Schon wieder der nächste Trend, dem alle hinterher eifern? Ich glaube, dass jeder Trend einen wahren Kern hat und etwas in den Menschen auslöst – genau deswegen ist es ja ein Trend. Hygge ist aber kein It-Piece, obwohl es auf manchen Lifestyle-Blogs manchmal so wirkt. Es ist eine innere Einstellung, ein Lebensgefühl. Außerdem haben Hygge und Vanilla Mind eine ganze Menge gemeinsam, dazu gleich mehr.
Angeblich sind die Dänen das glücklichste Volk der Erde und das trotz exorbitant hoher Steuern und – wie ich aus jahrelanger Erfahrung bestätigen kann – eher bescheidenem Wetter. Bis vor einiger Zeit konnte ich meine Verbundenheit zu Dänemark selbst gar nicht so recht erklären und erklärte sie mit dem Umstand, dass ich zeit frühester Kindheit regelmäßig meinen Urlaub in Nordjütland verbringe und mich dort einfach wie zuhause fühle. Aber “zum Glück” kann ich jetzt in einem Wort begründen, was mich an Dänemark so fasziniert: Es ist dort einfach so hyggelig.
Was ist denn Hygge nun eigentlich?
“Hygge (“hüg-ge” ausgesprochen) umschreibt mit einem Wort einen Daseinszustand, ein Erlebnis von Gemeinschaft, ein Gefühl von Gemütlichkeit, Behaglichkeit, Geborgenheit und Nestwärme”, schreibt Louisa Thomsen Brits in ihrem Buch. Und das bringt es auch sehr gut auf den Punkt: Hygge bedeutet Achtsamkeit, sich mit anderen verbinden, sich gegenseitig Halt geben und den Augenblick zu genießen.
Und da sind wir auch schon bei dem Haken des Ganzen: Viele wissen gar nicht, wie das geht. Handy aus? Nur mal den Moment genießen? Nichts erleben? Hilfe, bloß nicht!
Hygge muss man also lernen. Und man muss dafür nicht nach Dänemark fahren, so viel sei schon einmal verraten. Ganz im Gegenteil – Hygge kann jeder lernen, egal wo. Bei sich selbst ankommen und zufrieden sein. Aus diesem Grund passt das Thema auch so perfekt zu Vanilla Mind – ich möchte dazu animieren, im Moment zu leben und sein eigenes Verhalten zu beobachten.
Wie du Hygge interpretierst, ist auch völlig dir selbst überlassen – ob du dir richtig Zeit nimmst, ausgedehnt mit deiner Familie zu kochen, einen langen Waldspaziergang machst, mit Freunden in Erinnerungen schwelgst oder dir ein paar Kerzen anzündest und Kakao trinkst…egal, alles hyggelig!
Wozu ist Hygge gut?
Spätestens hier wird klar – Hygge ist alles andere als ein Trend oder besser gesagt – es sollte keiner sein. Was für uns gerade aussieht wie ein Trend, ist für die Dänen fest in ihrer Kultur verankert.
Gemütlichkeit und bewusste Entschleunigung sollten also kein Produkt eines Instagram-Hypes sein oder dänische Designermöbel erfordern. Hygge kostet nichts und ob du dein Wohnzimmer im Skandi-Style eingerichtet hast, spielt dabei keine Rolle. Mach dir einfach öfter bewusst, dass Zeit mit der Familie wichtiger ist als To-Do-Listen. Und dass wir alle lernen müssen, unser Tempo zu drosseln, damit wir ausgeglichen und gesund sind. Übrigens macht es uns sogar produktiver, wenn wir bewusst innehalten und nicht 24/7 100% Effizienz von uns erwarten.
Die zwei Bücher, die ich zum Thema Hygge gelesen habe, helfen dabei sehr gut:
Hygge
Von Louisa Thomsen Brits / Mosaik Verlag*
Interessanterweise unterscheiden sich die beiden Hygge Bücher doch recht stark voneinander. Dieses Buch ist wirklich sehr dezent und minimalistisch gehalten. Es gibt relativ wenig Bilder und der Druck ist nicht 4-farbig, sondern schwarz-weiß gehalten. Finde ich aber völlig in Ordnung, denn hier geht es vor allem um die Bewusstseinsebene und die Vermittlung von Werten. Genau das spiegelt auch das Inhaltsverzeichnis wider: Zugehörigkeit, Rückzugsorte, Gemütlichkeit, Wohlbefinden, Einfachheit und Achtsamkeit – das sind die Hauptthemen dieses Buches. Jedes Thema ist mit vielen, wirklich sehr gut gewählten Zitaten angereichert. Hier nur mal eines davon (selbstverständlich von einem dänischen Philosophen):
“Die meisten Menschen laufen so sehr dem Genusse nach, dass sie an ihm vorbeilaufen.” – Søren Kierkegaard
Ich mag übrigens das kleine Format sehr! Es ist ein wenig größer als meine Handfläche und hat damit so einen leichten “Cuteness”-Faktor. Klingt albern, aber ich finde, dadurch ist es ein wirklich schönes Mitbringsel.
