„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ „Das Leben ist kein Ponyhof.“ „Wer rastet, der rostet!“ – Kommen dir diese Gedanken irgendwie bekannt vor? Sprichwörter wie diese sind so leicht daher gesagt und klingen irgendwie ganz witzig. Doch sie offenbaren häufig Denkmuster, die wir über Jahre hinweg verinnerlicht haben und nicht weiter hinterfragen. Wenn wir beispielsweise unbewusst glauben, dass wir uns immer anstrengen müssen und dass das Leben immer schwer ist, kann das eine Menge Stress verursachen.
👉 Woher kommen solche Glaubenssätze? Was machen sie mit uns? Und wie können wir besser mit ihnen umgehen?
Die eigenen Antreiber zu erkennen, gibt uns das nötige Werkzeug an die Hand, um uns besser vor Stress und Selbstoptimierung zu schützen. Diese Podcastfolge hilft dir dabei, deine inneren Antreiber und damit verbundene Glaubenssätze zu identifizieren – und ihnen liebevolle Grenzen zu setzen. Viel Freude beim Anhören und Lesen!
Das kannst du aus Folge 63 für dich mitnehmen:
😌 die Kraft unserer inneren Muster erkennen und richtig nutzen
💡 wie innere Antreiber Stress auslösen, aber auch Stärken offenbaren können
⚖️ wie wir ausgeglichener mit uns umgehen und Stress reduzieren
👉 oder: Springe zum Webplayer
Was sind innere Antreiber?
Der US-amerikanische Psychologe Taibi Kahler fand in den 1970er Jahren heraus, dass Menschen bestimmte Verhaltensgewohnheiten viel häufiger einsetzen als andere und sich unbewusst von ihnen leiten lassen¹. Daraus entwickelte er das Konzept der inneren Antreiber, das wiederum auf den Ideen der Transaktionsanalyse nach Eric Berne beruht. Innere Antreiber können wir uns vorstellen wie fünf innere Befehle, die unser Handeln stark beeinflussen und unbewusst Stress auslösen können.
Das sind die fünf inneren Antreiber nach Kahler:
💪 Sei stark!
✨ Sei perfekt!
💜 Mach es allen recht!
🏃♀️ Mach schnell!
🏋🏻♀️ Streng Dich an!
Nach Kahler besitzt jeder Mensch alle Antreiber. Meistens sind aber ein oder zwei von ihnen besonders stark ausgeprägt. In herausfordernden Situationen zeigt sich unser primärer Antreiber besonders gerne und sorgt dann gerne noch für zusätzlichen Stress.
👉 Beispiel: Mein stärkster Antreiber ist: „Sei perfekt!“ Diesen Antreiber merke ich besonders stark, wenn ich viel zu tun habe, eigentlich komplett überfordert bin, aber nicht meine Ansprüche senken kann. Statt Dinge zu delegieren oder mir bewusst zu überlegen, wie ich ein „gut genug“ erreiche, schieße ich häufig über das Ziel hinaus. Dem zugrunde liegt die unausgesprochene Annahme, dass ich nur dann etwas wert bin, wenn ich leiste und jedem beweise, wie gut ich bin. Da ich natürlich niemals Perfektion erreiche, entsteht ein großer Schmerz und Frustration, weil ich ständig damit konfrontiert werde, eben doch nicht gut genug zu sein.
Sind unsere inneren Antreiber Segen oder Fluch?
Die Gefahr von inneren Antreibern ist, dass wir nicht das Gefühl haben, eine Wahl zu haben. Wir fühlen uns dazu gezwungen, uns nach diesem inneren Befehl zu richten. So kann das übertriebene Ausleben einer eigentlich guten Eigenschaft zu einem Energieräuber werden.
Erst, wenn wir das Gefühl haben, wählen zu können, werden uns unsere inneren Antreiber richtig unterstützen können. Wir können dann zum Beispiel stark sein, wenn wir es wollen – und nicht weil wir denken, dass wir keine andere Alternative haben!
