Madeleine Alizadehs Blog dariadaria ist gerade 6 Jahre alt geworden. Das Resümee, das sie anlässlich dieses Tages veröffentlicht hat, hat mich sehr getroffen. Wenn du ein schüchterner Mensch bist wie ich, der oft mit sich selbst kämpft und nicht weiß, ob er sich dazu überwinden soll, aus sich herauszugehen, warst du von Madeleines Posting zum Thema Hater wahrscheinlich verunsichert.
Weil es mir zumindest so ging, möchte ich einmal aufzeichnen, welche Gedanken mir dazu heute durch den Kopf schossen.
Ein Beispiel unserer Social Media Generation
Solltest du Madeleines Beitrag nicht gelesen haben, habe ich dir eine kurze Zusammenfassung geschrieben:
Nach 6 Jahren des Bloggens hat Madeleine beschlossen, ihre Kommentarfunktion bis auf weiteres zu deaktivieren. So hat sie die Möglichkeit, sich einen gewissen Selbstschutz aufzubauen, bevor sie vollends mit dem Bloggen aufhört. Warum? Weil es für sie emotional nicht mehr tragbar ist, was ihr an Hass und Gefühlskälte entgegenschlägt. Wer sie kennt und ihren Blog regelmäßig verfolgt, weiß, dass Madeleine kein Fähnchen im Wind ist, die den Kopf einzieht, bloß weil einzelne sie kritisieren.
Wir sprechen hier von einer starken Frau, die sich die letzten 6 Jahre trotz Gegenwind nicht davor gescheut hat, für ihre Meinung einzustehen und sich für andere verletzlich zu machen. Und nun ist damit Schluss. Man kann sich bis zu einem gewissen Grad ein dickes Fell zulegen, wenn einzelne Individuen mit haltlosen Anschuldigungen auf einen losgehen. Trolle kennt jeder. Hier geht’s auch nicht um den Klassiker: „Wer austeilt, muss auch einstecken können.“ Wenn Kritik in einer Form geübt wird, die man auch in einem persönlichen Gespräch so äußern würde, hätten wir alle kein Problem.
Aber was ist, wenn man spürt, dass aus Kritik Hass wird? Und es immer mehr von diesen Menschen gibt, die keine natürliche Grenze des Anstands mehr kennen? Was ist, wenn es so persönlich wird, dass du keine Chance mehr hast, deine inneren Gefühle gegen diese Wut der Hater abzugrenzen? So etwas kommt nicht nur im Internet vor, sondern auch in „real life“.
Mittlerweile die Grenzen des guten Geschmacks deutlich überschritten. Kritik ist in Ordnung, aber wie sie geäußert wird, spielt ebenfalls eine Rolle. Was für ein Mensch muss man sein, um sich anzumaßen über die Gefühle eines (fremden) Menschen so ein Urteil zu fällen? Manchmal bin ich geneigt zu glauben, das einige Menschen mit Tieren zu vergleichen seien. Damit tut man den Tieren allerdings großes Unrecht. Tiere können keine Niedertracht und Hass empfinden und folgen nur ihren Instinkten. Was besagte Menschen also noch hässlicher dastehen lässt.
Was lerne ich daraus?
Statt in Schockstarre zu verfallen und uns zu fragen „Wie kann es nur soweit kommen? In was für einer Welt leben wir eigentlich?“, sollten wir uns lieber überlegen, was unser eigenes tägliches Handeln ausmacht. Und ich meine in der ganz „realen“ Welt, auch außerhalb von sozialen Medien und Blogs. (Wobei soziale Medien auch die reale Welt sind, aber das haben ja viele – wie man sieht – vergessen, sonst könnten sie andere nicht so verletzen.)
- Fühle ich mich jetzt in meinem eigenen Handeln bestätigt?
- Kann man nun sagen: „Na siehst du, so etwas passiert, wenn man sich anderen öffnet?“
- Ist das die selbsterfüllende Prophezeiung, die allen Recht gibt, die schon immer dachten, man kann immer nur verletzt werden, egal was man tut?
- Sollen wir uns abschotten, nur um sicher zu gehen, dass uns keiner verletzen kann?
