Ich könnte den heutigen Artikel auch einfach “Ich mach’s trotzdem – Teil 2” nennen. Denn wieder geht’s um diese eine Eigenschaft, die uns allen so oft fehlt: Mut. Mut, über den eigenen Schatten zu springen. Mut, um die eigene Eitelkeit beiseite zu schieben und einfach seinen Weg zu gehen. Und zwar ohne ständig darüber nachzudenken, wie man dabei wirkt.
Also Butter bei die Fische: Ich war letzte Woche im Fernsehen zu sehen. Ganze 4 Minuten lang! Und das, obwohl ich mir fast vor Angst in die Hosen gemacht hätte. Und weißt du was? Es war eine richtig tolle Erfahrung!
Natürlich schreibe ich diese Story mal wieder nicht aus Spaß auf. Ich möchte sie hier gern mit euch teilen, denn ich habe wieder viel gelernt. Es war ein weiterer großer Schritt für mich, um mit alten Gewohnheiten zu brechen und etwas zu tun, was ich mich früher nie getraut hätte.
Aber erst einmal von Anfang an:
Am 1. September bekam ich eine E-Mail mit dem Betreff “Protagonistin für Sendung scobel auf 3sat gesucht”. Eine Redakteurin schrieb mir, dass sie für die TV-Sendung „scobel“, die Donnerstags um 21 Uhr auf 3sat läuft, eine Protagonistin sucht. Ich muss zugeben: Ich hatte bis dahin von dieser Sendung noch nie etwas gehört.
Das Format funktioniert folgendermaßen:
Zu der wissenschaftlichen Sendung werden drei Gäste eingeladen, die sich mit dem Moderator Gerd Scobel über das jeweilige Thema austauschen. Angeregt werden die Gesprächsrunden durch vier Filmbeiträge.
In der genannten Sendung sollte sich alles um das Thema „Muster des Lebens“ drehen. Auf 3sat wird das Thema wie folgt angeteasert:
“Unsere Handlungen und unsere Gefühle folgen bestimmten Mustern. Diese Muster können auf vielfältige Art und Weise in der Erziehung oder durch Erfahrungen entstehen. Sie können aber auch Resultat unserer Sprachfähigkeit und unseres Austausches miteinander sein. Die Frage ist, in wie weit wir uns die Muster, denen wir tatsächlich folgen, bewusst sind. Wie weit reicht unsere Fähigkeit, Muster zu erkennen: in der Natur, im Leben – auch in uns selbst, in unserer Gesellschaft und Kultur? Und in wie weit sind wir in der Lage, etwa durch eine bewusste Veränderung des Denkens die Muster, von denen wir uns lösen wollen, zu verändern?”
Ok, und was hat das ganze mit mir zu tun?
Die Redakteurin ist auf mich aufmerksam geworden, weil ich am Anfang des Jahres über meine Schüchternheit auf brigitte.de berichtet hatte. Wie ich es geschafft habe, dieses Lebensmuster zu verändern, sollte Gegenstand des Filmbetrags werden. Drehtermin: 29. September.
Puh. Vier Wochen lang war mein Gefühlszustand wirklich mit einer Achterbahn zu vergleichen. Ich wollte wirklich immer wieder wegrennen. Ich hasse das Rampenlicht und ich hasse was es mit mir macht: die Angst alles zu vermasseln, Panik, innere Unruhe, Bauchweh, Schweißausbrüche. Allein sich vorzustellen, einen ganzen Tag lang in Lübeck herumzurennen, gefilmt zu werden und wirklich jeder kann es sehen! Das löste Panik in mir aus. Aber ich kenne mich: Das ist in solchen Situationen der Standard bei mir. Meine Gefühle bringen mich fast um, aber ich weiß, wenn es soweit ist, werde ich abliefern. Äußerlich können ohnehin nur recht wenige Menschen erahnen, wie es mir gerade wirklich geht.
Aufgeben?
Ich hätte es auch einfacher haben können: Nein sagen und mein Leben in Ruhe weiterleben. Perfekt. Hallo Komfortzone, es ist so schön dich zu kennen!
