Für mich gehören Bücher und Achtsamkeit untrennbar zusammen. Es gibt kaum eine bessere Möglichkeit, die Langsamkeit im Alltag zu zelebrieren als mit einem guten Buch. Von mir aus sogar mit einem mittelmäßigen Buch, Hauptsache Abschalten und Nichtstun. Das Zuvieltun habe ich schon gut drauf, aber das Herunterfahren überfordert mich manchmal.

Lesen ist eine Tätigkeit, die einen innerhalb weniger Augenblicke in eine andere Welt eintauchen lässt. Wenn du einen Achtsamkeits-Quickie brauchst, lies ein Buch. 15 Minuten und du bist verreist! Ganz ohne Schlangestehen am Check-In des Flughafens und teure Hotelpreise.

Einige wollten wissen, was auf meinem Lesestapel so liegt und welche Art von Lektüre ich bevorzuge: Grob gesagt alles, was nicht ein Krimi oder Thriller ist – die rauben mir erst die Nerven und dann den Schlaf. Ich habe ein recht dünnes Nervenkostüm. 😁

Hier findest du ein paar meiner aktuellen und meiner Langzeit-Favoriten:

Romane:

Mein italienischer Vater*
von Anika Landsteiner, Diana Verlag

Mein italienischer Vater von Anika Landsteiner

Dieses Buch habe ich in Dänemark an 2 Tagen durchgelesen und auch ein bisschen mit der Protagonistin Laura mitgeweint. Ich habe das Buch einfach so weggeatmet. Die Detailverliebtheit von Anika ist einfach so schön. Langsam dämmert mir, was ich alles verpasse, wenn ich selten Romane lese. Ich glaube, der Grund dafür war lange, dass ich mit der Auswahl einfach überfordert war und nicht wusste, wonach ich einen Roman auswählen soll. Umso toller, wenn Frauen, die ich durch Instagram und mittlerweile auch persönlich kenne, so tolle Bücher schreiben! Anika ist eine tolle Autorin und Podcasterin. Ihr Podcast ÜberFrauen ist einer meiner Lieblinge.

Little Women*
von Louisa May Alcott

Gerade noch den Film gesehen, aber wie so oft ist das Buch natürlich viel schöner. Die Autorin Louisa May Alcott wird von allen „die amerikanische Antwort auf Jane Austen“ genannt.

Das Buch handelt von vier jungen Schwestern und ihrer individuellen Geschichte: Es gibt die unabhängige Jo, die zarte liebevolle Beth, die immer gewissenhafte, freundliche Meg und das frühreife Nesthäkchen Amy. Alle auf ihre Weise wundervoll.

Ich, Eleanor Oliphant*
von Gail Honeyman, Bastei Lübbe

„Eleanor Oliphant ist anders als andere Menschen. Auf Äußerlichkeiten legt sie wenig Wert und verbringt ihre Freizeit grundsätzlich allein. Ein Leben ohne soziale Kontakte oder nennenswerte Höhepunkte. Doch das ändert sich schlagartig, als Eleanor sich verliebt. Veränderungen müssen her! Nur wie?“ – Ich habe jede Zeile in diesem Buch geliebt und war fast traurig, als es endete. Ich habe mich an vielen Stellen selbst mit Eleanor identifizieren können.

Die Phantasie der Schildkröte*
von Judith Pinnow, Fischer Verlag

„Edith ist Mitte vierzig und hat außer zu ihrer Mutter, von der sie nur kritisiert wird, kaum Freunde. Das ändert sich schlagartig, als sich eine Zehnjährige in ihr Leben drängt und ihr Aufgaben stellt. Edith muss sich plötzlich anderen Menschen öffnen und erlebt lauter skurrile Situationen.“ – Igitt, Menschen! Ein liebevolles, herzliches Buch für alle, die Probleme haben, sich auf neue Menschen einzulassen.