- Lieber gar nicht erst versuchen, anderen zu helfen, um nicht selbst dabei zu Schaden zu kommen?
Niemals!
Versteh mich nicht falsch: Ich möchte Madeleines Entscheidung auf gar keinen Fall kritisieren. Ich kann sie so gut verstehen und ich hätte es gar nicht geschafft, solche Attacken so lange hinzunehmen wie sie. Ich finde es sogar mutig, dass sie als Konsequenz nicht den Blog aufgibt, sondern einen anderen Weg findet, um weiterzumachen. So kann sie trotzdem weiterhin viel von sich geben, aber ohne dass sie sich dafür diskriminieren lassen muss.
Schließ Hater aus deinem Leben aus
Ich nehme aus dieser negativen Erfahrung von Madeleine nicht mit, dass es grundsätzlich falsch ist, anderen etwas von mir zu geben. Ich schlussfolgere nicht, dass ich richtig liege mit meiner allgegenwärtigen Angst, von anderen zurückgewiesen zu werden (was ohnehin bei mir ein Thema ist, das fast 3 Jahrzehnte füllt).
Natürlich kann jedem von uns etwas Ähnliches passieren. Auch wenn man nicht mehrere Tausend Follower hat. Manchmal reichen schon die verletzenden, hasserfüllten Worte einer einzelnen Person, um zu dem Schluss zu kommen, dass man sich nächstes Mal lieber gar nicht mehr mitteilen will. Wir tragen immer das Risiko, dass uns nicht jeder mag. Und dass andere mitunter auch Macht über uns haben, wenn sie unsere Schwächen kennen!
Und wenn eben genau das doch passiert: Mach es wie Madeleine, du hast Hausrecht! Wenn du jemanden zu dir nach Hause einlädst – also an deinen innersten Gedankengängen teilhaben lässt – dann hat derjenige nach Regeln der Netiquette zu spielen. Raus mit allem, was destruktiv und niederschmetternd ist! Du lässt ja auch niemanden bei dir zuhause auf den Teppich pinkeln. Um diese Technik anzuwenden, braucht man kein Blogger zu sein. Auf der Arbeit und im Bekanntenkreis kann es vorkommen, dass man mit Menschen zu tun hat, die jegliche Grenzen übertreten und einem wehtun.
Leite nicht aus Madeleines Erfahrung eine Gesetzmäßigkeit ab, dass jedem, der offenherzig und ehrlich auftritt, dasselbe passiert. Konzentriere dich darauf, die Chancen zu sehen. Wenn du anderen zeigst, wer du bist und wofür du stehst, bekommst du in den allermeisten Fällen sehr, sehr viel zurück (das bestätigt sie im Übrigen auch selbst). Andere öffnen sich dann ebenfalls und man kann sich gegenseitig weiterbringen.
Wenn man sich verschließt, wird man zwar nicht verletzt. Aber man wird einsam und erfährt auch nichts Schönes.
Und man verpasst die großartige Chance, anderen mit seinen Fähigkeiten und Talenten wirklich helfen zu können! Wir erleben dann auch nicht, was es heißt, trotz seiner Defizite von anderen respektiert und geschätzt zu werden. Manchmal ist es sogar eher so, dass man gerade wegen bestimmter Schwächen besonders von anderen geschätzt wird. Weich und verletzlich zu sein ist in jedem Falle schöner als kalt und hartherzig!
Was denkst du darüber? Fällt es dir leicht, dich mitzuteilen oder gar nicht?
© Foto: Lea Sander Fotografie
Schlagwörter: Angst / Balance / Gefühle / Introversion / Mindset / Persönlichkeit / Schüchternheit / Selbstmanagement / Selbstreflexion
Hallo Melina,
Als erstes wollte ich dir sagen, ich mag dich! Und zweitens, dein Blog ist toll. Ich bin nicht schüchtern aber ich kann deine und Maddies´ Problematik verstehen. Wenn immer ich Gegenwind bekomme, dann versuche ich Mitleid für den „Hater“ zu empfinden, es muss die Hölle sein in deren Kopf zu leben.