Nein, absolut nicht! Glaubt mir, dann hätte ich mich erst recht wie eine Versagerin gefühlt. Ich hätte mir ewig vorgeworfen die größte Chance aller Zeiten zu vergeben, meine Angst zu überwinden. Außerdem hat es mich wirklich gereizt. Ich finde es sehr spannend zu erfahren, wie beim Fernsehen gearbeitet wird. Allein deshalb musste ich schon mitmachen.
Und außerdem ist da ja noch diese eine Kleinigkeit: Dieser Blog existiert unter anderem auch deshalb, weil ich schüchternen Menschen Mut machen will, aus sich herauszukommen. Ich würde mich immernoch als sehr schüchtern beschreiben, allerdings habe ich die Schüchternheit inzwischen wunderbar im Griff und lasse mich nicht mehr so leicht von ihr kaltstellen. Also muss ich es einfach tun. Mein Credo: “Ich werde mich da hinstellen und einen coolen Fernsehbeitrag drehen. Chakka!”
Hab ich gemacht.
Da:
Vollständige Sendung scobel – “Muster des Lebens” (57:38 Min.)
Hier geht’s zum Einzelbeitrag (3:56 Min.)
Kurzzeitig hatte ich einen kleinen Rückfall: Nachdem diese Woche bekannt wurde, wie eine Autorin des ProSieben Formats “taff” mit Christine Neder vom Reiseblog Lillies Diary umgegangen ist, hatte ich Angst, was mit dem Videomaterial von mir passieren würde: “Was ist, wenn die mich ganz falsch darstellen? Was ist, wenn ich am Ende lächerlich wirke?” Was man halt so denkt, wenn man wenig Coolness und innere Gelassenheit besitzt.
Zum Glück weiß ich bei ZDF und 3sat aber, woran ich bin. Bei den Öffentlich-Rechtlichen kann man sich sicher sein, dass man nicht zugunsten der Quote in ein schlechtes Licht gerückt wird. Für irgendwas müssen die GEZ-Gebühren ja gut sein.
Herzlichen Dank an dieser Stelle also nach Mainz und vor allem an das tolle Kamerateam aus Kiel! Ich freue mich wirklich sehr über diesen schönen Beitrag!
Natürlich war am Ende alles gut.
Im Nachhinein muss ich sagen: Meine Gefühle waren mal wieder komplett unbegründet. Der Drehtag war total lustig, das Kamerateam super lieb und der fertige Beitrag ist wirklich so geworden, dass ich sagen kann: Ok, gut. Hat ja gar nicht wehgetan.
Und selbst wenn nicht alles gut wäre: Alles, was zählt ist, dass ich es durchgezogen habe. Der Mut war größer als die Angst und das kann man feiern! Das ist meine einzige Message: Wann immer ihr in einer Lage seid, in der ihr denkt “Ich schaff das nicht, ich laufe jetzt weg”: Genau dann ist der Moment, in dem du richtig über dich hinauswachsen kannst! Nichts ist wirklich so schlimm, wie unser Gehirn es uns weiß machen will.
Wovor hattest du zuletzt richtig Panik? Wie bist du damit umgegangen?
Schlagwörter: Alltag / Angst / Arbeit / Introversion / introvertiert / Komfortzone / Mut / Psychologie / schüchtern / Schüchternheit / Selbstbewusstsein / Selbstvertrauen / Versagen
Guten Morgen Melina,
sehr, sehr cool, herzlichen Glückwunsch zu deinem Auftritt im TV! :) Du kommst echt gut rüber und fast 4 Minuten sind mal eben gar nicht so kurz!
Respekt dafür, dass du das durchgezogen hast, du wirkst überhaupt nicht nervös! :)
Liebe Grüße
Anja
Danke liebe Anja, das freut mich sehr!!
Hey Melina,
WOW und herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Film!
