Was ist, wenn die anderen dann denken, dass ich dumm bin? Was ist, wenn andere denken, dass ich nicht gut bin in dem was ich tue? Bin ich eine Versagerin, wenn ich das nicht hinbekomme?
Ich stelle mir diese Fragen manchmal. Du auch? Besonders aber bei den wichtigen Entscheidungen im Leben. Zum Beispiel, als ich mich für einen Beruf entscheiden musste. Soll ich wirklich Designerin werden? Was ist, wenn alle anderen viel kreativer sind als ich? Oder wenn man sich beruflich neu orientiert und vielleicht sogar Quereinsteiger ist: Werden nicht alle anderen viel mehr wissen als ich?
Hin und wieder nagen an allen von uns Versagensängste.
Problem: Die Angst zu versagen kann so sehr an einem nagen, dass man lieber bereit ist in einer unangenehmen Lebenssituation zu verharren statt sich zu trauen, den Schritt in eine neue Richtung zu wagen. Immer und immer wieder diese Frage. Bei allen Entscheidungen. Immer wieder diese Angst, die jegliche Freude und Neugier auf einen neuen Lebensabschnitt schon vorher kaputtmacht: Es möglicherweise nicht zu schaffen, sein Ziel zu erreichen. Ein Loser zu sein und alle können es sehen. Freunde, Verwandte, Kollegen.
Kakorrhaphiophobie
Wer dieses Wort schon kannte, darf mir eine Mail schreiben, dann sende ich ihm eine Postkarte mit persönlichem Text und Schokolade! – Also ich kannte es bis vor kurzem nicht. Und ich kann es auch nicht aussprechen. Unter Kakorrhaphiaphobie versteht man die Angst Fehler zu machen oder besiegt zu werden. Und zwar wenn diese Angst so groß ist, dass sie einen krank macht.
“Zweifel sind Verräter, sie rauben uns, was wir gewinnen können, wenn wir nur einen Versuch wagen.” – William Shakespeare
Zweifel zerstören alles: Den Glauben an uns selbst und damit auch jede noch so leise Hoffnung auf einen Erfolg. Wer also ein Rezept zum Versagen sucht, dem kann ich helfen. Denk einfach: „Ich werde das nicht schaffen. Ich kann das nicht.“ Allen anderen empfehle ich diese Podcastfolge: Wie du dein Gehirn auf Wachstum programmierst. Dort zeigen wir einfache Tipps, um positiver mit dir selbst zu sprechen.
Tipp: 2 Fragen gegen die negative Gedankenspirale
#1 Was passiert denn maximal, wenn ich einen Fehler mache?
#2 Was kann ich lernen?
Mit diesen zwei Fragen fängt man an, seine Ängste überhaupt erstmal aufzudröseln. Nicht immer hängt von einer Entscheidung gleich die ganze Zukunft ab. Und selbst wenn es so ist – dann kann man das Risiko mit guter Planung meist trotzdem richtig einschätzen lernen und gering halten. Außerdem muss man einfach einsehen, dass man nicht alles kontrollieren kann.
Gerade beim Thema Arbeit wurde mir irgendwann klar: Es liegt doch an mir! Es liegt in meiner eigenen Hand, erfolgreich zu sein oder eben auch nicht.
Es geht nicht darum, dass alles schon möglichst am Anfang perfekt ist und super funktioniert – nein, es geht vielmehr um die wertvolle Erfahrung, etwas Neues zu lernen und daran zu wachsen. In einem Coaching habe ich gelernt: Perfektionismus ist eine Ausrede, eine Selbstlüge, um nicht anfangen zu müssen. Wer auf perfekte Umstände wartet, wird niemals sein Ziel erreichen. Denn ideale Umstände gibt es nicht.
Und wenn ich mich vor anderen lächerlich mache?
Okay, andere sind einem ja nie ganz egal. Aber: Vor wem denn genau lächerlich machen?
Die Leute, die dir am meisten bedeuten – wie z. B. Familie, Freunde oder Kollegen, werden sich wohl kaum über dich lächerlich machen. Es kann sein, dass sie nicht alles verstehen, was du vorhast und sich Sorgen machen oder Vorbehalte haben. Aber das ist kein Grund, es überhaupt nicht erst zu probieren.