Wie gesagt, ich jedenfalls mag deinen Blog und dich! Und denk immer dran, sogar Mutter Teresa hatte Hater :)
Dankeschön, liebe Katrin! So ein liebes Lob. :)
Kritik ist ja auch normal und wichtig, um weiterzukommen. Ich finde auch, dass man Hater bis zu einem gewissen Grad auch tolerieren kann. Vieles ist ohnehin lächerlich. Aber auf Madeleines Blog hat man einfach gemerkt, wie stark sich die Stimmung gewandelt hat und dass es schon arg persönlich wurde. Da finde ich es richtig, dass sie eine Grenze zieht.
Ein schwieriges Thema. Ich verfolge Darias Blog auch, ebenso wie einige weitere Blogs, aber wenn mir die Menschen dahinter unsypmatisch werden, offensichtlich gekauft sind etc, denn höre ich einfach auf, den betreffenden Content zu lesen.
Leider ist bei den Bloggern auch nicht alles Gold, was glänzt. Auf einem relativ bekannten Blogzine mit mehreren Autorinnen hab ich vor einiger Zeit auch mal kommentiert, weil die Posts einfach ALLE nur noch sponsored waren und bis auf hübsche Bildchen einfach kein Mehrwert mehr boten – und dann gabs nen piefigen Antwort-Kommentar.
Seitdem lese ich da auch nicht mehr. Was ich damit sagen will: wer sich freiwillig auf eine (Blog-)Bühne stellt, der muss natürlich mit Kritik rechnen, und nirgendwo gibts die, dank der Anonymität, so unmittelbar, hart und oft unfair wie im Netz. Das ist aber ein Risiko, auf das man sich willentlich einlässt.
Dein schönes Beispiel mit dem Hausrecht finde ich da ein bisschen schwierig – denn zu mir nach Hause dürfen nur meine Freunde, auf meinen Blog aber halt numal alle :)
Ich bin auch eher introvertiert und hab schon manchmal ein bisschen Angst vor Gegenwind… da muss man wohl seine Balance einfach finden und manchmal auch darüber stehen.
Liebe Grüße :)
Hi Kati :)
Das sehe ich anders: Ich muss auf meinem Blog niemanden dulden, der jegliches Empfinden für Anstand und menschliches Verhalten verloren hat. Und genau das war bei Madeleine der Fall. Kritik ist absolut in Ordnung und notwendig. Aber der Ton macht die Musik.
Und nur weil ich mich im Netz öffne, heißt das nicht, dass ich auch den ganzen negativen Gedankenmüll reinlassen muss. Alles hat seine Grenzen.
Liebe Grüße,
Melina
Hi Melina, was das angeht, stimme ich dir zu, ich wollte damit eigentlich eher sagen, dass ja jede/r deinen Blog lesen kann, also nicht erst vor deiner Tür steht und anklopft :)
Und bevor man einen verletzenden Kommentar dann löscht, weil man ihn nicht duldet, hat man ihn trotzdem gelesen und sich zu Herzen genommen, das meinte ich. Oder man schaltet eben, wie Daria, alles ab, was natürlich auch schade ist, denn Kommentare zu einem Beitrag machen diesen ja oft immer noch mehr „rund“.
Wirklich schade – denn oft lebt ein Blog ja gerade von der Persönlichkeit des Autors, die man aber nur in geringen Dosen herauslässt, weil es einen sonst angreifbar macht.
Liebe Grüße,
Kati
Ah entschuldige, das hätte ich wirklich missverstanden. Ja, du hast recht, man nimmt es wahr. Eine Gratwanderung zu versuchen, den Hass zu ignorieren und nur nur Konstruktives wahrzunehmen. Ich habe aber auch schon mal Kommentare gelöscht ohne die vorher zu lesen (manchmal sieht man nur einzelne Wörter, da reichts es einem schon)…eben genau aus diesem Selbstschutz-Grund.
Hallo,
habe gerade deinen Blog gefunden und lese mich nun rein – ich freue mich schon sehr darauf.
Ich akzeptiere und respektiere Madeleines Entscheidung – als ich den Post las, war ich sicher, es ist ihr letzter. Auf die Idee, dass sie „nur“ die Kommentare abstellt bin ich gar nicht gekommen.