👉 Unsere inneren Antreiber sind aber nicht per se schlecht. Denn sie geben uns die Antwort auf eine wichtige Frage, die uns bereits seit unserer Kindheit unbewusst beschäftigt:
❓ „Was kann ich tun, um zu genügen und gemocht zu werden?“
Als Antwort auf diese Frage hat jede:r von uns bestimmte Antreiber entwickelt. Sie möchten uns Sicherheit, Wertschätzung, Zuneigung und Erfolg sichern. Unsere Psyche hat diese Antreiber entwickelt, um das Gefühl des Nicht-gut-genug-Seins zu vermeiden. Diese Tatsache ist wichtig, denn sie zeigt uns, dass es keinen Sinn ergibt, wütend auf uns selbst zu sein, wenn wir uns nicht in jeder Situation angemessen verhalten. Unsere Psyche möchte uns vor Schmerz und Schaden beschützen.
Wenn wir unseren Antreibern allerdings erlauben, ungebremst unser Verhalten zu kontrollieren, verursachen sie eine Menge Leid und Stress. Sie vermitteln uns dann das Gefühl:
❌ „Ich bin nur dann in Ordnung, wenn ich Erwartungen erfülle!“
Innere Antreiber verstehen und ausgleichen
Schauen wir uns die fünf inneren Antreiber ein wenig genauer an. Vielleicht erkennst du bereits beim Lesen bestimmter Aussagen, welcher dieser Antreiber besonders nach dir klingt.
💪 Antreiber 1: „Sei stark“
Menschen mit diesem Antreiber sagen Sätze wie:
„Wenn ich es nicht mache, macht es niemand.“
„Nur die Harten kommen in den Garten.“
„Wie es mir geht, geht niemanden etwas an.“
„Wer sich auf andere verlässt, ist verlassen.“
Potentiale:
Tatkraft, gutes Durchhaltevermögen
Gefahren:
löst Dinge gern im Alleingang, kann anderen gegenüber misstrauisch sein, lässt keine Gefühle zu
Affirmationen, die diesen Antreiber ausgleichen:
„Ich darf Gefühle zeigen.“
„Ich darf um Hilfe bitten.“
„Meine Wünsche sind wichtig.“
✨ Antreiber 2: Sei perfekt!
Menschen mit diesem Antreiber sagen Sätze wie:
„Es gibt immer Raum für Verbesserungen.“
„Ich muss alles unter Kontrolle haben.“
„Das Bessere ist der Feind des Guten.“
„Übung macht den Meister.“
Potentiale:
Liebe zum Detail, genaues Arbeiten
Gefahren:
verzettelt sich in Nebensächlichkeiten, arbeitet langsam, stellt zu hohe Ansprüche an sich und andere
Affirmationen, die diesen Antreiber ausgleichen:
„Ich darf Fehler machen.“
„Ich unterscheide zwischen wichtig und unwichtig.“
„Mein Bestes ist gut genug.“
💜 Antreiber 3: Mach es allen recht
Menschen mit diesem Antreiber sagen Sätze wie:
„Ich will niemanden enttäuschen.“
„Ich kann nicht nein sagen.“
„Eigenlob stinkt.“
„Konflikten gehe ich lieber aus dem Weg.“
Potentiale:
viel Empathie für andere, eine Bereicherung für jedes Team
Gefahren:
kann nicht gut mit Kritik umgehen, kümmert sich zu viel um die Meinung anderer und manchmal zu wenig um die eigenen Bedürfnisse
Affirmationen, die diesen Antreiber ausgleichen:
„Meine Bedürfnisse sind auch wichtig.“
„Ich darf Nein sagen.“
„Ich bin okay, auch wenn mich jemand zurückweist.“
🏃♀️ Antreiber 4: Mach schnell
Menschen mit diesem Antreiber sagen Sätze wie:
„Zeit ist Geld.“
„Ich muss nur noch schnell was erledigen.“
„Ich will hier nicht alt werden!“
„Wer rastet, der rostet.“
Potentiale:
arbeitet effizient, ist sehr entscheidungsfreudig
Gefahren:
Angst, etwas zu verpassen (FOMO), hört manchmal nicht genau zu und handelt überstürzt
Affirmationen, die diesen Antreiber ausgleichen:
„Ich darf Pausen machen.“
„Ich darf mir Zeit nehmen.“
„In der Ruhe liegt die Kraft.“
🏋🏻♀️ Antreiber 5: Streng dich an
Menschen mit diesem Antreiber sagen Sätze wie:
„Ich muss mich nur genug anstrengen.“
„Ohne Fleiß kein Preis!“
„Das Leben ist kein Ponyhof.“
„Was man anfängt, das bringt man auch zuende.“
Potentiale:
ist begeisterungsfähig, engagiert und kreativ
Gefahren:
oft überfordert, schnell frustriert, geht oft über die eigenen Grenzen hinaus
Affirmationen, die diesen Antreiber ausgleichen:
„Es darf leicht gehen.“
„Ich darf auch mal loslassen.“
„Ich darf Spaß an meinen Aufgaben haben.“
💡 Tipp: Schau dir die inneren Antreiber an und überlege dir, welcher besonders auf dich zutrifft. Welche Situationen fallen dir ein, die besonderen Stress bei dir auslösen? Und wie kannst du dir die innere Erlaubnis erteilen, dem inneren Befehl bewusst einmal nicht zu folgen?