Und alle anderen? – Sollten einen eh nicht interessieren. So einfach ist das. Denn: Ob man es glaubt oder nicht, die wenigsten Menschen denken wirklich über dich nach. Dazu bist du einfach nicht wichtig genug. Keiner macht sich Gedanken darum, wie du wirkst oder ob du dich gerade lächerlich machst, wenn er dich nicht kennt. Jeder hat mit sich selbst genug zu tun. In 99% aller Fälle denkst nur du gerade schlecht über dich, aber dem Rest fällt es gar nicht auf. Darüber habe ich hier schon ausführlicher geschrieben: 5 Tipps gegen Selbstsabotage.
Und wenn irgendwelche Leute deine Anstrengungen sehen und dann wirklich über dich lästern oder deine Bemühungen schlechtreden, sind sie es eh nicht wert, sich deinem Umfeld aufhalten zu dürfen. Sie sind es nicht einmal wert, dass du dich über sie ärgerst.
Willst du wirklich zulassen, dass ein paar unwichtige Leute mit ihrer (falschen) Meinung deinen eigenen Fortschritt behindern? Und verhindern, dass du tun kannst, was du tun möchtest?
Tipp: Streich das Wort Scheitern aus deinem Wortschatz!
Es gibt eigentlich kein Scheitern. Das würde ja bedeuten, dass du aufgibst und es nie wieder versuchst. Dann könntest du dich auch einfach ins Bett legen und auf dein Ende warten. So leicht macht das Leben es dir aber nicht.
Viel wahrscheinlicher ist es, dass sich ein neuer Weg auftut. Ein anderer als erwartet vielleicht, aber es geht immer weiter im Leben. Schließt sich eine Tür, öffnet sich eine andere. Es gibt also kein Scheitern, sondern nur Lernen. Und was gehört zum Lernen immer dazu? Fehler und Misserfolge!
Jeder fängt ganz unten an, wenn er etwas Neues wagt. Deswegen mag ich auch den Spruch “failing forward” sehr gern. Das “Nicht-gut- in-etwas-sein” gehört zum Prozess genauso dazu wie die Erfolge. Man hangelt sich Schritt für Schritt weiter.
Fazit: Wir sollten lieber Angst davor haben, es gar nicht erst zu versuchen statt Angst davor zu haben, einen Fehler zu machen!
Schlagwörter: Angst / Gefühle / Mut / Persönlichkeit / Selbstbewusstsein / Versagen
Ohhh ja, ich kenne das nur zu gut! Mit seinen Selbstzweifeln steht man sich permament selbst im Weg.
Wenn man doch nur mal den Kopf ausschalten könnte, und einfach MACHT…. Was soll schon passieren? Obwohl ich manchmal das Gefühl habe, im Ausmalen von Horrorszenarien bin ich noch kreativer, als in meinem Job ;-)
Und ich stimme dir voll und ganz zu, dass in Deutschland scheinbar eine gewisse “Mainstream”-Mentalität herrscht, alles was anders ist, führt gleich zu hochgezogenen Augenbrauen. Da drüber zu stehen UND seinen inneren Kritiker zu überwinden, erfordert dann schon ne gute Portion Mut!
Schön, dass du so ehrlich bist und offen über dieses Thema sprichst, manchmal denke ich, alle außer mir seien taff und gehen straight ihren Weg. Da tut es gut zu lesen, dass auch andere mit diesen Dingen hadern! Aber wie singen die Ärzte so treffend: Lass die Leute reden und hör ihnen nicht zu
Die meisten Leute haben ja nichts Besseres zu tun… ;-)
LG und einen sonnigen Tag!
Hey Berit, das “Ärzte”-Zitat ist super! Und ja, manchmal denke ich auch wirklich, dass ich mehr Energie in negative Gedanken investiere statt einfach mal anzunehmen, dass alles gut wird. Mal abgesehen davon, dass es ja oft eh von einem selbst abhängt, ob alles gut läuft. ;)
Ich wünsche dir auch einen sonnigen Tag! :)
Liebe Grüße,
Melina
Ich gehöre auch eher zur ängstlichen Kopf-Fraktion! Ich denke unwahrscheinlich viel nach, wäge ab und bin nicht gerade risikobereit. Gerade jetzt, kurz vor Hochzeit und beginnender Familienplanung möchte ich gern alles in trockenen Tüchern haben, obwohl ich noch so jung bin.