Übrigens habe ich von Anfang an schon immer Angst vor Trollen und Hatern – und deswegen von Anfang an alle Kommentare abgeschaltet. Passt nicht zu den Ansprüchen mancher Menschen, aber was soll’s: „Lass sie reden“. Wenn ich nun etwas schreibe, dann nur weil ich es interessant finde, weil ich Lust dazu habe meine Gedanken zu formulieren und weil ich denke, dass da draußen vielleicht ein paar Leute sind, die davon profitieren können und wollen. Genaus aus diesem Grund würde ich das Bloggen auch nicht zu meinem Hauptverdienst machen. Genaus aus diesem Grund gebe ich auch nur extrem wenig persönliches von mir her auf dem Blog.
Hallo Monika,
herzlich willkommen und danke für die lieben Worte! :) Ich finde eigentlich, dass eine ganze Menge verloren geht, wenn man die Kommentare abschaltet. Ich lebe davon, dass hier liebe Menschen kommentieren und mir ihre Sichtweise mitteilen. Ich teile mich mit, damit ich Feedback bekomme, auch wenn es mal nicht zwingend positiv ist. Ich kann aber genauso gut verstehen, dass manche das eben nicht tun, weil sie sich vor anderen schützen wollen. Die persönlichen Grenzen sind da sehr unterschiedlich. Und ja – wenn ich für meinen Lebensstil und meine Art mich mitzuteilen so angefeindet werden würde wie Maddie, dann würde ich mir sicher auch überlegen, ob ich mich zurückziehe.
Liebe Grüße!
Ich habe Maddies Artikel gerade eben erst entdeckt und gleich im Anschluss deinen gelesen. Die Verlinkung wird unter Maddies bewegenden Worten als einziger Kommentar angezeigt. Zu ihrem Artikel möchte ich nichts sagen um ihre Entscheidung zurespektieren.
Melina, ich glaube du brauchst dich durch Maddies Worte und ihre Entscheidung nicht beunruhigen lassen. Ich vermute ihr seid da auf zwei unterschiedliche Ebene unterwegs. Wir haben eben das Glück, dass in unserem alltäglichen Leben uns keine Lawine an Ignoranz und Gefühlskälte überrollt. Mit 103k sieht das vermutlich schon ganz anders aus. Lass dich nicht verunsichern. Ich habe oft das Gefühl, das schüchterne Menschen oft sehr reflektierte sind. Sie hören zu, beobachten, saugen auf, denken nach. Und in ihnen brodelt oft mehr als manch Anderen vermuten mag. Als sie selbst vermuten. Geh mit dem, was sich gut für dich anfühlt!
Ganz liebe Grüße und viel Kraft,
Anna
Hi Anna,
du bist so lieb, danke dir!! Ja, ich glaube wir können gar nicht nachempfinden, was es heißt, 103k Abonnenten zu haben. Damit möchte ich mich aber ohnehin nicht vergleichen, da sind wir alle in anderen Welten unterwegs.
Mir ging es nicht um die Angst, dass es mir irgendwann ebenso gehen könnte. Mir geht es eher um die persönliche Anwendung auf meinen Alltag, in der Offline-Welt. Das ergänze ich vielleicht nochmal im Artikel.
Denn da fühle ich mich manchmal ganz genauso. Ich stelle mir täglich in den unterschiedlichsten Situationen immer wieder dieselben Fragen: „Wie viel Kritik kann ich ertragen? Wann ist genug? Soll ich mich meinem Gegenüber wirklich öffnen? Soll ich wirklich zeigen, dass ich eigentlich sensibel bin? Oder versuche ich lieber stark und kontrolliert zu sein? Soll ich für meine Meinung einstehen oder passe ich mich lieber an?“ Ich entscheide mich fast immer für Kontrolle, darum habe ich es eigentlich auch so bewundert, dass Madeleine su mutig war, ein Video hochzuladen, indem sie auf sämtliche Schutzhüllen verzichtet hat. :)
Ich sende dir auch ganz liebe Grüße!
