Wenn man sich mit dem Thema Selbständigkeit befasst und beispielsweise Bücher dazu liest, dann klingt das häufig wie ein Traum. Und ja, wir selbst würden auch nicht mehr freiwillig in die Festanstellung zurückgehen. Trotzdem ist die Selbständigkeit alles andere als ein Selbstläufer und darüber möchten wir heute in einer neuen Folge Still & Stark sprechen.
Wir haben auf Instagram gefragt: „Interessiert euch eigentlich, wie wir uns unsere Selbstständigkeit aufgebaut haben und was uns antreibt?“ – Über 90% haben “Ja, unbedingt!“ gesagt. Hier kommt sie also: Eure Wunschfolge mit dem Blick hinter die Kulissen unserer Selbstständigkeit.
In dieser sehr persönlichen Folge Still & Stark sprechen wir über folgende Fragen:
- Wie arbeitet ihr und warum?
- Wie habt ihr euer gemeinsames Business gestartet?
- Worauf musstet ihr am Anfang eurer Selbstständigkeit verzichten und ist euch das schwer gefallen?
Ein Unternehmen aufbauen: Wie arbeitet ihr und warum?
Wir haben unser Unternehmen so geplant, dass wir es zu zweit führen können und maximal unabhängig sind. Das ist unser wichtigster Antrieb: Wir wollen bewusst solo und unabhängig bleiben. Keine Angestellten, kein Firmengebäude. Wir arbeiten auch gerne mal in größeren Teams, aber dann eben auf Projektbasis und nicht permanent.
Ganz am Anfang, da gab es mal die fixe Idee, eine klassische Werbeagentur aufzubauen. Mit schickem Büro, gemütlicher Empfangsecke für Kunden und eigenen Angestellten. Wir kommen beide aus dem Bereich Kommunikationsdesign und Marketing, da liegt das irgendwie nahe. Es ist der Weg, den die meisten gehen würden.
Allerdings stellten wir schon am Anfang unserer Selbstständigkeit fest: Nein, das ist nichts für uns. Diese Form von Verantwortung wollen wir nicht. Wir wollen nicht mehr arbeiten und mehr Verantwortung, indem wir uns um Angestellte und Büroräume kümmern müssen. Wir wollen spontan sein können, flexibel und unabhängig. Das ist unser Weg. So können wir anderen am besten dienen, weil wir dafür Kraft und Energie haben.
Wir wollen außerdem Zeit haben für Projekte, die uns Spaß machen und nicht Zähne knirschend Dinge machen, die uns schon als Angestellte Bauchschmerzen gemacht haben. Wir beide haben jeder auch eigene Projekte neben der Arbeit für Vanilla Mind. Timon ist beispielsweise oft in der Unternehmensberatung tätig, während ich gerne Buchprojekte mache oder Branding-Aufträge annehme. So ganz lässt mich meine Arbeit als Designerin nämlich nicht los. Der Luxus, den ich jetzt habe, ist, dass ich mir aussuchen kann, für welche Design-Jobs ich wirklich brenne und welchen Unternehmerinnen ich wirklich mit meiner Arbeit weiterhelfen kann.
Heute arbeiten wir so, dass wir viel Zeit haben, die wir gemeinsam verbringen können. Wir arbeiten effektiv nur drei volle Arbeitstage die Woche, weil wir merken, wie gut es uns tut. Unser Motto:
Lieber weniger arbeiten = weniger Stress = mehr Freude am Leben
Jeder hat andere Bedürfnisse. Deswegen ist es so, so wichtig sich bei allem zu fragen: „Will ich das wirklich? Und warum will ich das?“ Es ist ein Prozess, erst einmal herauszufinden, was die eigenen Kräfte und Bedürfnisse zulassen.
Lesetipp: Hier kannst du mehr darüber erfahren, was für uns persönlich Erfolg bedeutet.
Selbstständig werden: Unser Dreieck der Stabilität
Sich selbstständig zu machen, ist mit Risiken verbunden, ganz klar. So war es auch bei uns. Risiken können sich lohnen, aber sie können auch ziemlich beängstigend sein. Es ist nicht leicht, mutig zu sein und aus seiner Komfortzone auszubrechen.
Hier kommt das sogenannte „Dreieck der Stabilität“ ins Spiel. Bestseller-Autor Ramit Sethi nennt es im Englischen ursprünglich „Tripod of Stability“.