Folge 63 im Webplayer
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Links zu Podcastfolge 63: Innere Antreiber kennen
📖 Buch: Ich bin o.k. – Du bist o.k.*:
Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können –Eine Einführung in die Transaktionsanalyse
📖 Buch: Einmal o.k. – Immer o.k.*:
Fortsetzung des ersten Buches. Transaktionsanalyse für den Alltag
📖 Buch: Die Spiele der Erwachsenen*:
Die Psychologie der menschlichen Beziehungen
🔗 Test: Innere Antreiber identifizieren, zur Verfügung gestellt von der psychosozialen Beratungsstelle (PSB) der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
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Timon und Melina
Quellen:
Fotonachweis: Das Beitragsfoto zu diesem Artikel stammt von Nataliya Vaitkevich, Pexels.com
¹ The Miniscript, Taibi Kahler, Ph.D, Hedges Capers, DivM., LHD. First Published January 1, 1974; https://doi.org/10.1177/036215377400400110
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Schlagwörter: Arbeit / Job / mentale Gesundheit / Persönlichkeit / Psyche / Psychologie / Selbstmanagement / Stress
Guten Morgen,
Oh hat das gut getan, diesen newsletter zu lesen! Ich fühle mich wieder befreiter!!
Ich habe mehrere Ausbildungen/workshops in Körpertherapie und vergesse manchmal all die guten Infos, die ich bekam. Vorallem finde ich die positiven Affirmationen so hilfreich. Und der Artikel ist sehr wertschätzend, empathatisch geschrieben.
Herzlichen Dank!
Hallo Monica, das ist aber ein schönes Feedback, danke! Mir geht es auch ganz oft so. Der Kopf weiß eigentlich so viel, aber die kleinen Erinnerungen zwischendurch braucht es immer wieder. Neulich machte mir eine Freundin klar, dass ich mir mal an die eigene Nase fassen sollte, indem sie mir meine eigenen Tipps empfahl. 😅
Liebe Melina,
das war eine sehr interessante Folge, bei der ich mich durchaus wiedererkannt habe. Der Transaktionsanalyse bin ich zwar schon begegnet, den inneren Antreibern aber nicht so direkt und jetzt bin ich neugierig geworden bzw. möchte an meinen etwas arbeiten. Vielen Dank also für diese Anregung!
Gern würde ich den Test dazu machen, aber mir scheint, dass da der falsche Link hinterlegt ist, ich lande immer bei dem Buch „Einmal ok, immer ok“. Vielleicht schaut ihr euch das nochmal an? Ich würde mich sehr über den Link freuen.
Liebe Grüße
Sibylle
Gut, dass dir das aufgefallen ist, Dankeschön! 🙏 Ich habe den Fehler behoben. Liebe Grüße und einen schönen Dienstag, Melina
Vielen Dank, jetzt habe ich den Test auch endlich gemacht und bin teilweise überrascht worden. Ein richtig gutes Tool, um sich die eigenen Antreiber anzuschauen. Danke, dass ihr das Thema behandelt habt!
Gerne! Magst du verraten, was bei dir rauskam?
Liebes Team!
Ich bin bisher stiller Mitleser gewesen und habe erstmals den Podcast gehört, weil mich das Thema so interessiert hat.
Mit diesem Kommentar möchte ich euch nur meine Wertschätzung mitteilen!
Wie Schuppen von den Augen..! Wie lange ich immer nach den „erst die Arbeit..“ gelebt habe, es ist immer bei ersterem geblieben..
Auch toll, die Beleuchtung des Themas, dass man ja auch Positives mitnehmen kann aus den Antreibern..
Top und weiter so!
Eure Ina