Jetzt will ich dir also schon vorschreiben, wie du ein (Sach-) Buch lesen solltest. „Haha, nett! Einfach vorne anfangen und durchlesen, fertig.“, denkst du. Und dann auch noch diese schmierige Headline: „Leben verändern…“ ?

Aber tatsächlich ich meine es ernst! Ich werde mich in diesem Artikel mit der eigenen Einstellung beim Lesen befassen:

→ Mit welchem Ziel lese ich ein Buch?
→ Welche Erkenntnisse erhoffe ich mir?
→ Was will ich verändern?

Glaub mir: Du kannst viel mehr aus Büchern für dein Leben mitnehmen, als du für möglich hältst!

„Du öffnest Bücher und sie öffnen dich.“

Das musst du aber auch zulassen können. Was mir immer wieder auffällt, wenn ich Rezensionen lese, ist folgendes Genöle, besonders im Sachbuch-Bereich: „Das habe ich alles schon gewusst. Ist nichts Neues für mich.“ Schlimmer als einen Totalveriss finde ich solche Kommentare!

Hier, sowas meine ich: WARUM NUR?!

Bücher richtig lesen

Mit dieser Einstellung ist die persönliche Weiterentwicklung ungefähr so wahrscheinlich wie die Aussicht, dass ich nächstes Jahr Urlaub auf dem Mond mache. Ich höre diese Einstellung nicht nur in Verbindung mit Büchern, sondern auch in Gesprächen, in Kursen, auf Blogs und so weiter. Und während ich meinen Kopf dabei am liebsten immer wieder auf die Tischplatte knallen will (aua!), frage ich mich: „Und warum setzt du es dann nicht um, sondern konsumierst noch mehr Bücher, die dich jedes Mal auf die gleiche Art enttäuschen?“

Was ist hier das Hauptproblem?

Das Problem ist nicht der Rat. Das Problem ist die falsche Erwartung.

Alles soll jederzeit neu, bahnbrechend und überhaupt meeega sein. Fairerweise muss ich zugeben, auch hin und wieder in diese Falle zu tappen – immer auf der Suche nach dem nächsten Kick, nach dem nächsten großen Ding. Und es wird uns ja auch so beigebracht…

So wird das nichts!

Aus eigener Erfahrung weiß ich: Mit dieser Erwartung ein Buch zu lesen, führt nur zu Frust und du ärgerst dich darüber, das Geld ausgegeben zu haben. Übrigens tust du einer Menge Autoren einen großen Gefallen, wenn du aufhörst, negative Rezensionen zu verfassen, bloß weil du selbst falsche Erwartungen hattest. Es sind nicht immer die anderen schuld. Just sayin‘.

Um den Ursachen dieser Denke auf die Spur zu kommen, muss man gar kein Sherlock sein. In der Werbung wird uns jeden Tag vorgelebt, dass der Rekord vom Vortag getoppt werden muss:

→ Ein Sahnepudding, wie man ihn seit Jahrzehnten aus dem Kühlregal kennt, ist auf einmal DIE Neuheit schlechthin – weil der Pudding jetzt in Wölkchen in den Becher abgefüllt wurde und nicht mehr so wie früher mit der Sahne on top.

→ Die Fitness-Industrie legt noch einen drauf: Ich kann gar nicht alle Superfoods aufzählen, die regelmäßig neu in den Regalen aufploppen. Alles neu und wichtig für einen noch gesünderen, fitteren, schlankeren Körper.

Das ist Marketing auf den Punkt. Werbung funktioniert deshalb, weil sie das Besondere oder Neue an einem bekannten Produkt gekonnt hervorhebt und dadurch Interesse weckt. Auf das heutige Thema bezogen habe ich den Eindruck, dass diese Praxis manchmal zu falschen Erwartungen in anderen Lebensbereichen führt.

Definiere doch einmal das Wort „neu“ für dich selbst: Ist mit „neu“ ein Original, eine Erfindung gemeint, die es so noch nie gab? Ich meine, dass sich „neu“auch auf unsere Fähigkeit beziehen kann, das Gelesene in den Alltag zu integrieren. Also eine Transferleistung zu erbringen.