Die Theorie: Wenn man drei der wichtigsten Aspekte des eigenen Lebens immer stabil und aufrecht erhält, ist es viel einfacher, auf einem anderen Gebiet Risiken einzugehen und etwas zu wagen. Diese Stabilität gibt uns die nötige Sicherheit und das Vertrauen, auf anderen Gebieten etwas Neues probieren zu können oder mit spannenden Ideen herumzuexperimentieren. Indem wir uns um die großen Dinge kümmern, können wir auf anderen Gebieten wachsen.
Dies ist unser persönliches Dreieck:
Job
Wenn wir tun, was wir lieben – oder wenn wir lieben, was wir tun, ist das ein großer Vorteil. Denn die meisten unserer wachen Stunden verbringen wir mit Arbeit! Wenn wir die Anzahl der Stunden pro Tag in drei Teile aufteilen, kommen wir auf 8 Stunden Schlaf, 8 Stunden Arbeit – und: 8 Stunden, um Beziehungen, Lernen, Sport, Partys, Reisen usw. einzubeziehen. Konservativ gesprochen wird also mindestens 1/3 unseres Lebens bei der Arbeit verbracht, also sollten wir darauf achten, dieses Leben nach unseren Bedürfnissen zu gestalten. Für uns lautet die beste Antwort darauf: selbstständig arbeiten.
Beziehungen
Geteilte Freude ist doppelte Freude! Im Hinblick auf Beziehungen sollte das also bedeuten, dass wir glücklicher sind, weil wir erfüllende Beziehungen in unserem Leben haben. Achtung: Wenn man hier spürt, dass es einem wegen dieser Beziehungen schlechter geht, ist das ein Signal, an den eigenen Beziehungen zu arbeiten.
Wohnung
Viele Menschen verbringen ihr Leben lang damit, für ihr Haus zu bezahlen. Es gibt eine elend lange Diskussion, ob man zur Miete wohnen soll oder ein Haus kaufen soll. Das ist sicherlich Geschmackssache. Fakt ist: Ein eigenes Haus zu haben, gibt vielen ein Gefühl der Sicherheit. Die damit verbundenen Schulden, machen einen jedoch wieder abhängig und für viele ist das psychisch belastend. Das Leben ist viel mehr als das Dach, unter dem wir schlafen. Unsere persönliche Devise lautet daher: Besitze, was du dir leisten kannst.
Wie hat ihr euer gemeinsames Business gestartet?
Wir sind Freunde einer minimalistischen Lebensweise. Jeder definiert Minimalismus für sich anders. Für uns bedeutet es, eine bewusste Einschränkung hinzunehmen, um dafür schneller in der Selbstständigkeit voranzukommen und ohne Ballast zu leben. Für uns heißt das, geringe Grundkosten, keine Schulden, viel Flexiblität und Freiheit. Sobald man mit dem Vereinfachen beginnt, geschieht Erstaunliches. Man findet die Zeit und Muße, sich dem zu widmen, was einem wirklich wichtig ist.
Wichtiger Tipp für alle, die mit der Selbstständigkeit liebäugeln:
Bau dir nebenbei etwas auf! Schmeiß nicht von heute auf morgen alles hin und hoffe darauf, dass es schon klappen wird. Timon ist schon sehr lange selbstständig, aber ich bin erst in kleinen Schritten mit eingestiegen. Ich habe meine Arbeitszeit als Angestellte zuerst von 4 auf 5 Arbeitstage umgestellt. Das ging mehrere Jahre so, bis wir alles durchkalkuliert hatten. (Tipp: Hier kannst du nachlesen, wie damals alles ablief und welche Ängste ich hatte.)
Frage dich: Was brauche ich wirklich? Was ist mir unheimlich wichtig und worauf kann ich verzichten, während ich meinen Traum von etwas Eigenem verwirkliche?
Anfangs mussten wir uns einschränken: Ich habe sehr genau Haushaltsbuch über unsere Wocheneinkäufe geführt. Wir haben gespart, weil es uns wichtig war, dafür schneller beide im Home Office arbeiten zu können.
Ist es euch der Verzicht am Anfang eurer Selbstständigkeit schwer gefallen?
Nein, weil wir genau wussten wofür wir das machen. Man verzichtet auf die Dinge, auf die man auch gut verzichten kann – ohne das Gefühl zu haben, das Leben würde keinen Spaß mehr machen!
Was mir zum Beispiel immer wichtig war: Essen gehen. Daran konnte ich nie sparen. Essengehen ist für mich ein soziales Event. Man genießt das Essen, die Atmosphäre und man kommt anderen Menschen näher. Da war ich nie zu Kompromissen bereit. Was ich mir hingegen prima sparen konnte: Geld für Streaming-Dienste, Kino, auch ein Auto brauchten wir nicht.