Selbstfindung & Psychologie:

Becoming: Das inspirierende Ausfüllbuch*
von Michelle Obama, Goldmann

In ihrem Weltbestseller Becoming hat Michelle Obama ihre eigene Geschichte und ihre Reise zu sich selbst mit der Welt geteilt. In diesem Journal lädt sie dich jetzt dazu ein, dich mit deiner eigenen Geschichte auseinanderzusetzen.„Becoming – finde deine innere Stärke“ ist ein sehr hochwertig gemachtes Journal zum Ausfüllen mit jeder Menge Reflexionsfragen rund um deine eigene Persönlichkeit, Erinnerungen, Familie und deine Talente.

Eines meiner Lieblingszitate aus diesem Buch: „Wenn du nicht schnell aufstehst und dich selbst definierst, dann werden andere dich schnell und falsch definieren.“

Starkes weiches Herz: Wie Mut und Liebe unsere Welt verändern können*
geschrieben und gelesen von Madeleine Alizadeh

Hörbuchtipp Starkes weiches Herz: Wie Mut und Liebe unsere Welt verändern können - geschrieben und gelesen von Madeleine Alizadeh

Ich habe vor kurzem „Starkes weiches Herz“ von @dariadaria beendet und es hat mich wirklich berührt. An einer Stelle erklärt Madeleine, was starkes, weiches Herz für sie bedeutet: „Der Weg zu einem mündigen Leben liegt in der Stärke und in dem Mut. Es braucht Stärke, sich selbst und die Menschen um sich herum zu lieben und für das einzustehen, was einem wichtig ist. Und das beginnt vor allem bei sich selbst. Alles, was wir geben, müssen wir zuerst bei uns finden. Wenn wir nicht von unserer eigenen Liebenswürdigkeit überzeugt sind, kann es schwierig sein, Zuneigung zu erhalten.“ – So schön, oder? Ich empfehle dringend, das Hörbuch zu hören, weil man so noch viel besser in die Gedanken von Madeleine Alizadeh eintauchen kann (das erste Audible Buch ist übrigens sogar kostenlos).

Ohne festen Boden*
von Rike Pätzold

Ein Buch für alle, denen es schwerfällt, loszulassen und die Umstände so zu akzeptieren, wie sie nun einmal sind. – Also für mich. Ich würde nur allzu gern über alle Lebensbereiche die volle Kontrolle ausüben. In den letzten Jahren hat mich das Leben in dieser Hinsicht allerdings unsanft an den Schultern gepackt und durchgeschüttelt. Natürlich ist es eine Illusion, Kontrolle über Dinge erlangen zu wollen, die nicht in unserem Einflussbereich liegen. Das auch zu akzeptieren, ist allerdings eine harte Nuss. An der habe ich immer wieder zu knacken, das gestehe ich gern. Darum war das Buch von Rike Pätzold auch eine echte Wohltat für mich: Sie nahm trotz ihrer Seekrankheit eine Segelreise voller Unsicherheiten und Herausforderungen in Kauf. Das Gefühl ohne Netz und doppelten Boden zu sein, ist für sie also nicht nur metaphorisch wahr, sondern auch durchaus buchstäblich. Eine Warnung muss ich noch aussprechen: „Ohne festen Boden“ enthält viele Fußnoten und Literaturhinweise, die deine Bücher-Wunschliste garantiert wachsen lassen werden!

Leben wird aus Mut gemacht*
von Anika Landsteiner, Goldmann

Nochmal Anika Landsteiner. Ich bin wirklich ein Fan von ihrer Art zu schreiben. Allein die Entstehungsgeschichte dieses Buches hat mich umgehauen: Emma, eine 84-jährige Dame, ruft Anika aus heiterem Himmel an, nachdem sie ihr Autorenfoto in einer Regionalzeitung sieht. Sie sagt: „Als ich Ihnen in die Augen blickte, habe ich gewusst, dass Sie der Mensch sind, den ich suche. Ich suche seit Jahren jemanden, dem ich meine Geschichte anvertrauen kann, damit sie aufgeschrieben wird.“ – Gänsehaut! Und die Geschichte von Emma ist wirklich bewegend. Sie inspiriert Anika dazu, sich ein ganzes Jahr ihren persönlichen Herausforderungen zu stellen, zu denen ihr bisher der Mut gefehlt hat. ⁣

Sei einzig, nicht artig*
von Martin Wehrle, Mosaik

"Sei einzig, nicht artig" von Martin Wehrle / #Buchtipps für einen achtsamen Lesewinter.