Hier kommen fünf Denkanstöße, die das Lesen spannender, anregender, lehrreicher und nachhaltiger machen:

5 Do’s und Dont’s beim Bücherlesen

#1 Es ist okay, wenn dich ein Buch nicht immer fesselt.
Es ist etwas Wundervolles, wenn du nach dem Lesen sagen kannst: „Wow, ich dachte wirklich, dieses Buch sei für mich geschrieben worden.“ – Das ist aber ganz selten der Fall. Ein Autor ist nicht dein verschollener Zwilling. Du wirst also nicht alles fesselnd und spannend finden, was du liest. Es gibt aber keinen Grund, dem Buch oder seinem Autor dafür die Schuld zu geben. Deshalb:

#2 Erwarte nicht, dass der Autor dieselbe Sprache spricht wie du.
Ich habe gerade wieder den Fall erlebt, dass ein Buch bei der breiten Masse sehr gut ankam, mich persönlich aber null abgeholt hat. Ist das Buch deswegen schlecht? Nein, es ist nur einfach nicht „meine Sprache“ gewesen. Stell dir ein Buch wie einen Schlüssel vor und deinen Verstand wie das Schloss. Nicht jeder Schlüssel passt und öffnet Herz und Verstand. Dafür sind wir Menschen einfach zu unterschiedlich. Lösung: Verschenk das Buch und mache jemand anderes damit glücklich.

#3 Mach es wie beim Buffet: Nimm alles mit, was dir schmeckt.
Querlesen ist ausdrücklich erlaubt. In der Realität ist es so, dass dich manche Kapitel nachdenklich machen und andere nicht. Vor einigen Wochen las ich ein Buch, bei dem nur jedes zweite Kapitel richtig interessant war. Manche Kapitel waren unstrukturiert und verworren. Macht aber nichts, einige andere Kapitel waren wieder so interessant und mit einer so hohen Informationsdichte versehen, dass ich mich trotzdem gefreut habe, es lesen zu dürfen.

Es ist okay, ein Buch nicht back-to-back zu lesen. Ich empfehle sogar, bei Ratgebern zuerst das Inhaltsverzeichnis zu scannen und zu schauen, was dich sofort anspricht. Einige Bücher von Tim Ferriss* sind beispielsweise so aufgebaut, dass du einfach mittendrin anfangen und springen kannst, ohne wichtige Lektionen zu verpassen.

#4 Verabschiede dich von dem Gedanken, den heiligen Gral zu finden.
Wenn du auch nur EINE Lektion auf 250 Seiten für deinen Alltag mitnimmst, war der Kauf ein Erfolg. Überleg dir selbst, was du von diesem Buch erwartest. Such nach kleinen Denkanstößen, die du bisher noch nicht im Alltag angewendet hast. Du kannst auch hin und wieder mal ein paar Absätze überspringen und verpasst dabei trotzdem nichts. Es geht am Ende um die Quintessenz und nicht um jedes Wort.

#5 Take Action!
Alle 250 Seiten gelesen, Buch zugeklappt und nun bist du ein neuer Mensch? Vergiss es! Bücher sind nicht dafür geschrieben worden, dass du sie einfach nur konsumierst. Bloßes Lesen ändert nichts an deinem Zustand. Das ist so ein bisschen wie mit Schwarzbrot. Da muss man ja auch mehr kauen, ne?

Francis Bacon sagte:

„Manche Bücher darf man nur kosten, andere muss man verschlingen und einige muss man kauen und verdauen.“

Willst du wirklich etwas ändern? Dann solltest du dich mit dem Gelesenen auseinandersetzen, es immer wieder zur Hand nehmen und üben. Verständnis und Wachstum fallen nicht vom Himmel! Das ist zwar keine bahnbrechende Erkenntnis, aber irgendwie fällt man doch immer wieder in seinen Sparmodus zurück und vermeidet „unnötige Energieverschwendung durch Nachdenken“. Ging mir auch schon so.

Falls ein Buch dir Fragen zur Selbstprüfung gibt, beantworte sie. Falls es dir Übungen für den Alltag vorschlägt, teste sie. Sag nicht einfach: „Mhm, keine Lust, das Buch hilft mir bestimmt auch so weiter…“. Nein!

Wenn ich ein Sach- oder Fachbuch gelesen habe, sieht es in der Regel ziemlich durchgenudelt aus. Überall Anmerkungen, Marker, Post-its. Mach dir Notizen! Ein Buch kann dir lediglich eine Tür öffnen, aber durchgehen musst du selbst.

3 Fragen zum Selbstcoachen

Frag‘ dich einfach öfter – ganz egal ob beim Lesen oder jeder anderen beliebigen Tätigkeit:

#1 Mit welchem Ziel tue ich etwas?

#2 Welche Erkenntnisse und Erfolge erhoffe ich mir daraus?

#3 Was bin ich bereit, für mein Ziel zu tun?

Du merkst schon, hier geht es gar nicht nur darum, wie du ein Buch liest. Es geht darum, wie achtsam du dich selbst, deine Bedürfnisse, deine Ziele und dein Umfeld wahrnimmst. Wenn du das beherzigst, wirst mehr Freude haben, mehr im Einklang mit dir selbst sein und mehr Details wahrnehmen, statt ohne Ziel durch den Alltag zu rudern.

Sag mal…

Mich interessiert: Welchen interessanten Denkanstoß hast du zuletzt nach dem Lesen eines Buches erhalten? Teil ihn gerne mit uns!


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