Hygge: ein Lebensgefühl, das glücklich macht
Von Meik Wiking / Bastei Lübbe*
Während es in dem Buch von Louisa Thomsen Brits um die Gefühlsebene und das eigene Bewusstsein geht, liefert Mike Wiking eher eine Art Kompendium inklusive Rezepte und einer Einführung in dänisches Design. Es ist eher ein Buch zur Unterhaltung, denn es werden eine Menge Fun Facts und Statistiken zur dänischen Lebensweise mitgeliefert (na, welches Land hat wohl den höchsten Pro-Kopf-Kerzenverbrauch?). Außerdem ist es durchgehend farbig gedruckt und unheimlich liebevoll gestaltet. Im Gegensatz zu Louisa Thomsen Brits duzt Meik Wiking seine Leserschaft (Yes! Ich mag das deutsche “Sie” überhaupt nicht!) und schreibt sehr humorvoll. Es ist halt ein völlig anderer Stil.
Meine Empfehlung:
Ich mag beide Bücher sehr! Wenn du mehr über dich selbst lernen willst und dich für Achtsamkeit interessierst, bist du mit dem Buch von Louisa Thomsen Brits vermutlich besser beraten. Wenn du eher nach Unterhaltung suchst und ohnehin auf Dänemark abfährst, dann greif zu Meik Wiking – Fernweh garantiert! So oder so, sind aber beide Bücher toll und geben genau das Bild wieder, das ich selbst von den Dänen hatte, wenn ich dort im Urlaub war.
Was ist für dich persönlich der Inbegriff von Hygge?
Ich freue mich wie immer über deinen Input in den Kommentaren!
*Hinweis: Meine Empfehlungen enthalten teilweise Affiliate-Links. Wenn du über diesen Link ein Produkt kaufst, verdiene ich (natürlich ohne Mehrkosten für dich) ein paar Cent mit. Du kannst dir sicher sein, dass ich nie etwas empfehlen würde, wovon ich nicht 100% überzeugt bin.
Schlagwörter: Achtsamkeit / Buchtipps / Entschleunigung / Entspannung
Liebe Melina,
für Hygge bin ich auch total zu haben!
Ich muss gestehen, dass mich erst eine Mischung aus Trend und meine eigene Affinität zu Minimalismus und diesbezüglich auch dänische/schwedische Möbel mich darauf gebracht haben, mich näher mit dem Thema zu beschäftigen, aber ich bin letzten Endes doch ganz froh, dass ich irgendwie dahin gekommen bin – sowohl, was das Auseinandersetzen mit den Werten als auch, was die Raumgestaltung anbelangt. Denn Interior ist doch immens wichtig für das eigene Wohlbefinden – eine Sache, die ich vorher stets erfolgreich verdrängt hatte. ;)
Die Bücher schauen beide sehr spannend aus – und sind direkt auf meine Merkliste gewandert.
Liebe Grüße
Jenni
Hi Jenni,
ich finde es richtig spannend zu hören, wie du zu dem Thema gekommen bist! Ich musste eben ein bisschen nachdenken und in mich gehen, aber bei mir war es ähnlich. Ich glaube so richtig den Kick hat mir dann aber noch einmal das Buch “The Life-Changing Magic of Tidying Up” von Marie Kondo gegeben, bestimmt kennst du es.
Viele liebe Grüße,
Melina
Liebe Melina,
die beiden Bücher klingen wirklich interessant!