Melina
Hallo,
ich lese deinen Blog schon eine ganze Weile und freue mich auf jeden neuen Artikel. Ich mag dich und deinen Schreibstil sehr, auch deine Themen finde ich super interessant. Zudem kann ich selbst als Introvertierte gute nachvollziehen wie schwer es manchmal ist, sich zu öffnen.
Es ist schade dass es bei Madeleine so weit kommen musste, dass sie die Kommentare abschalten musste. Aber es ist ihr gutes Recht, ich stimme ihr und dir mit dem Hausrecht vollkommen zu.
Ich finde auch dass es eine Tendenz dazu gibt, dass im Internet oft die Grenzen der Höflichkeit überschritten und Kritik persönlich verletzend formuliert wird. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie er damit umgeht und egal wie derjenige sich entscheidet ist es ok.
Ich bin gespannt wie es in der Sache weitergeht, aber ein positives hat die Sache: Das Bewusstsein für dieses Problem wächst. Blogger schreiben darüber, Leser diskutieren darüber und vielleicht kommt es ja bei den richtigen Menschen an und lässt sie über ihr Handeln nachdenken.
Ich hoffe jedenfalls, dass es so ist.
Lieber Gruß,
Sarah.
Hi Sarah! :)
Ich bin auch sehr gespannt, wie es weitergeht. Ich finde, es wird immer offensichtlicher, wie selbstreflektiert man sein muss. Jeden Tag muss ich mich fragen: „Nehme ich die Bedürfnisse anderer wahr?“ „Wie kann ich meine Worte klug wählen, sodass ich denjenigen nicht verletze?“ Aber auch: „Wie gehe ich damit um, wenn wirklich mal jemand auf mir herumtrampelt?“ „Wo ist meine Grenze?“
Ganz schön schwer! Aber irgendwie auch super interessant. Ich mag solche Themen sehr! :)
Hallo! Nun muss ich doch meinen Senf dazu geben, obwohl ich eigentlich sonst eher still mitlese.
Also ich verfolge kaum Blogs, lediglich zwei, und die haben einmal eine eher größere und einmal eine eher kleinere Reichweite. Prinzipiell bewundere ich diese Leute, weil ich persönlich schreibe auch sehr gerne, und habe auch schon öfters mit dem Gedanken gespielt mir einen Blog anzulegen, aber dann hat irgendwie doch immer die Schüchternheit gewonnen. Denn was passiert dann? Man macht sich angreifbar, und gibt Menschen Dinge Preis, die man für gewöhnlich nicht mal seinen Freunden zeigt (zumindest ist das bei meinen Texten so). Umso erstaunlicher finde ich es, dass diese Personen zwar immer mit einem Pseudonym durchstarten, aber dann doch immer ihre Persönlichkeit gleich mit enthüllen. Genau dann ensteht das Problem wie bei Daria Daria (Anmerkung: Habe bis auf das „ich habe es satt“ keines ihrer Videos gesehen) die Leute denken, dass sie einen kennen. Snapchat, Instagram, Facebook – natürlich habe ich dann eher das Gefühl jemanden zu kennen. Ich kann die Person sehen, was sie macht, wo sie was macht, was sie kauft, isst etc.