Verzicht muss also nicht wehtun. Und selbst wenn, dann ist er nicht auf Dauer. Viel wichtiger ist aber der Fokus auf die Freiheiten:
Sich auf das zu konzentrieren, was man gerade alles nicht hat, ist sehr kontraproduktiv und lähmt das eigene Wachstum. Schaue stattdessen lieber auf das, was du alles hast! Für uns sind es diese Punkte:
- Wir haben die Freiheit, regelmäßig in unser Business investieren zu können
- Spontan frei nehmen oder spannende Projekte machen ist kein Problem
- Obwohl wir niemals Rente beziehen werden, sind wir finanziell abgesichert
- Durch niedrige Grundkosten sind wir von Krisen weniger betroffen
- Wir müssen nicht 9-to-5 arbeiten
- Wir haben den Kopf frei
Lieber im Webplayer hören?
Buchtipps zum Thema Gründen:
Female Founders Book von Val Racheeva und Maxi Knust
Die beiden Unternehmerinnen Val und Maxi haben dieses Buch komplett in Eigenregie herausgebracht. Das Besondere: Sie haben 30 Unternehmerinnen interviewt und sie gefragt, welche Hürden sie überwinden mussten, um sich selbstständig zu machen und wie sie daran gewachsen sind. Fängt man erst einmal an, die ganzen tollen Geschichten dieser mutigen Frauen zu lesen, kann man gar nicht mehr damit aufhören! Dieses Buch ist alles andere als ein Buch voller “typischer Businessfrauen”, sondern eine spannende Sammlung sehr unterschiedlicher Charaktere und Geschichten. → Hier mehr über das Buch erfahren*
Einfach machen! Der Guide für Gründerinnen von Katharina Marisa Katz
Träumst du davon, dein eigener Chef zu sein und selbstständig zu werden? Auch in diesem Buch findest du ermutigende Interviews von Frauen, die diesen Weg bereits erfolgreich gegangen sind. Auch große Fragezeichen, die einen oft vom Machen abhalten, werden angeschnitten: „Wie erstelle ich einen Businessplan? Welche Zuschüsse, Kredite und Förderungen gibt es für Gründerinnen? Wie sieht es mit meiner Verfügbarkeit aus, muss ich immer online oder ansprechbar sein?“ → Hier mehr über das Buch erfahren*
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Tausend Dank!
Timon und Melina
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Schlagwörter: Arbeit / Buchtipps / Erfolg / Komfortzone / Selbstständigkeit
Hallo Ihr 2,
vielen Dank für den Einblick in Eure Arbeitswelt. Was mich sehr beeindruckt hat, dass Ihr im Schnitt “nur” 3 Tage arbeitet. Das widerspricht dem Mythos “selbst und ständig”. Mich schauen auch auch die meisten mit großen Augen an, wenn ich sage “nee, ich will keine 40h und mehr arbeiten. Dafür bin ich ja selbständig”. Des Weiteren find ich richtig gut, was Ihr zum Thema Finanzen gesagt habt; nämlich nicht auf dicke Hose machen mit einem schicken und somit meist teurem Büro, sondern Wert aufs Wesentliche legen und ggf. auch mal verzichten. Bleibt weiter erfolgreich und vor allem gesund!
Hey Mo :)
Genauso ist es! Wenn ich mich in der Selbstständigkeit auch noch die ganze Zeit aufreibe und kaum Zeit für mich habe – wo ist da der Vorteil zur Anstellung?
Ich hoffe, es geht dir gut?
Liebe Grüße nach Berlin!
na klar gehts mir gut
Danke der Nachfrage.
Ich hab beschlossen, dass es mir gut geht :-)
Spannende Einblicke hinter Eure Kulissen. ein weiteres Beispiel dafür, dass es für jeden ein eigenes Lebenskonzept gibt- man muss sich nur trauen es auch anzugehen! An der Stelle finde ich auch wichtig dass ihr betont, dass man für jedes Ziel etwas anderes loslassen darf, und dass es Zeit braucht. In unserer Welt werden Bedürfnisse oft sehr schnell befriedigt, sodass man diesen Anspruch auch mal an die Selbstständigkeit stellt.
Ihr sagt, dass ihr nicht empfehlen würdet, Hals über Kopf zu kündigen sondern nebenher etwas aufzubauen. Ich glaube an der Stelle kommt es wieder sehr auf die Persönlichkeit an. Man sollte natürlich einen ersten Plan haben aber je nachdem wie eine Persönlichkeit ist, kann es auch gut sein ein Umfeld schneller zu verlassen. Meist ist es ja auch schon ein Prozess, sich überhaupt mit der Selbstständigkeit auseinanderzusetzen.
Liebe Grüße aus München,
Alissa