Noch eine gute Lektüre für die introvertierte Seele: Martin Wehrle ist ein erfolgreicher Journalist und Karriereberater. Wenn er also durch dieses Buch verlauten lässt, “Individualität und Einzigartigkeit in einer lauten Welt sind super”, dann glaube ich ihm das auch. Überall im Buch finden sich Fußnoten mit interessanten Studien und wissenschaftlichen Forschungen, die mich überzeugt haben. Das Fehlen jeglicher “Beweise” stört mich bei anderen Büchern oft.

Wehrle schreibt mit viel Witz und Charme darüber wie wir uns von den Idealen lösen, die uns die Gesellschaft gern aufdiktieren möchte. „Es ist besser, für das, was man ist, gehasst, als für das, was man nicht ist, geliebt zu werden.“, heißt es zu Beginn seines Buches. Das klingt prima, aber die Perfektionistin in mir, die es manchmal jedem recht machen will, weiß auch, dass das nicht gerade einfach ist. Eigentlich erreichen wir sogar das Gegenteil damit: Überforderung, Stress und Abhängigkeit von der Meinung anderer sind die Folge. Das hat nichts mit Selbstbestimmung zu tun.

Das Buch enthält Coaching-Übungen und Selbsttests, die dabei helfen, öfter “ja” zu sich selbst zu sagen statt “Was werden die anderen nur denken?”. Natürlich sollte sich nicht unser ganzes Leben darum drehen, uns selbst zu verwirklichen und die Bedürfnisse anderer zu ignorieren. Aber darum geht es hier auch nicht. Um anderen etwas geben zu können, müssen wir erstmal in gutem Kontakt mit uns selbst sein. Gut finde ich außerdem, dass er von Beginn an klarstellt, dass sich unser Leben nicht mit dem bloßen Lesen dieses (und auch jedes anderen) Buches ändert. Ein Buch kann eine Tür öffnen, aber hindurchgehen muss man schon selbst.

Auch das zweite Buch von Martin Wehrle “Der Klügere denkt nach”* empfehle ich sehr gern an andere Introvertierte weiter.

Still*
von Susan Cain, Goldmann

"Still" von Susan Cain / #Buchtipps für einen achtsamen Lesewinter.

Für mich das absolute Standardwerk für leise Menschen. An diesem Buch kommt man einfach nicht vorbei, wenn man zu der Kategorie Mensch gehört, die dazu neigt vom Umfeld schnell überstimuliert zu sein und viel Ruhe braucht. Ich habe Susan Cains “Still” 2016 schon einmal sehr intensiv gelesen und es hat viel dazu beigetragen, dass ich mich selbst besser verstehen kann und nachsichtiger mit mir umgehe – ja, sogar mag, was ich früher als Schwäche empfunden habe. Ein anderes Buch von Susan Cain heißt übrigens “Still und Stark: Die Kraft introvertierter Kinder und Jugendlicher”* und richtet sich speziell an Heranwachsende, die glauben, mit ihnen stimme etwas nicht. Hätte ich damals auch gebrauchen können.

Business

„Konzentriert arbeiten: Regeln für eine Welt voller Ablenkungen“*
von Cal Newport, Redline Verlag

Ständige Ablenkung ist heute das Hindernis Nummer eins für ein effizienteres Arbeiten. Sei es aufgrund lauter Büros, vieler paralleler Kommunikationskanäle, dauerhaftem Online-Sein oder der Schwierigkeit zu entscheiden, was davon nun unsere Aufmerksamkeit am meisten benötigt. Wir sind nicht dumm oder faul – es ist heute tatsächlich sehr schwer geworden, fokussiert zu arbeiten!