Ich finde, das ist generell ein ganz schwieriges Thema. Weil beide Seiten – der Blogger und das Publikum – ihre „Macht“ unterschätzen und zu einem gewissen Grad ausnutzen (müssen). Blogger müssen ja immerhin auch von irgendwas leben, das ist ja mehr als verständlich. Aber es muss einem schon klar sein, dass das Internet – und ich meine jetzt nicht nur Blogs – sondern auch die ganzen anderen Plattformen, enorme Angriffsfläche bieten. Und auch wenn man zehn solche Videos macht, und sagt „du kennst mich nicht“, so wird es immer wieder jemanden geben der dennoch Hass oder Unsinn kommentiert. Nennen wir es mal Berufsrisiko. Das manche Menschen hierbei persönlich und respektlos werden, ist natürlich nicht okay. Und ja, es tut vermutlich weh. Aber so Leid es mir tut, meine persönliche Empfindung hierbei ist, dass man mit solchen Videos a la „ich habe es satt“ diesen Menschen noch mehr Stoff liefert. Dann heißt es wieder „Ma jetzt heult sie da rum!“ – egal wie man es macht, man macht es falsch. Wenn man dem entgegen wirken möchte, dann bleibt positiv. Löscht beleidigende Kommentare und weist auf die Netiquette hin. Macht das, wofür ihr steht! Schreibt Artikel über kritisches Verhalten im Netz, wie man sich schützen kann und was für Risiken und Nebenwirkungen man als Blogger hat. Ich denke, es ist an der Zeit den Blog selbst, neu zu definieren. Heutzutage ist dahinter ja nicht mehr bloß eine Person, sondern meistens ein Netzwerk oder eine Agentur – es ist nicht mehr „nur“ ein persönliches Tagebuch. Das soll nun keinesfalls so klingen, als würde ich sagen „selbst Schuld, dann lass es halt“ – nein, gar nicht. Aber ich denke, dass viele zu bloggen anfangen, sich dann über den Erfolg freuen, und dann kommt die Realitätsohrfeige. Und das Problem mit den sozialen Netzwerken ist schon lange bekannt, denn anonym ist man gleich mal viel aggressiver und ehrlicher (gutes Beipsiel hierfür ist die Jodel-App). Dennoch denke ich, dass man als Blogger selbst, bei sich selbst, und seinem online Verhalten ansetzen muss. Nur dann kann man etwas bewegen und ändern. Schützt eure Identität, und gebt Hatern keine Plattform für ihren Hass, und steuert vielleicht bereits früher gegen solch heftigen Gegenwind, dann kann es vielleicht beim nächsten Mal gar nicht so weit kommen.
Ganz liebe Grüße, Susanne
Liebe Susanne,
danke für dein vielschichtiges Feedback. Ich stimme dir in vielem zu. Natürlich weiß ich immer, dass ich Angriffsfläche biete mit dem, was ich sage. Die Sache ist nur die: Wenn ich als Blogger meine Meinung und die Persönlichkeit „dosiere“, bleibt irgendwann nicht mehr viel Authentizität. Ich muss Hatern also eine Plattform geben, denn sonst haben auch die Konstruktiven keine Chance mehr. Beifang hat man immer.
Mir geht es aber gar nicht ums Bloggen per se. mir geht es darum, dass – egal wer ich bin und wo ich bin – ich trotzdem keine Angst davor haben sollte mich zu öffnen. Das schadet mir selbst nämlich viel mehr als allen anderen. Und man sollte sich auch definitiv nicht davor scheuen, alle Menschen (on- und offline) aus seinem Leben zu verbannen, die es verfehlt haben, menschlich zu bleiben.
Liebe Grüße :)
schön gesagt! Das stimmt auf jeden Fall!
Das mit dem öffnen sollte ich auch mehr beherzigen, den meistens gewinnt man dadurch :) das Risiko muss es einem manchmal wert sein!
Liebe Melina!
Ein toller Artikel, wirklich!
Ich habe Maddies Post auch gelesen und war wegen der Überschrift zunächst regelrecht schockiert, da sie auf mich so wirkte, als wolle sie ihren Blog komplett löschen. Wahrscheinlich kann man sich gar nicht vorstellen, wie das ist, mit so vielen Followern und Meinungen konfronitert zu werden und auch so viel Kritik, die wirklich unter die Gürtellinie geht, einstecken zu müssen. Ich bewundere sie wirklich dafür, dass sie trotzdem weitermacht, ihren Weg findet und einfach sie selbst bleibt – das ist an sich schon ein großes Kunststück – aber in einer solchen Situation gleich ein doppeltes.
Ich glaube aber ebenfalls, dass wir (und damit meine ich alle Blogger*innen und solche Personen, die sich irgendwie in der Öffentlichkeit bewegen) uns nicht von solchen krass negativen Kritiken, die mit Konstruktivität mal so gar nicht am Hut haben, herunterziehen lassen sollten. Es wird immer das 1% geben, das uns nicht mag. Und das ist okay und in Ordnung so. Vielleicht sind es auch 10%. Wunderbar. Niemand kann von allen gemocht werden. Manchmal wird man leider sogar regelrecht gehasst. Das gehört – so blöd es klingt – wohl einfach zum Leben dazu.