Vor Kurzem habe ich dieses Zitat gelesen: Der größte Erfolgsverhinderer ist die Angst vor Niederlagen
Es ist ganz wunderbar, ähnlich wie dein Zitat von Shakespeare und obwohl sie mir so gefallen, schaffe ich es nicht, sie hundertprozentig durchzusetzen. Ich bin nicht mutig, ich benötige Sicherheit und einen festen Boden. Ich bewundere all jene, die es schaffen, dass alles viel lockerer zu sehen, vor allem, wenn sie damit noch erfolgreich sind ;-)
LG Jenny
Das Zitat ist gut! Kannte ich noch nicht. Absolut wahr. :)
Liebe Melina,
Danke für den schönen Artikel! Für mich bringt es folgender Aspekt absolut auf den Punkt: “Gerade beim Thema Selbstständigkeit wurde mir irgendwann klar: Es liegt doch an mir! Es liegt in meiner eigenen Hand, erfolgreich zu sein oder eben auch nicht. Das hat mich beruhigt. Mein Erfolg hängt von mir selbst ab und nicht von äußeren Umständen, die mich zum Opfer werden lassen.” Dieser Gedanke ist so simpel, aber trotzdem so wahr und hat mir enorm weitergeholfen :-)
Ein schönes Wochenende wünsche ich Dir!
Freut mich, dass du aus dem Artikel etwas mitnehmen konntest!
Ich weiß gar nicht mehr genau, wann mir das klar wurde, aber das war wirklich eine befreiende Erfahrung. Es ist schön zu wissen, dass man selbst die Kontrolle hat. Die meisten von uns sind ja eh kleine Kontrollfreaks. ;)
Liebe Grüße,
Melina
Liebe Melina!
Vielen Dank für Deinen tollen Blog! Ich habe Dich gerade über Vera von “nicest things” gefunden und bin so begeistert von allem, was Du hier schreibst! Du machst defintiv Mut, neue Wege zu gehen und sich zu trauen! Mach’ bitte weiter so! Schön, dass es Dich gibt.
Mariola
Liebe Mariola,
danke, das ist wirklich lieb von dir! Es motiviert mich unheimlich, so nette Kommentare von meinen Leserinnen zu bekommen. Das hilft mir am Ball zu bleiben, und weiterhin so persönliche Dinge zu schreiben. Das fällt mir nicht immer leicht. ;)
Liebe Grüße!
Melina
Melina, ganz abgesehen von dem wahren und wichtigen Thema, würde ich Dich bei dem Titelbild gern einfach nur mal drücken.
Deine Bildsprache ist einfach umwerfend und wirklich inspirierend.
Danke dafür.
#völligunzusammenhängenderkommentar
#musstetrotzdemmalgesagtwerden
Ach Mensch, danke, das ist lieb von dir! Bei der Bildsprache habe ich zugegebenermaßen etwas nachgelassen. So ein Bild zu shooten ist SO aufwändig. Aber hin und wieder nehme ich mir mal ein Wochenende für so etwas. ;)
Und danke für die virtuelle Umarmung! Durch deinen Kommentar habe ich mir diesen Artikel auch noch einmal durchgelesen. Wahnsinn, was ich innerhalb von nur einem Jahr für einen Sprung in meiner Einstellung gemacht habe. Damals war ich von Angst zerfressen, aber zwischen damals und heute liegen Welten.
Hallo Melina,
danke für diesen Beitrag!
Ich gehöre auch zu den Personen, die über jede Situation 100 Mal nachdenken und sich eine Unzahl an “Was wäre wenn,..” Szenarien ausmalen. Das Overthinking und meine Ängste haben sogar schon mal dazu geführt, dass ich einen Job gekündigt habe. Obwohl mir von meinen vorherigen Arbeitgebern oft gesagt wurde, wie zufrieden sie mit meiner Arbeit seien, konnte ich ihnen nie glauben und hatte immer das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Ich lese zurzeit auch dein Buch und viele deiner Beiträge am Blog. Du motivierst mich sehr! :)
Liebe Grüße,
Bianca
Hi Bianca!
Passiert mir auch immer mal wieder, dass ich dem Overthinking nicht rechtzeitig genug Einhalt gebiete…aber je mehr man entschieden dagegen angeht – und ganz wichtig: mit jemandem redet statt alles in der eigenen Gedankenwelt zu beschließen – klappt es viel besser!
Liebe Grüße
Melina