade aufnahmefähig ist. Ich versuche mir anzugewöhnen, erst einmal zu fragen, ob er gerade Zeit hat. Generell ist es aber so, dass jeder von uns seinen Bereich hat und für sich arbeitet. Für Fragen nebenbei nutzen wir auch einen Work Chat, da kann derjenige selbst entscheiden, ob er gerade Zeit zum Antworten hat. Wir essen aber immer gemeinsam und reden dann miteinander über unsere Projekte und den aktuellen Stand.
Timon: Im Prinzip funktioniert es gut. Wenn einer von uns Ruhe braucht, teilt er es einfach mit. Ich denke, da liegt auch einer der Vorteile. Man muss lernen klar seine Bedürfnisse mitzuteilen, statt zu hoffen, dass der andere schon wissen wird, was man gerade benötigt. Was man auch verstehen muss, gemeinsam selbstständig zu sein, bedeutet einen kleinen Familienbetrieb zu haben. Das Thema Arbeit hört nicht einfach auf, wie beim Angestellten am Freitag Abend und fängt erst am Montag wieder an. Über die Arbeit zu reden ist Teil des gemeinsamen Lebens. Das habe ich auch bei anderen festgestellt, die als Familie zusammenarbeiten. Daher macht Arbeit auch mehr Freude, denn man arbeitet buchstäblich als Familie und für die Familie.
“Wie kommuniziert ihr zu Hause Arbeitszeit und Freizeit? Mein Freund arbeitet nicht immer dann, wenn ich arbeite.” – Lisa
Melina: Das ist echt eine Herausforderung und wir mussten viel herumprobieren. Die ideale Balance findet sich leider nicht von allein, zudem verändern sich Bedürfnisse und Umstände mit den Jahren auch immer wieder, sodass man sich ständig anpassen muss. Anfangs haben wir zum Beispiel auch am Wochenende gearbeitet – einfach, weil wir es konnten und es uns nichts ausmachte. Irgendwann haben wir festgestellt, dass uns das nicht guttat, weil wir unsere Kunden dadurch “falsch erzogen”: Plötzlich meinten die Leute, es sei okay, Sonntags anzurufen wegen irgendwelcher Nichtigkeiten. Seitdem ist das Wochenende wieder heilig. Die meisten Menschen arbeiten als Angestellte, daher verstehen sie es sofort, wenn man sagt: “Erst ab Montag wieder.”
Unter der Woche regeln wir das nicht so klar, weil jeder von uns andere produktive Zeiten hat. Ich bin zum Beispiel von 13-15 Uhr zu nichts zu gebrauchen, während Timon in der Zeit gut arbeiten kann. Ich muss jetzt lernen, in der Zeit möglichst keine störenden Fragen zu stellen. Eine feste Feierabendzeit gibt es auch nicht. Wir sprechen uns für den jeweiligen Tag miteinander ab und entscheiden, was wir machen.
Ich bin gerade in einer Bewerbungsphase und frage mich, wie ich mit meinen Fähigkeiten im Anschreiben umgehe. Schätze ich mich realistisch ein?” – Elisa
Timon: Da das von Stelle zu Stelle unterschiedlich sein kann, ist prinzipiell ein Einzel-Coaching gut, um diese Frage zu beantworten. Es gibt aber einige grundsätzliche Erwägungen:
- In großen Unternehmen ist der Bewerbungsprozess deutlich formaler und lässt gerade am Anfang dadurch weniger Spielraum deine Vorteile in Ruhe zu präsentieren: D.h. deine Bewerbung muss so herausstechen, dass du in persönliche Vorgespräche kommst. Du solltest dich in einem Bewerbungsschreiben daher nie selbst demontieren. In ein Bewerbungsschreiben gehört immer das was du kannst, nicht was du noch nicht kannst. Ein „Ich kann nicht“ impliziert für mich auch ein „Ich trau mir nicht zu, die Fähigkeit in angemessener Zeit zu erwerben“. Besser ist es später in einem Gespräch, anhand einer vergangenen Situation zu erzählen wie schnell du dich in etwas einarbeiten kannst. Das erzeugt Vertrauen in deine Fähigkeiten dir Wissen selbstständig anzueignen und lebenslang zu lernen.
- Sei ehrlich in dem, was du behauptest bereits zu können. Sei dir aber auch im Klaren darüber, dass es nicht nur 0% und 100% gibt. Du kannst bestimmt schon einen gewissen Teil. Und es gibt immer etwas, was man noch dazu lernen kann, von daher gibt es auch nie die 100%. Hilfreich für eine Selbstbeurteilung deiner grundlegenden Kompetenzen ist der „Europäische Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen“. Wenn du dort in der Spalte Kompetenzen nachsiehst, kannst du besser sehen, auf welchem Niveau du dich tatsächlich bewegst.
- Bedenke dabei: Starke Kompetenzen sind die Grundlage für einen Gewinn an weiteren Kenntnissen. Gute Personaler achten zuerst auf starke Kompetenzen, dann erst auf Kenntnisse. Wenn die Kompetenzen bereits stimmen, kann man Kenntnisse schnell beibringen. Wenn ein Gespräch schnell auf eine „nackte“ Liste von Kenntnissen abrutscht, dann hast du deine Kompetenzen nicht deutlich genug dargestellt.
Prinzipiell lässt sich sagen, du solltest dir zutrauen eine Position nach einer Einarbeitungszeit ausfüllen zu können. Überleg dir, in welcher Zeit du dir eine Fähigkeit aneignen kannst oder ob du in den Anforderungen bereits Schnittmengen mit vorhandenen Kenntnissen siehst. Wenn du siehst, dass du in wenigen Monaten die Position vermutlich gut ausfüllen kannst, dann geh auch mit dem entsprechenden Selbstbewusstsein an die Bewerbung.
Denk darüber nach wie du andere mit deinem Können bereits jetzt unterstützen kannst. Auch die Personaler haben Unsicherheiten und müssen Risiken eingehen. Finde heraus, was die Firma zur Zeit bewegt, welche Probleme eine Abteilung zur Zeit hat, welche Probleme du davon verringern oder lösen kannst. Lerne Mitarbeiter der Firma vorab kennen, sprich mit ihnen. In nur einem Gespräch lernst du mehr über die Firma als auf der gesamten Firmen-Website.
“Mich würde interessieren wie Du Dein Buch beworben hast und wie Du so viele Follower bekommen hast.” – Jörg
Melina: Für die Bewerbung meines Buches habe ich eine eigene Presseagentin, die mir vom Verlag zur Seite gestellt wurde. Sie hat mir Kontakte zu Redaktionen und Sendern vermittelt, die sich für mein Buch interessieren und mich für Interviews angefragt haben. Wenn Artikel über mein Buch auf großen Portalen oder in Printmagazinen erscheinen, kommen natürlich auch automatisch mehr Menschen auf meine Seite, die zu neuen Lesern werden. Gastbeiträge auf anderen Blogs sind ebenfalls sehr hilfreich, um Menschen auf seine Botschaft aufmerksam zu machen.
Wenn du weitere Fragen zur Selbstständigkeit, unserer Arbeit oder unserer Zeiteinteilung hast, stell’ deine Frage gern in den Kommentaren! ?
Schlagwörter: Arbeit / Balance / Entspannung / Job / Organisation / Produktivität / Selbstmanagement / Selbstständigkeit / Work-Life-Balance