Ich hab dich ja erst kennengelernt, nachdem du dich selbstständig gemacht hast und muss sagen, dass ich gar nicht auf die Idee gekommen wäre, dass du einmal so schüchtern warst. Hut ab – Tolle Leistung!!
Liebe Grüße,
Gudrun von Achtung Designer
P.S. Wer schnell zu Melina vorspulen will und nicht warten mag, findet ihren Beitrag ab 46:16 Minuten.
Hey Gudrun, danke für deine lieben Worte! Ja, das stimmt, die meisten bemerken es nicht. Meistens aber nur deshalb nicht, weil ich mir vorher schon zuhause überlege, was ich evtl. sagen könnte. Sonst kann es vorkommen, dass ich stumm wie ein Fisch bin und nicht aus mir rauskomme. ;)
Melina, du bist toll! Von deinem Lampenfieber merkt man absolut gar nix. Da hat der Herr, der dich anmoderiert hat, nervöser gewirkt ;) Und selbst wenn man was gemerkt hätte, wäre es ja auch total egal und okay gewesen – einfach die Tatsache, dass du dich der Situation gestellt hast, ist so großartig.
Ich hatte übrigens die allerselbe Situation wie du und kann nachempfinden, was du durchgemacht hast – Anfragen von Fernsehsendern (ja, auch seriöse, die man eigentlich hätte annehmen können) und eine Videoanfrage von meinem liebsten Objektivhersteller. Aber ich habe nach langem Grübeln und Streit mir mir selbst alle Anfragen abgelehnt. Bis jetzt habe ich das auch überhaupt nicht bereut, ich war mir sicher, das Richtige getan zu haben – denn dass ich blöd und hässlich auf den Videos rüberkommen und mich danach ewig in Grund und Boden schämen würde, ist ja ein Fakt. Ein Glück, dass ich diese Blamage abgewendet habe. Video ist einfach nicht meine starke Seite, Schuster bleib bei denen Leisten… Hmm. Dein Artikel hat mich jetzt doch etwas zum Nachdenken gebracht. Klingt schon irgendwie nach einem Muster, mit dem ich mich selbst blockiere, oder? Noch halte ich es für zu wahr, um etwas daran zu ändern. Und habe meine Komfortzone viel zu lieb. Aber der Stachel ist gesetzt, vielleicht hat dein Artikel ja Langzeitwirkungen… Danke dafür!
Daaaanke! Ich werd ganz rot.
Ich finde du hast schon recht, man muss abwägen. Wenn man weiß, es liegt einem einfach nicht, dann sollte man es auch nicht tun. Beispiel: Ich würde niemals an einer Matheolympiade oder einem Dance Battle teilnehmen, einfach nur “weil es mir ja helfen könnte meine Angst zu verlieren”. Ersteres wird nie meine Stärke sein und Tanzen sowieso nicht, da sich mein Körper motorisch wirklich nicht dafür eignet. Es wäre einfach nur peinlich, hätte aber ansonsten keinen weiteren Nutzen. ;)
Macht also keinen Sinn etwas zu tun, was einem aus dem tiefsten Innern widerstrebt. Sich selbst zu foltern kann ja auch nicht der Weg sein. Was ich eher verfechte ist sich zu überwinden, wenn man etwas wirklich gern möchte, aber sich dabei dauernd selbst im Weg steht. Und das ist bei mir meistens der Fall. Ich bin super neugierig, traue mich aber meistens nicht. Deswegen hab ich es in diesem Fall durchgezogen. Und es war gut für mich. :)
oooh sehr gut, dass du das gemacht hast, denn man merkt dir deine nervosität tatsächlich nicht an. du wirkst wie ein profi ;) ich bin stolz auf dich!