Ich bin ja so ein Mensch, der gern mal mit sich unzufrieden wird, wenn er am Tag nicht super produktiv war und ganz viele Sachen erledigen konnte. Da muss ich mir immer wieder bewusst machen, dass ich den Tag nicht vergeude, wenn ich mal weniger schaffe oder nichts mache. Und eigentlich mag ich die Momente am meisten, wo ich mit meiner Familie auf Balkon oder Terrasse sitze, ein Käffchen trinke, quatsche oder einfach nur die Augen schließe und Sonne und Vogelgezwitscher genieße. Das sind für mich die absoluten Glücksmomente!
Liebe Grüße, Maggy
Hi Maggy, ich muss da auch sehr aufpassen, bin gern mal ein kleiner Miesepeter. ;)
Liebe Melina,
An manchen Tagen ist es wirklich nicht leicht, das Handy weg zu legen. Mittlerweile mache ich es ganz bewusst. Ich lasse es beispielsweise zu Hause, wenn ich die Kinder in die Kita bringen, auch weil ich da ohnehin Rad fahren. Aber ich verabschiede mich gelassener und nehme den Heimweg als Einstieg in den Arbeitstag war, bzw als Ausstieg am Nachmittag.
Das ist auch eine gute Idee! :) Ich habe heute morgen auch extra mein Handy zuhause gelassen, um beim Spazierengehen nicht abgelenkt zu werden.
Liebe Grüße,
Melina
Hallo Melina,
bin gerade durch Zufall auf Deinen Blog gestoßen und total begeistert!
Von Hygge habe ich bisher noch so gar nichts gehört – Achtsamkeit hingegen schon. Beim darüber nachdenken, muss ich zustimmen, dass die Dänen da wahrscheinlich ein deutlich besseres Vorbild als mein deutsches Umfeld in der hektischen Finanzmetropole Frankfurt sind ;-)
Das zweite Buch wäre für mich glaube ich ein super Einstieg – ich denke, das gönne ich mir!
Danke für den Hinweis und den tollen Artikel :-)
Viele Grüße
Marielle
Hi Marielle,
vielen Dank und Willkommen! ❤️
Ich kann mir gut vorstellen, dass du in Frankfurt sogar noch eher die Hektik im Alltag spürst als ich…Lübeck ist ja eigentlich noch überschaubar. Man macht sich den meisten Stress aber auch einfach selbst. Viel Freude beim Lesen!
Liebe Melina,
vielen lieben Dank nochmals für das Hygge Buch! Ich habe mich sehr darüber gefreut und finde das Büchlein einfach super süß! :)
Das neue Design der Seite ist toll! Ich finde es richtig schön und freue mich die Seite jetzt noch weiter zu erkunden.
Ganz liebe Grüße aus München
Laura
Hi Laura,
sehr gern! Ich finde das Format auch total niedlich. :)
Und vielen Dank für das liebe Kompliment!
Liebe Grüße,
Melina
Liebe Melina,
nachdem ich mich nun fast komplett durch deinen Blog gelesen habe, bin ich nun auch fast im hier und jetzt angekommen.
Ich finde deinen Blog toll und habe schon das ein oder andere für mich übernehmen können.
Für Hygge bin ich auch sehr zu haben. Im Sommer mit der Familie oder guten Freunden auf der Terasse bei einem netten Plausch und einem Glas Wein, auf einem Plausch “aan de Bröck” mit den Wiesennachbarn (gemeint ist eine kleine Brücke über einem Entwässerungsgraben wo unsere Grundstücke aufeinander treffen), im Winter mit der Familie einen Spielenachmittag mit warmen Kakao und einem Stück Kuchen, oder was mich immer sehr erdet ist, wenn ich auf dem Pferd sitze. Egal wie hektisch der Büroalltag war, spätestens wenn ich auf dem Pferd sitze ist alles rundherum vergessen, denn man muß sich einfach auf das Lebewesen unter einem einstellen und darf mit den Gedanken nicht abschweifen.
Hi Rebecca,
toll, das du schon einiges hier für dich mitnehmen konntest. ? Reiten ist bestimmt ein toller Ausgleich, das würde ich auch sehr gern können! Wenn ich in Ponys streicheln kann, flippe ich meistens schon aus vor Freude.
Liebe Grüße,
Melina
Hi Melina,
ja Pferde können einem einiges geben. Vor allem innere Ruhe und Glücksgefühle. Merke ich jeden Tag wieder, wenn ich an den Stall komme, dann fällt sofort der ganze Stress des Tages von mir ab und oftmals bleibe ich auch länger, als ich eigentlich will, nur um sie noch ein bisschen zu beobachten.