Cal Newport empfiehlt unter anderem individuelle Rituale, die die eigene Konzentration fördern und einen achtsamen Umgang mit der eigenen Energie unterstützen: „[Meine] Rituale habe ich über die Jahre für mich entwickelt und lange herumexperimentiert, bis ich herausgefunden habe, was für mich gut funktioniert und was nicht. Und welche Strategie zu welcher Form der Arbeit passt. Die Anstrengungen haben sich gelohnt, ich kann mich besser konzentrieren. Für mich ist ein Tag voller idyllischer Muße – so wie ihn Jung, Darwin und McCullough benötigten – nicht der einzige Weg. Deep Work ist keine nostalgische Anwandlung von Denkern und Philosophen. Den Zustand von Deep Work kann jeder erreichen.“ (– Auszug aus „Konzentriert arbeiten“ von Cal Newport)

Female Founders Book *
von Val Racheeva und Maxi Knust

Female Founders Book - Buchtipp für Gründerinnen

Die beiden Unternehmerinnen Val und Maxi haben dieses Buch komplett in Eigenregie herausgebracht. Das Besondere: Sie haben 30 Unternehmerinnen interviewt und sie gefragt, welche Hürden sie in ihrer Selbstständigkeit überwinden mussten, wie sie daran gewachsen sind und was sie anderen raten würden. Fängt man erst einmal an, die ganzen tollen Geschichten dieser mutigen Frauen zu lesen, kann man gar nicht mehr damit aufhören! Dieses Buch ist alles andere als ein Buch voller “typischer Businessfrauen”, sondern eine spannende Sammlung sehr unterschiedlicher Charaktere und Geschichten.

Schnelles Denken,langsames Denken*
von Daniel Kahneman, Penguin Verlag

Achtung, jetzt wird es wissenschaftlich: Daniel Kahneman, Nobelpreisträger und einer der einflussreichsten Wissenschaftler und Psychologen unserer Zeit, erklärt die biologischen Unterschiede zwischen introvertierten und extravertierten Denkweisen. Sehr, sehr spannend und voller Denkanstöße!

work is not a job: Was Arbeit ist, entscheidest du!*
von Catharina Bruns, Campus

"work is not a job" von Catharina Bruns / #Buchtipps für einen achtsamen Lesewinter.

Durch die hohe Informationsdichte ist es halt kein Buch, das sich an einem grauen Nachmittag mal eben weglesen lässt. Dieses Werk ist ein Manifest. Und Bruns Mission? Sie will eine neue, positivere Definition des Arbeitsbegriffs formen. Sie schneidet vieles an, führt lange die Veränderungen in der heutigen Arbeitswelt aus – und schafft es auch oft, zu inspirieren und mich zum Innehalten zu bewegen.

Und genau das ist scheinbar das Ziel, denn so steht es schon auf der Buch-Rückseite: „Dies ist kein Ratgeber. Es ist ein Buch, das Denkanstöße für eine neue Haltung zur Arbeit liefert.“  Es bleibt hier also sehr theoretisch und hypothetisch – trotzdem eine Empfehlung für jeden, der die Nase voll von 9-to-5 hat und auf der Suche nach etwas Neuem ist. Wer nachlesen möchte, durch welche historischen Weltanschauungen sich unser heutiges Verständnis von Arbeit entwickelt hat, findet hier einen interessanten und unterhaltsamen Video-Vortrag.

Es gibt noch so viel mehr Bücher, die ich bisher noch nicht lesen konnte und die schon ewig auf meinem Wunschzettel stehen. Aufmerksame Leser/innen werden auch gesehen haben, dass auf dem Beitragsbild oben der Roman “Qualityland” zu sehen ist. War auch eigentlich für diesen Artikel eingeplant. Ich habe allerdings kaum die Hälfte geschafft, bevor ich entnervt aufgegeben habe. Die beschriebene Dystopie hat mich viel zu sehr an das erinnert, was momentan schon vorherrscht und lustig fand ich es deshalb nur bedingt.

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