Da die Hemmschwelle im Internet, was beleidigende und verletztende Kommentare angeht, aber so unglaublich niedrig zu sein scheint, nehmen solche eigentlich vollkommen natürlichen und verständlichen Dinge furchtbare Züge an. Wo man früher der Person in den meisten Fällen einfach aus dem Weg ging, werden jetzt Hater-Kommentare verfasst, die genüsslicher und vor eigenem Ego triefender nicht sein könnten. Ohne, dass man sich der Folgen für das Gegenüber bewusst ist. (Oder schlimmer: Womöglich ist man sich sogar sehr genau im Klaren darüber, was man da gerade anrichtet?)
Wie auch immer: Ich glaube, wir sollten uns nicht davon unterkriegen lassen und finde deinen Wohnzimmer-Vergleich sehr passend. Mein Blog, meine Regeln. Und ich möchte bitte menschlich behandelt werden. Fertig. Ganz simpel und einfach. :)
Ich habe gerade zu dieser Thematik heute auch einen Artikel veröffentlicht – er ist ein bisschen anders konzipiert (er erzählt eine Geschichte), aber vielleicht interessiert er dich ja: http://mehralsgruenzeug.com/lichter-und-das-dunkle
P.S.: Spätestens jetzt bin ich Fan von dir und deinem Blog! ;)
Liebe Grüße und mach‘ weiter so!
Jenni
Hey Jenni,
vielen vielen Dank für deinen lieben Kommentar! Ich habe mich natürlich gleich durch deinen Blog geschmökert. Eine tolle Neuentdeckung, ich folge dir ab sofort auf Facebook und Instagram. :)
Ich bin echt gespannt, was noch kommt in Zukunft: Vor allem wird das Thema ja auch auf anderen Gebieten heiß diskutiert. Wenn beispielsweise Randgruppen auf Facebook angegangen werden und man Hater nicht einmal strafrechtlich verfolgen kann, weil Facebook kaum etwas unternimmt, fragt man sich schon, was noch passieren soll.
Alles Liebe auch für dich! :)
Melina
Hallo Melina,
dein Blogbeitrag zum Thema Hater hat mich sehr berührt. Schon seit etwa zwei Jahren ringe ich mit mir selbst, da ich unglücklich in meinem Job bin und mir nebenbei etwas aufbauen möchte. Das, was mich daran hindert, ist die Tatsache, dass ich an einer Schule arbeite und nicht gerade beliebt im Kollegim und bei den Schülern bin. Ich habe halt eine spezielle Art, was sicher auch an meiner Kindheit und Vergangenheit liegt und wodurch ich oft missverstanden werde. Dennoch gibt es sehr viele Bereiche, die mich interessieren und über die ich gern sprechen würde. Ich halte mich auch- ohne arrogant klingen zu wollen- für eine interessante Persönlichkeit, da ich einen sehr bunten Lebensweg beschritten habe, das merke ich oft in Gesprächen, das stößt immer sofort auf Resonanz. Und ich denke, dass ich gutes Feedback bekommen würde. Sei es in Form eines YouTube Channels, Instagram, Facebook. Dann würde ich Rückmeldung zum Content bekommen und schauen, was die Menschen so interessiert. Gleichzeitig habe ich Angst, dass die Schüler und Kollegen es mitbekommen und mich natürlich (ggf.unter falschem Namen) haten und auf der Arbeit über mich sprechen würden. Denn sie gönnen mir natürlich keinen Erfolg. Zudem weiß ich nicht, inwiefern ich mein Privatleben mit Kollegen und Schülern teilen möchte. Das hält mich von meinem Traum ab und lässt mich immer einsamer und unzufriedener werden, weil ich meine Wünsche unterdrücke. Einen Insta Account zum Thema Fashion habe ich schon, aber die Fotos habe ich immer Gesichtlos gemacht, um nicht erkannt zu werden. Ich stecke in einer blöden Zwitter Position und komme da nicht raus. Die Angst vor Zurückweisung überwiegt. Ich würde mich über Austausch freuen und mich interessiert, was du dazu sagst.
Liebe Grüße
Angelika