Danke du Liebe :*
Hallo Melina,
ein toller und gelungener Beitrag und gute Sendung! Ich finde, er ist sehr schön gemacht und du wirkst auf mich sehr authentisch, so wie deine Blogs – echt klasse und auch mir ist nicht aufgefallen ist, dass du nervös warst. Wäre aber auch in Ordnung gewesen. Jedenfalls hab ich großen Respekt, dass / wie du deine Schüchternheit so angehst! Wie heißt es – Mut bedeutet Angst zu haben und es trotzdem zu tun … :-)
Vielleicht kommen ja erneut vergleichbare Anfragen, steht dir jedenfalls gut und ich freu mich, jetzt die Stimme zur Schrift zu kennen ;-).
lg Alexandra
Hi Alexandra,
dankeschön! Ja, vor meiner Stimme habe ich mich sogar etwas erschreckt. Sehr ungewohnt. Aber ich plane tatsächlich, mittelfristig auch selbst Videos zu produzieren. Einmal natürlich aus reiner Neugier, aber auch der Abwechslung wegen. :)
Oh… und der Satz “Mut bedeutet Angst zu haben und es trotzdem zu tun” ist super! Muss ich mir unbedingt merken.
Ganz liebe Grüße!
Melina
Liebe Melina,
WOOOOOOWW!!
So ein toller, und wirklich fundierter Beitrag und dein Filmchen ist super gelungen!!! Ich freue mich für dich, dass du so erfolgreich an dir arbeitest!
Den Link werde ich in meinem nächsten Post teilen, weil ich das Thema “Muster” schon lange unglaublich wichtig und spannend finde!
BTW: Zum Thema “Nein sagen” habe ich erst vor Kurzem einen Beitrag veröffentlicht! :D Hier: http://nachgesternistvormorgen.de/thoughts-nein-sagen/
lg
Esra
Hey Esra,
deinen Post hab ich gelesen und fand ihn richtig gut. Ich olle Nudel hab nur unterwegs vergessen zu Kommentieren. Hole ich nach, sorry! ;)
Bin auch schon ganz gespannt, was du zum Thema Muster schreibst. Ich finde auch, dass das ein sehr vielschichtiges, beinahe unerschöpfliches Thema ist.
Viele liebe Grüße :)
Ich finde den Beitrag super gut gelungen und gratuliere dir, dass du den Schritt gewagt hast! Das motiviert mich selber (wie überhaupt dein ganzer Blog), das zu tun, was mir wirklich Spaß macht! Deine Beiträge sind da wirklich sehr sehr hilfreich.
Liebe Grüße, Hati
Danke liebe Hati, du glaubst nicht wie sehr ich mich über deinen Kommentar freue! Nichts ist schöner als die Bestätigung, dass man andere motivieren kann. Das ist der Grund, warum ich hier so einen Seelenstriptease im Web mache. Normalerweise wären das die Dinge, die ich mit mir selbst im Stillen regeln würde, haha. ;)
Liebe Grüße,
Melina
Liebe Melina,
ich habe deinen Blog gerade erst entdeckt und finde ihn wirklich schön. Ich kann mich auch selbst ein bisschen darin finden, was du erzählst – ich war früher auch mehr als schüchtern und habe es mittlerweile geschafft, das zum größten Teil hinter mir zu lassen. Spannend, was du alles zu dem Theme schreibst. Der Beitrag von Scobel ist übrigens sehr interessant. ;)
Viele liebe Grüße an dich
Leonie
Follow The Daisies
Hey Leonie,
willkommen! Freut mich, dass dir der Beitrag gefallen hat. Ich habe mich gerade durch deinen Blog geklickt und finde deinen Sport Artikel genial! Damit sprichst du mir wirklich aus der Seele. Ich habe ja auch vor kurzem erst darüber geschrieben.
Bis bald,
Melina
Liebe Melina, ich bin soeben über deinen Blog gestolpert und das tat richtig gut. Habe alle deine Beiträge gelesen und finde sie traumhaft – sie sind authentisch und sprechen mich allesamt an! Du ermutigst mich und steckst an mit deiner Stärke. DANKE!! Hör ja nicht auf, so toll zu schreiben :D
Einen wunderschönen Tag und liebe Grüße,
Britta
Hallo Britta, wie lieb von dir, vielen vielen Dank! Mir hilft dein Feedback sehr immer weiter zu machen!
Einen schönen Abend noch für dich und viele Grüße… :)
Melina